Ein paar Fragen zur TTIP; u. a. zum Nutzen

Hallo Zusammen,

wenn beide Parteien (USA und EU) gleichermaßen Vorteile in den Handelsbeziehungen durch TTIP erlangen, wem sollte es dann noch nützen?

Eventuell nutzt es ja der Wirtschaft insgesamt!? - Aber immer wenn es Nutznießer gibt, muss es auch benachteiligte geben, die den „Nutzen“ in Form von „Verzicht“ generieren; einfache Logik! Ich fürchte, diese Benachteiligung besteht - in diesem Fall - aus dem Verlust von Zöllen. Daher werden die betroffenen Regierungen wohl auf diverse Einnahmen verzichten…

Ich habe keine Ahnung wie das in den USA gewöhnlich so läuft, ist mir auch vollkommen egal, aber hier in Deutschland verzichtet die Regierung niemals auf irgendwelche Einnahmen. Da die Wirtschaft, sei es die in den USA oder die hiesige, entlastet/gefördert/bemachtet werden soll - und die das dann bestimmt auch 1:1 an ihre Kunden (>> uns) weitergeben wird (Ironie: AUS!) - hmmm…; wer kommt dann noch für die Gegenfinanzierung in Frage? - Wer wird das sein?

Wird dieser Vertrag zufällig auch so abgeschlossen, dass niemals mehr, irgendjemand daraus austeigen kann, wie es etwa beim Euro oder der EU der Fall zu sein scheint? - Wenn das dann ebenso „zementiert“ sein sollte, wäre es dann nicht sinnvoll die europäische Bevölkerung darüber abstimmen zu lassen? - Anstatt die Bevölkerung, wegen einer 4-Jahresregierung, wieder in etwas Ähnliches wie eine lebenslange Sippenhaft zu nehmen, so wie schon zuvor beim Euro?

Ich weiß, dass das Thema schon ziemlich „abgenudelt“ ist und schon viel gefragt wurde, allerdings sind diese Fragen irgendwie speziell. Fehlerhafte Annahmen meinerseits bitte verständlich widerlegen; ich bin kein Experte in diesen Dingen.

Gruß _unplugged

Hallo!

Aber immer wenn es Nutznießer gibt, muss es auch benachteiligte geben,
die den „Nutzen“ in Form von „Verzicht“ generieren…

Bei Wetten steht einem Gewinn immer der Verlust anderer Wetter gegenüber, weil keine Werte geschaffen werden. In der (Real-) Wirtschaft werden aber Werte und Nutzen geschaffen, so dass dem Gewinn auf der einen Seite kein Verlust auf der anderen Seite gegenüber stehen muss. Gute Geschäfte sind solche, von denen beide Seite profitieren und es keine Verlierer gibt.

Nutzen ohne Schaden/Verzicht auf der anderen Seite kann auch generiert werden, indem man beide Seiten gleichermaßen behindernde Hemmnisse abbaut. Wenn A nur Waren herstellt und kauft, die seinen Prüfverfahren genügen und B verfährt ebenso, allerdings mit anderen Prüfverfahren, haben A und B ein Problem, miteinander ins Geschäft zu kommen. Von einer Angleichung der Prüfverfahren hätten beide Seiten einen Nutzen.

Ich fürchte, diese Benachteiligung besteht - in diesem
Fall - aus dem Verlust von Zöllen. Daher werden die
betroffenen Regierungen wohl auf diverse Einnahmen
verzichten…

Zölle sind zweischneidig. Sie schützen die eigene Wirtschaft, behindern sie aber auch gleichzeitig. Wer auf diese Weise Einnahmen für den Fiskus generieren will, wird den Irrtum bei der Betrachtung der Gesamtrechnung bemerken.

Da die Wirtschaft, sei es die in den USA oder die
hiesige, entlastet/gefördert/bemachtet werden soll - und die
das dann bestimmt auch 1:1 an ihre Kunden (>> uns)
weitergeben wird (Ironie: AUS!)
- hmmm…; wer kommt dann noch
für die Gegenfinanzierung in Frage? - Wer wird das sein?

Alle im Handel und/oder der staatlichen Administration entstehen Kosten trägt am Ende immer der private Verbraucher. Deshalb können private Verbraucher von irgendwo beim Handel entstehenden Kosten, die nicht unmittelbar dem Produkt zugute kommen, keinen Nutzen ziehen.

