Hallo Chrissie,
meine 8-monatige Border Collie-Labrador-Jack Russel- Mixin scheint seit heute Gefallen am Jagen gefunden zu haben.
Mit 6 Monaten erwacht bei Hunden der Jagdtrieb. Bis er komplett ausgeprägt ist, kann es bis zu 2 Jahren dauern.
Du hast einen Rassemix, der eine starke genetische Disposition für das Jagen mitbringt. Da sind zum einen Labrador und Jack-Russel-Terrier als klassische Jagdhunde, zum anderen der Border Collie als extremer Hütehund. Dieser wirkt sich aber nicht etwa dämpfend auf das Jagdverhalten aus, im Gegenteil: Der Hütetrieb ist nichts anderes als ein kanalisierter Jagdtrieb, dem die Endhandlung - das Packen und Töten - fehlt. Alle anderer Sequenzen des Jagens werden auch beim Hüten gezeigt - dazu gehört auch das Hetzen. Dir sollte also klar sein, dass du mit hoher Wahrscheinlichkeit deinen Hund niemals komplett vom Jagen abhalten können wirst. Du kannst lediglich die Ausprägung beeinflussen und eine gewisse Kontrolle erreichen, das Jagen verhindern können, wirst du kaum.
Das Reh, ganz offensichtlich ein Jungtier, hat tatsächlich zunächst mit gespielt, ist also wieder auf meinen Hund zu gelaufen.
Das Reh hat mitnichten „gespielt“. Beute spielt nicht mit dem Jäger. Das auf den Hund Zulaufen ist lediglich eine Schreckreaktion. Sobald das Reh wieder bei Sinnen ist und/ oder Witterung vom Hund bekommt, rennt es weg.
Irgendwann hatte das Reh keine Puste mehr und legte sich hin.
Und wird möglicherweise sterben. Rehe sind keine Läufer und können sich bei Sprints völlig körperlich verausgaben. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein „nur“ gehetztes Reh stirbt, ist insgesamt deutlich höher, als dass es überlebt. Hierbei spielen Faktoren wie Revierwechsel, verlassene Kitze, überquerte Straßen etc. eine große Rolle.
Meine Hündin hätte genug Zeit gehabt, um das Reh zu verbeißen.
Dazu ist sie vermutlich einfach noch nicht alt genug. Das kann sich in der Zukunft durchaus ändern.
Zu diversen Antijagdtrainings hast du ja schon Links bekommen. Für viele Hunde heißt es aber irgendwann einfach (und meist lebenslang): In bestimmten Gegenden an die Leine.
Die meisten Hundebesitzer bringen ihren Hunden das Jagen allerdings zuerst mal selbst bei, bevor sie dann beschließen, dass es sich um unerwünschtes Verhalten handelt. Ein Klassiker dafür ist das stupide Werfen von Bällen. Der Hund wird von Welpenbeinen an darauf getrimmt, auf schnelle Bewegung zu reagieren und loszurennen. Abgesehen davon, dass viele solcherart „bespielte“ Hunde zu völlig verblödeten Balljunkies werden, erschwert es den Kampf gegen das Hetzen ungemein. Das heißt übrigens nicht, dass Bälle bähh sind, lediglich die Art des Einsatzes sollte man überdenken.
Schöne Grüße,
Jule