Hallo,
der Hund wird nie und nimmer die Babies mit einem Spielzeug verwechseln. Never. Er weiß, dass es sich um Lebewesen handelt. Leider ist das auch schon alles, was man mit Sicherheit sagen kann.
Die denkbaren Verhaltensweisen wären diese:
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Die Kinder lösen den Beutetrieb aus. Das wäre das worst-case-Szenario, denn es würde einen ernstzunehmenden Angriff des Hundes zur Folge haben. Bei einem normal sozialisierten Hund ist das nicht zu erwarten, dennoch sollte man diese Option auf dem Schirm haben.
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Der Hund ist mit der neuen Situation überfordert und stark unter Stress. Das bedeutet, dass er seine Bewegungen nicht unter Kontrolle hat. Des weiteren ist sein Nervenkostüm insgesamt entscheidend dabei, wie er mit dem Stress umgeht. Handelt es sich um einen unsicheren Hund kann von extremem Beschwichtigungsverhalten (bei dem er versucht, die Kinder abzulecken oder an ihnen hochzuspringen) bis hin zu aggressivem Schnappen alles passieren.
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Der Hund ist schlicht neugierig und entwickelt seine Aufgeregtheit eher aus dem Umstand, dass er keinen Kontakt aufnehmen darf und möglicherweise die ganze Zeit unter Spannung festgehalten wird. Dies wäre die beste Variante, da hier eine schrittweise Annäherung schnell von Erfolg gekrönt sein würde.
Problem 1: Man weiß es nicht.
Problem 2: In jeder der Situationen besteht Gefahr für die Kinder.
Ich persönlich würde mich immer um eine Annäherung bemühen. Allerdings kann ich Hundeverhalten gut einschätzen und erkenne, wann eine Situation bedenklich ist.
In keinem Fall würde ich ohne Maulkorb agieren. Dabei muss die Maulkorbgewöhnung unabhängig von den Kindern erfolgen und möglichst positiv vom Hund verknüpft werden. Bis der Hund das erste Mal Kontakt mit den Kindern hat, muss er den Maulkorb entspannt tragen, ohne den Versuch zu machen, ihn abzustreifen. Ich würde in diesem Fall einen Nylonmaulkorb empfehlen, da dieser bei Kontakt die Kinder nicht verletzt (durch Kratzen).
Dann würde ich den Hund - ebenfalls unabhängig von den Kindern - daran gewöhnen, in der Wohnung ein Brustgeschirr und eine lange (ca. 4m) Leine daran zu tragen. Das wird ein wenig lästig, weil der Hund sich schnell mal verheddert, deswegen muss man das immer überwachen. Wenn er sich erschreckt, weil er einen Stuhl umwirft oder irgendwo festhängt, wäre das blöd.
In dieser Zeit würde ich für Geruchsinput sorgen: Gebrauchte Windeln der Babies, getragene Strampelhosen, vollgespuckte Lätzchen. Das alles kriegt der Hund zum ausgiebigen Untersuchen und Kennenlernen. Dabei nimmst du immer die Leine in die Hand und trainierst den Hund darauf, sich diesen Dingen langsam und kontrolliert zu nähern. Die Leine sollte immer locker durchhängen. Lass ihn z.B. auf dem Weg zu den Sachen absitzen und belohne ihn für Ruhe und Kontrolle.
Wenn ihn die Sachen nur noch bedingt oder nicht mehr interessieren und er gut kontrollierbar ist, ist es Zeit für die Kinder. Idealerweise sind sie satt und zufrieden, wenn der erste Kontakt stattfindet, und Holger hat eine ausgiebige Gassirunde hinter sich und ebenfalls einen vollen Bauch - und natürlich einen Maulkorb.
Dann können sich Mama und Papa mit den Babies auf dem Arm auf die Couch setzen und du kommst mit dem angeleinten Holger dazu. Lege den Weg zu den Gästen kontrolliert zurück und lobe Holger ruhig und sanft für Kontrolle in seinem Verhalten. Dann darf er an die Babies ran.
Die Eltern können für den allerersten Moment eine Stoffwindel über die Gesichter legen und diese dann wegnehmen, wenn Holger den ersten Kontakt aufgenommen hat. Ist er ruhig, darf er ausgiebig riechen, ist er sehr aufgeregt, führst du ihn nach dem ersten Kontakt wieder ein Stück zurück, lässt ihn sitzen und versuchst es dann wieder.
Zeigt er irgendeine Form von Aggression, wie Knurren oder Hochziehen der Lefzen (sieht man auch mit MK), brich die Aktion ab und lasse es für immer. Für diesen Fall würde ich Hund und Kinder konsequent getrennt halten.
Auf diese Art und Weise darf Holger immer wieder (am Anfang möglichst oft) Kontakt haben. Ist er ruhig, darf er im Zimmer bleiben (natürlich mit MK und Leine gesichert).
Beide Sicherungsmaßnahmen würde ich beibehalten. Selbstverständlich darf der Hund niemals allein mit den Kindern sein.
Schöne Grüße,
Jule