Wird das Geschäft zwischen der EU und den USA durch Abbau von Handelshemmnissen gefördert, gibt es gewiss einen Nutzen. Allerdings bedeutet mehr Handel nicht unbedingt mehr Konsum, so dass die Steigerung des Geschäftsvolumens mit den USA sicher auch auf Verlagerungseffekten beruhen wird.

Gruß
Wolfgang

Hallo Wolfgang.

Nutzen ohne Schaden/Verzicht auf der anderen Seite kann auch generiert werden,
indem man beide Seiten gleichermaßen behindernde Hemmnisse abbaut. Wenn A nur
Waren herstellt und kauft, die seinen Prüfverfahren genügen und B verfährt ebenso,
allerdings mit anderen Prüfverfahren, haben A und B ein Problem, miteinander ins
Geschäft zu kommen. Von einer Angleichung der Prüfverfahren hätten beide Seiten
einen Nutzen.

Wird das Geschäft zwischen der EU und den USA durch Abbau von Handelshemmnissen
gefördert, gibt es gewiss einen Nutzen. Allerdings bedeutet mehr Handel nicht unbedingt
mehr Konsum, so dass die Steigerung des Geschäftsvolumens mit den USA sicher auch
auf Verlagerungseffekten beruhen wird.

Okay, die Märkte werden „harmonisiert“ und somit vereint. Wird es bei den sogenannten „Verlagerungseffekten“ nicht zwangsläufig auch zu einer Abnahme unserer sozialen Standards kommen?

Immerhin stehen wir ab dann ja deutlich mehr in Konkurenz zum Wirtschaftsstandort USA. Die dortigen Standards sind bei weitem unterhalb der unseren; ich gehe mal stark davon aus, dass das langfristig negative Auswirkungen bei uns haben wird. Allein der Konkurenz wegen, um nicht irgendwann von der Exportnation USA abhängig zu werden… (war nur die Kurzversion!)

Gruß _unplugged

Okay, die Märkte werden „harmonisiert“ und somit vereint. Wird
es bei den sogenannten „Verlagerungseffekten“ nicht
zwangsläufig auch zu einer Abnahme unserer sozialen Standards
kommen?

Warum?

Immerhin stehen wir ab dann ja deutlich mehr in Konkurenz zum
Wirtschaftsstandort USA. Die dortigen Standards sind bei
weitem unterhalb der unseren

Sagt wer? Die Standards sind in vielen Punkten höher.

Allein der Konkurenz wegen, um nicht irgendwann von der
Exportnation USA abhängig zu werden… (war nur die
Kurzversion!)

Exportnation USA??? Soll das ein Witz sein?

Okay, die Märkte werden „harmonisiert“ und somit vereint. Wird
es bei den sogenannten „Verlagerungseffekten“ nicht
zwangsläufig auch zu einer Abnahme unserer sozialen Standards
kommen?

Warum?

Wenn wir unsere sozialen Standards alle behalten werden, können wir auf Dauer nicht konkurenzfähig bleiben.

Als Beispiel fällt mir da z. B. der Arbeitgeberanteil zur Sozialversicherung oder der dt. Kündigungsschutz ein. Beides gibt es in den USA (so) nicht. Langfristig werden die Firmen ins „Billiglohnland“ USA abwandern, da es für sie - aufgrund des harmonisierten Marktes - egal ist, wo sie produzieren.

Immerhin stehen wir ab dann ja deutlich mehr in Konkurenz zum
Wirtschaftsstandort USA. Die dortigen Standards sind bei
weitem unterhalb der unseren

Sagt wer? Die Standards sind in vielen Punkten höher.

Welche sozialen Standards sind in den USA höher? - Warum haben dort so viele Menschen mehrere Jobs und trotzdem kein Geld für zum Arzt?

Allein der Konkurenz wegen, um nicht irgendwann von der
Exportnation USA abhängig zu werden… (war nur die
Kurzversion!)

Exportnation USA??? Soll das ein Witz sein?

Nee, falls die Industrie von hier abwandert könnte das irgendwann passieren, oder?

Gruß _unplugged

Hallo!

Wird das Geschäft zwischen der EU und den USA durch Abbau von Handelshemmnissen
gefördert, gibt es gewiss einen Nutzen. Allerdings bedeutet mehr Handel nicht unbedingt
mehr Konsum, so dass die Steigerung des Geschäftsvolumens mit den USA sicher auch
auf Verlagerungseffekten beruhen wird.

