Guten Tag Nadine G.,
zum einen erst mal eine Verbesserung. Der 9.11. ist Tag der Grenzöffnung und gleichzeitig der Tag der Progrome (Angriff durch Nazis auf jüdische Geschäfte), als auch der Tag der Ausrufung der Republik 1918 aber nie der Tag der deutschen Einheit. Dies ist der 03.10. Als Lehrer sollte man das eigentlich wissen!
Daher erstmal einwenig Geschichtsstunde:
09.11.1918 Ausrufung der deutschen Republik
09.11.1933 Progromnacht in Deutschland, von den Nazis selbst als „Kristallnacht“ bezeichnet. Jüdische Geschäfte werden zerstört, Synagogen angezündet. Die jüdischen Ladenbesitzer geschlagen, verhaftet mancher Orts auch durch den Mopp getötet.
09.11.1989 Günther Schabowski (Mitglied des Ministerrats der DDR und der Volkskammer) verkündet auf einer Pressekonferenz am Abend des besagten Tages im Sendezentrum des DDR Fernsehens Berlin-Adlershof vor internationaler Presse, dass alle Grenzübergangsstellen zur BRD und Westberlin für alle DDR Bürger geöffnet werden. Auf Nachfrage eines Jornalisten, ab wann das gelte, kam die Antwort: „Meines Wissens gilt es ab sofort“.
Dies nahmen tausende DDR Bürger zum Anlass, an die Grenze zu gehen. Anfangs weigerten sich die DDR Grenzer, diese zu öffnen. Doch der immer mehr werdenden Menschenmassen konnten die sogenannten Vorzeune und Schlagbäume irgendwann nicht mehr stand halten. Um eine Eskalation zu verhindern, wurde die Grenze geöffnet. Dies war zu erst in Berlin der Fall, da da mehr Menschen an den Grenzen waren. Der erste Schlagbaum öffnete sich gegen 23.45 Uhr in der Bornholmerstrasse.Soweit zum 09.11.
Ein knappes Jahr später erfolgte dann zum 03.10.1990 die Vereinigung der DDR mit der BRD zu einem geeinten Deutschland.
Nun zum Sportunterricht. Da gab es zum Unterricht in der BRD keinen großen Unterschied. Dort wurde genauso gern mal Fussball gespielt (für die Jungs) und Volleyball (für die Mädchen). Auch wurde Weitsprung oder Laufen, Klettern und Werfen (anfangs Ballwurf bis zur 6.Klasse und ab 7.klasse Kugelstoßen) trainiert.
Und dann gab es Sport, der Region gebunden war.
Ich selber bin im Thüringer Wald groß geworden. Dort war der Wintersport sehr gefragt. Immer wenn schönes Wetter war und Schnee lag wurde im Sportunterricht Ski gefahren. Wer keine eigenen Skier hatte, hat sie sich kostenlos an der Schule für den Unterricht ausleihen dürfen.
Der einzige Unterschied war, das wir damals mehr Respekt vor unseren Lehrern hatten, als die Jugend heute.Und zeigte sich auch schon zum Beginn eines Unterrichts.
Der Unterricht begann immer damit (im übrigen hatten Jungen und Mädchen getrennten Sportunterricht und das nicht wegen der Geschlechter Trennung, sondern weil die Jungen auch mal Sportarten trainierten, die damals für Mädchen nicht so angesagt waren wie: Fussball, Boxen, Stangenklettern gegen die Uhr, Sprungübung über Pferd, Turnübungen am Reck. Umgekehrte Sportarten wie Bodenturnen, Schwebebalken,Volleyball etc. von Jungs verpönt waren.) das alle sich in Reih und Glied aufzustellen hatten (von groß nach klein) und der sogenannte „Melder“ vor ihnen stand (dieser wurde wöchentlich gewechselt,also jeder Klassenkammerad war mal Melder)und rief: „Achtung! Stillgestanden!“ das erfolgte immer,wenn der Lehrer bei den Jungs oder die Lehrerin bei den Mädchen den Turnsaal betrat bzw. bei Sport im Freien auf dem Appellplatz kam. Es folgte weiter: „Zur Meldung für den Sportunterricht bei Herrn/Frau … die Augen links/rechts“ -abhängig wo der/die Leherer(in) stand. Dann erfogte das Kommando „abzählen!“. Also begann der/die Größte mit 1 (drehte dabei den Kopf in Richtung des Nachfolgers nach der Zahlnennung wieder zurück in die Richtung des Lehrers) 2…3…4…5…6…7…usw. .der letzte (also der kleinste) nannte seine Zahl machte dabei einen Schritt nach vorne und sagte den Zusatz „durch“.(war meistens ich,da ich lange der kleinste war)
Wenn also 8 Jungen normalerweise in der Klasse waren, aber beim Durchzählen man nur bis 7 kam, mußte der Melder bei seiner Meldung nun dem Lehrer den Fehlgrund und den Namen nennen. War dem Melder der Fehlende nicht bekannt, hatte dieser somit unentschuldigt gefehlt.Hier also ein paar Varianten der Meldung des Melders an den Lehrer. Dabei drehte sich der Lherer und der Schüler zueinander zu:
„Herr …ich melde die Klasse …(Besp.6a) ist vollzählig zum Sportunterricht angetreten“ -wenn keiner fehlte.