Okay, die Märkte werden „harmonisiert“ und somit vereint. Wird
es bei den sogenannten „Verlagerungseffekten“ nicht
zwangsläufig auch zu einer Abnahme unserer sozialen Standards
kommen?

Mit „Verlagerungseffekt“ meinte ich Veränderungen in der Zusammensetzung der Handelspartner und Warenströme. Wenn die Handelsvolumina zwischen der EU und den USA steigen, aber der Konsum steigt nicht im gleichen Umfang, muss es zwangsläufig zur Reduzierung der Handelsvolumina mit anderen Partnern kommen. Der Effekt wird bei landwirtschaftlichen Produkten, Dienstleistungen, Software, Maschinen und Autos jeweils unterschiedlich ausgeprägt sein und wiederum in verschiedener Ausprägung in und zwischen den einzelnen Mitgliedsstaaten der EU.

Immerhin stehen wir ab dann ja deutlich mehr in Konkurenz zum
Wirtschaftsstandort USA.

Ja.

Die dortigen Standards sind bei weitem unterhalb der unseren…

Dem ist nicht so. Ich bin zwar nicht aussagefähig über alle Branchen und Produkte, aber durchaus in verschiedenen Bereichen der Elektrotechnik. Dabei kann man nicht von höheren oder niedrigeren Standards reden. Es sind andere Standards mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Angleichung wird unter dem Strich zu weniger administrativem Aufwand und zur Kostensenkung führen.

Unternehmen, die qua schierer Größe mit vorhandener betrieblicher Infrastruktur nicht angeglichene Standards auch bisher bewältigten, werden sich über geringeren Aufwand freuen. Aber für Mittelständler bieten Angleichungen überhaupt erst die Einstiegsmöglichkeit in den US-Markt. Es wird ein ähnlicher Effekt sein wie zuvor in der EU. Früher war es für Mittelständler kaum zu handhaben, in mehrere andere Länder zu exportieren, während heute ein Handel mit Frankreich oder Italien beinahe wie ein Inlandsgeschäft läuft. Wer wissen will, welch zweifelhafter Spaß mit Im- und Export verbunden war, sollte es heute mit der Schweiz zelebrieren und wird den Unterschied zum Handel mit einem EU-Land sofort bemerken.

dass das langfristig negative Auswirkungen bei uns haben wird.
Allein der Konkurenz wegen, um nicht irgendwann von der
Exportnation USA abhängig zu werden…

Halte ich für eine gewagte Aussage, dass ein Industrie- und Handelsmoloch wie die EU von den USA abhängig wird. Es gibt gegenseitige Abhängigkeiten in unterschiedlicher Ausprägung bei einzelnen Erzeugnissen, aber die gab es schon immer und sind per se nichts Schlimmes. Abhängigkeiten entstehen in einer arbeitsteiligen Wirtschaft zwangsläufig. Man kann es auch eher positiv besetzt als Verflechtung bezeichnen. Es wäre sehr zu wünschen, brächten wir diese Verflechtung auch mit Russland über den Gassektor hinaus stärker zustande. Wirkt nämlich vertrauensfördernd und friedenssichernd.

Aus meinem Nähkästchen: Die Wirkungen von Handelshemmnissen spürte ich während meines ganzen bisherigen Berufslebens. Schon in den 70ern als Entwickler in einem heute nicht mehr existierenden Konzern hatte ich immer wieder mit Patenten zu tun. Ein anständiger Entwickler musste seine Daseinsberechtigung durch regelmäßige Patentanmeldungen demonstrieren. Wer schreibt, der bleibt. Also wurde tüchtig geschrieben :smile: Wir hatten eine eigene Patentgesellschaft, die sich um so Kleinkram wie Kosten und Formalismus kümmerte. Zum Formalismus gehörte, dass man in den USA als Ausländer kein Patent anmelden konnte. Man musste alle Rechte an einen amerikanischen Staatsbürger abtreten. Natürlich hatte der Konzern einen geeigneten Ami auf der Gehaltsliste einer Niederlassung in den USA, wie man überhaupt auf dem ganzen Globus geeignete Leute hatte, die abwickelten, was eigentlich gar nicht ging oder etwa bei Waffengeschäften verboten war. Aber das ist eine andere Geschichte. Zurück zum Ami, dem man seine Rechte an der Erfindung abzutreten hatte. Der zahlte dafür einen symbolischen Preis, den sog. Erfinderdollar. War tatsächlich eine 1-Dollar-Note, die eingetütet und beschriftet über den großen Teich geschickt und dem Erfinder überreicht wurde. Ich hab mein Exemplar bis heute aufbewahrt. Nette Erinnerung und damals in einem Riesenunternehmen, das alles abwickelte, gar kein Problem. Aber mach das mal als Mittelständler oder Freiberufler - kannste vergessen oder musst Agenten bezahlen. Und such’ dann mal dein Recht in den USA an dem übereigneten Patent … Von daher muss man internationale Vereinbarungen über Verfahrensweisen bei Schutzrechten in Gold fassen.

Anderes Beispiel: Den o. g. Konzern gab es nicht mehr und statt Zieleinrichtungen zum Totschießen entwickelte ich Sachen für die Medizintechnik. Rein technisch betrachtet nicht wirklich ein großer Unterschied und auch beim Export mit mancherlei Ähnlichkeiten. So ist jeder nationale Markt viel zu klein; man muss das Zeug in die ganze Welt verkaufen. Dumm nur, wenn etwa für die Schweiz, Japan, Deutschland, den damaligen Ostblock und die USA unterschiedliche Regelwerke zu Brandschutz und elektrischer Sicherheit zu beachten waren. In den USA gilt UL und in Deutschland gilt VDE … Für die verschiedenen Märkte jeweils verschiedene Geräte zu entwickeln, ist zu teuer und logistisch nicht zu handhaben. Reicht ja schon, dass Gerätschaften für die USA für größeres Körpergewicht und größeren Körperumfang dimensioniert werden müssen, weil die Patienten viel fetter sind als sonst irgendwo auf dem Globus, japanische Sumo-Kämpfer mal unberücksichtigt gelassen. Das sind wirklich die Probleme eines E-Ings!

Die Lösung: Man entwickelt ein Gerät, das allen einschlägigen Vorschriften aller Herren Länder entspricht. Wollen die Amis vor allen Dingen verhindern, dass im Brandfall irgendwas Giftiges aus den Geräten wabert, haben Deutsche besonderen Respekt vor Gefahren eines elektrischen Schlags. Ist in den USA bei 110 V nicht so das Thema und wo die Amis elektrische Durchflutung wollen, stellen sie einen speziellen Stuhl bereit. Trotzdem bekommen sie Geräte, wo man selbst nach vorsätzlicher Manipulation keinen Schlag bekommen kann und Deutsche bekommen ein elektrisch ebenso sicheres Gerät, an das man gerne eine brennende Lunte halten darf (wird genüsslich ausprobiert!) und es verlischt von alleine.

Technisch hat man die Sache erledigt, aber nun muss man das ganze Geraffel den verschiedenen Prüfinstituten der diversen Länder zur Zertifizierung geben. Das überfordert jeden Mittelständler und er wird allen die Füße küssen, die sich um vereinheitlichte Vorschriften mit gegenseitiger Anerkennung der Prüfzertifikate kümmern (gehört übrigens zu den Errungenschaften der EU).

Gruß
Wolfgang

Hallo Wolfgang.

Dem ist nicht so. Ich bin zwar nicht aussagefähig über alle Branchen und Produkte , aber
durchaus in verschiedenen Bereichen der Elektrotechnik. Dabei kann man nicht von
höheren oder niedrigeren Standards reden. Es sind andere Standards mit
unterschiedlichen Schwerpunkten. Angleichung wird unter dem Strich zu weniger
administrativem Aufwand und zur Kostensenkung führen.

Ich meinte nur die sozialen Standards; hatte blöderweise im zweiten Absatz nur „Standards“ geschrieben - mein Fehler!

Gruß _unplugged

Hallo!

Ich meinte nur die sozialen Standards; hatte blöderweise im
zweiten Absatz nur „Standards“ geschrieben

Die USA gehören zwar zu den bedeutendsten Handelspartnern Deutschlands https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/Gesamtwirtsc… , sind aber trotzdem nur ein Partner und vielen. Das wird nicht reichen, um hierzulande an sozialen Standards zu rütteln, sofern die Gefahr überhaupt besteht.