„Herr …ich melde die Klasse 6a ist zum Sportunterricht angetreten. Es fehlt …entschuldigt aus Krankheitsgründen“ oder „Es fehlt… Er ist vom Sportunterricht befreit.“ oder „Es fehlt einer unentschuldigt.“ (letzteres kam in unserer Klasse nie vor, da wir alle gerne Sport machten.)
Danach drehten sich beide wieder zur Formation.
Wichtig dabei. Alle Schüler hatten stramm wie ein Soldat zu stehen und dabei absolutes Redeverbot aus Respekt vor dem Lehrer mit dem Blick zum Lehrer.
Dann übernahm der Lehrer das Kommando.
„Klasse 6a stillgestanden! Die Augen geradeaus!
Zum heutigen Sportunterricht begrüße ich euch mit einem freundlichen ´Guten Morgen/Tag´!“ Worauf alle im Chor antworteten „Guten Morgen/Tag Herr/Frau …!“
dann erfolgte das Kommando vom Lehrer an den Melder:
„Danke Melder.Zurück ins Glied!“ Hatte dieser sich in die Formation eingegliedert, folgte vom Lehrer das Kommando :
„Klasse 6a rührt euch!“ Das hiess, man mußte nicht mehr stramm wie ein Soldat stehen. Man konnte also eine läßigere Haltung annehmen.Bedeutete aber nicht, die Formation verlassen zu dürfen auch galt weiterhin das Redeverbot. Es sei denn, der Lehrer war nicht ganz so streng (und unserer war so einer).Er ließ meistens einen Halbkreis um sich bilden,um dann allen zu erklären was für den Sportunterricht auf den Plan steht und was das Stundenziel sein soll. Dennoch galt auch bei ihm. Wenn jemand was sagen wollte oder eine Frage hatte ,hatte er sich zu melden und zu bitten ob er was sagen dürfe. Wollte unser Lehrer bei seinen Erklärungen nicht unterbrochen werden, verweigerte er das Wort des Schülers. Wiedersetzte sich dieser und mit zunehmenden Alter taten wir das alle mal, konnte unser Lehrer auch mal laut werden. Tat man das häufig um zu stören, konnte man vom Lehrer des Feldes verwiesen werden -sprich der Sportunterricht war für denjenigen vorbei. Da es manche gab die genau das wollten-weil sie an dem Tag keine Lust auf Sport hatten oder so-, gab es dafür einen eingetragenen Tatel ins Klassenbuch.Bei 3 Tateln wurden diese Schüler in der nächsten Klassensitzung vor der gesamten Klasse gezwungen, für ihr Fehlverhalten sich zu entschuldigen und zu erklären warum er es getan hat.
Kam man in kurzer Zeit sogar auf mehr als 3 Tatel, mußte man nicht nur vor der eigenen Klasse sich rechtfertigen, sondern wurde bei den sogenannten Klassenappellen nach vorne gerufen und hatte sich vor der gesamten angetretenen Schule, also allen Klassen (1 bis 10) zu entschuldigen und zu erklären. Das konnte dann richtig peinlich werden für denjenigen. So erzielte man aber den Respekt und den Gehorsam vor den Lehrern, eines Erwachsenen überhaupt und schliesslich auch seinen Klassenkameraden gegenüber.
Am Ende des Sportunterrichts gab es das gleiche Prozetere wie zu Beginn. Aber ohne Meldung an den Lehrer.
Soweit meine eigenen Lebenserfahrungen als Schüler in der DDR
alberich