Wir verkrafteten für Exporte einen Kurs von 1,40 $ für einen Euro und für Importe gerade 1,05 $ für einen Euro. Die Wirkung solcher schon recht drastischen Paritätsveränderung bleibt im überschaubaren Rahmen. Offenkundig wird nicht vorrangig über den Preis verkauft. In den USA kauft eben niemand einen Mercedes, weil er so schön billig ist und wer hierzulande ein Oszilloskop von Tektronix kauft, interessiert sich allenfalls am Rande dafür, ob das Ding einen Hunderter teurer oder billiger ist.

Bei Ebay wollen Privatleute beim 1-Euro-Artikel kostenlosen Versand haben und bei kik achten sie darauf, ob die Jeans 9,99 oder 19,99 kostet. Diese Sorte Geschäfte mit beliebig austauschbaren Lieferanten - Hauptsache billig - läuft mit Bangladesh und China sowie in einigen Bereichen der Lebensmittelindustrie und prägt die Preisvorstellungen vieler Verbraucher. Außerhalb der Marktsegmente mit austauschbaren Produkten und Lieferanten sieht die Welt anders aus. Die Hersteller italienischer Verpackungsmaschinen und deutscher Präzisionsschleifmaschinen, deren Service, Beratung, kundenspezifische Ausführung und jahre - bis jahrzehntelange Lagerhaltung für Ersatzteile sind aber nicht beliebig austauschbar. Eine ganz normale Tischbohrmaschine aus Deutschland kostet schon mal 5.000 €. Für den Preis bekommt man mindestens 10 (!) Stück aus China. Trotzdem haben wir keine chinesischen Sozialstandards. Das sind nämlich keine Wettbewerber, bestenfalls abschreckende Beispiele. Ein im Baumarkt erstandener Winkelschleifer aus China machte bei erster Beanspruchung die Grätsche. Klüger geworden kauft man nächstens für einen um ein Mehrfaches höheren Preis ein Gerät, wo Flex draufsteht. Das Teil kann man bis zum Abwinken beanspruchen, es geht nicht kaputt, tut einfach seinen Dienst.

Soll heißen: Wir brauchen uns nicht zu sorgen, dass Billigheimer das Geschäft kaputt machen. Wer sich länger am Markt behaupten will - das funktioniert nur mit Qualität - muss hohen Aufwand treiben, braucht Fachleute und kann nicht billig verschleudern.

Gruß
Wolfgang

Hallo Wolfgang.

Für den Preis bekommt man mindestens 10 (!) Stück aus China.

Die USA sind aber nicht China. In den USA werden ebenso qualitativ hochwertige Produkte (mal mehr, mal weniger…), wie hierzulande hergestellt. Den Billischkram importieren die ebenso wie wir. Die eher aus China, wir eher aus Bangladesh…

Ich bin mir nicht so sicher, dass wir uns noch Jahrzehnte auf unserem ach so tollen „Made in Germany“ ausruhen können. Ich arbeitete Jahrelang weltweit im Maschinenbau und bin erst seit 3 Jahren wieder in Deutschland. Es ist unglaublich, wie derweil das (Qualitäts-) Niveau in allen Bereichen dieses Wirtschaftszweiges nachgelassen hat.

Das hat mit den urdeutschen Tugenden aber gar nichts mehr zu tun. Erklären kann ich diese Entwicklung auch nicht; das Desaster beginnt aber schon mit der Qualität der Auszubildenden…

Aber Danke für Deine ausführlichen Erklärungen!

Gruß _unplugged

Hallo!

Ich bin mir nicht so sicher, dass wir uns noch Jahrzehnte auf
unserem ach so tollen „Made in Germany“ ausruhen können.

Mit dem „Made in Germany“ wurde und wird mancherorts Schindluder betrieben. Es gibt Unternehmen, die nichts zu bieten haben, kein Know-how, schon gar keine Qualität und mit der Herkunftsbezeichnung werben. In einem mir bis ins Detail bekannten Fall werden ausschließlich Teile chinesischer Produkte als komplette Bausätze importiert, hier von ungelernten Kräften buchstäblich irgendwie und ohne taugliche Qualitätssicherung zusammengebastelt. Das alles nur, um das minderwertige, sogar elektrisch gefährliche Zeug mit dem vertrauenerweckenden „Made in Germany“ verkaufen zu können.

Solche Bastelbutzen sind keine schöne Erscheinung, sie verschwinden auch bald wieder und neue dubiose Firmen versuchen ihr Glück, aber Ähnliches fand schon immer statt. Es war ja auch keineswegs so, dass früher „Made in Germany“ für alle Produkte unbedingt auf besondere Qualität schließen ließ. Etwa Volkswagen zu Zeiten des Käfers produzierte technisch hoffnungslos überalterten Kram. Jeder R4 rostete zwar genau so schnell, bot aber bessere Technik und war hinsichtlich Komfort eine andere Welt.

Nein, ausruhen sollte sich niemand auf dem „Made in Germany“. Man kann es auch gerne weit in den Hintergrund rücken und das eigene Firmenlogo in den Vordergrund stellen - natürlich unter der Voraussetzung, dass man wirklich für Produkte vom Feinsten steht.
Dazu sei jedem Unternehmen geraten, Ausbildung auf höchstmöglichem Niveau zu betreiben und den Ehrgeiz zu entwickeln, dass die Azubis zu den Jahrgangsbesten gehören. Nebenbei ist so etwas ein richtig gutes Marketinginstrument.

Und schließlich gehört zu einem guten Unternehmen auch die schreibende Zunft in Gestalt technischer Redakteure. Richtig gute Betriebs- und Serviceanleitungen sind zwar kostspielig, aber das ist gut angelegtes und lange wirkendes Geld. Das Ganze ergänzt durch vielerlei Dinge, die von der Kundschaft dauerhaft genutzt werden, seien es Applikationsbücher oder in der Art des Würth Normteile-Plakats, das an der Werkstatttür eine ganze Generation begleitet.

Wenn man dann auch noch für Termintreue sorgt, im Vertrieb statt ahnungsloser Kleiderständer Fachleute mit Anwendungskenntnissen beschäftigt und darüber hinaus alles tut, um jederzeit die Liquidität sicher zu stellen, ohne irgendwo als Bittsteller auftreten zu müssen, kann nicht mehr viel schief gehen.

Gruß
Wolfgang

Hallo Wolfgang.

In einem mir bis ins Detail bekannten Fall werden ausschließlich Teile chinesischer
Produkte als komplette Bausätze importiert,…

Ich lach mich schlapp, mein vorheriger Arbeitgeber ist mit der Zeit immer schneller immer größer geworden. Als es dann einen Ableger in China gab, wurden u. a. große CNC-gefräste Teile dort gefertigt und insgesamt 11x weltweit verbaut… Ein komplettes Desaster! - Alle Teile waren nicht okay, sodass es bei allen 11 Kunden, jeweils einen riesen Umbau zur Folge hatte. Bei manchen mussten Hallen teilweise wieder abgebaut werden…

Nun, wieder in Deutschland angekommen habe ich praktisch die Seiten gewechselt und bin nun auf der Kundenseite von Maschinenbauern, Automatisierern u. ä. tätig. Und das, was einem da heutzutage so geboten wird ist schlichtweg der Hammer!

Ganz früher hatte ich mal für eine kleine Klitsche (industrielle Software für Maschinenbau) gearbeitet; der Kunde hat, nach unseren Möglichkeiten und auftragsgemäß, immer genau das bekommen, was er haben wollte. Und das in der bestmöglichen Qualität. Kundenbindung war uns sehr wichtig und dazu müssen die entweder zufrieden oder von einem abhängig sein…

Heute suche und beauftrage ich genau solche Firmen, nur dass:

  • Die meisten irgendwie erstmal leicht „schlampig“ arbeiten, was vom Zeitdruck kommt.
  • Anstatt unsere Vorgaben zu beachten, gibt es immer Diskussionen, was besser wäre.
  • Teilweise werden auch einfach so die eigenen Vorstellungen umgesetzt; wird schon gutgehen.
  • Ist dann mal etwas positiv verlaufen, denkste „Gut! - da haste jetzt einen zuverlässigen Partner!“ und beim nächsten Projekt geht der ganze Mist von vorne los; als ob die dann alles vergessen hätten.

Und das zieht sich durch alle Bereiche; zudem wird immer mehr an Kleinigkeiten gespart.

Das war in dieser Branche früher anders. Ich habe vor etwa 5 Jahren eine Anlage aus Deutschland in England gesehen. Die war in einem ganz furchtbar „abgeranzten“ Zustand, lief aber trotzdem bemerkenswert schnell und war einfach „unkaputtbar“ gebaut. Die Lebensdauer einer solchen (neuen modernen) Anlage beträgt heutzutage etwa 15 - (max.) 20 Jahre. Diese Anlage war Baujahr 1976 (da war ich 2 Jahre alt!).

Das meine ich mit " Made in Germany"!

Gruß _unplugged

Wenn wir unsere sozialen Standards alle behalten werden,
können wir auf Dauer nicht konkurenzfähig bleiben.

Das ist aber kein Problem des TTIP.

Als Beispiel fällt mir da z. B. der Arbeitgeberanteil zur
Sozialversicherung oder der dt. Kündigungsschutz ein. Beides
gibt es in den USA (so) nicht.

Erstens gibt es in den USA in quasi allen größeren Firmen umfangreiche Sozialleistungen (GM ist an den Pensionsverpflichtungen fast zugrunde gegangen) und zweitens haben auch viele europäische Länder keinen Kündigungsschutz wie zum Beispiel Dänemark oder die Schweiz. Da kannst du deine Sachen packen und gehen.

Langfristig werden die Firmen
ins „Billiglohnland“ USA abwandern, da es für sie - aufgrund
des harmonisierten Marktes - egal ist, wo sie produzieren.

Die Lohnkosten in D sind oft höher als in anderen Ländern was an vielen Faktoren wie kurze Arbeitszeit, Betriebsrratskosten, Sozialversicherung, usw liegt. Da haben wie aber schon ein Problem wenn man uns mit CH vergleicht, oder mit Ländern wie Polen.

Welche sozialen Standards sind in den USA höher? - Warum haben
dort so viele Menschen mehrere Jobs und trotzdem kein Geld für
zum Arzt?

Produktstandards sind in den USA oftmals sehr viel höher. Löhne und Gehälter meist auch. 100.000 Dollar im Jahr kann in den USA ein normales Arbeiter Gehalt sein wenn dies bei einem großen Konzern verdient wird.
Die Arbeitslosigkeit in den USA ist sehr niedrig und mehrere Jobs sowie 50 Stunden Wochen und nur 2 Wochen Jahresurlaub nun mal normal. Aber nicht weil die Leute sonst verhungern würden, sondern weil man sich ebnen einen neuen SUV kaufen will der nicht ganz billig ist.

Bist du schon mal in den USA gewesen? Der Wohlstand ist doch dort viel größer als hier, selbst in Strukturschwachen Regionen wie PA.
Natürlich gibt es auch Armut (was dann immer noch Übergewicht, ne Playstation, mehr als 100m2 Wohnung und von der Wellfare übernommene Krankenversorgung bedeutet) aber ich glaube das willst du nicht mit so machen EU Staaten vergleichen.

Kannst dir ja mal das BIP pro Kopf in den USA und in der EU anschauen.

Bist du schon mal in den USA gewesen?

Ja, mehrfach.

Der Wohlstand ist doch dort viel größer als hier,…

Ja natürlich! - Besonders in den südlichen Staaten, weil dort die US-amerlikanischen Arbeiter mit einem Heer illegaler „Facharbeiter“ aus Mexiko um die Jobs konkurrieren müssen!

Um den Wohlstand auch hier bei uns zu erhöhen, heißt es ja neuerdings „refugees are welcome“…

Gruß _unplugged

Hallo,

den Nutzen hat die Große Wirtschaft (nicht der Bäcker um die Ecke, der auch zur „Wirtschaft“ gehört, noch).
Den Schaden haben alle Anderen. Also Arbeiter, Angestelle, Beamte, kleine bis mittelgroße Selbständige, Alte, Kinder - halt alle, die nicht „Global-Player“ sind.

Und auch die werden sich bekriegen, bis nur wenige Monopole übrig bleiben, oder nur eines. Die Weltwirtschaft spielt Monopoly.
Nestlé kauft Wasserreserven auf - das nötigste Lebensmittel schlechthin, Monsanto sichert sich mit Spezialprodukten weltweit die Landwirtschaft als Kunden.

Im schlimmsten Fall kann man Trinkwasser nur noch von Nestlé kaufen und bekommt Korn und Gemüse nur noch aus Monsantosamen.

Der Teufel sch…t auf den größten Haufen - Götter leiden wohl unter chronischer Verstopfung.

Gruß, Paran

Im schlimmsten Fall kann man Trinkwasser nur noch von Nestlé
kaufen

Heute kann man Trinkwasser in Deutschland nur von den Stadtwerken kaufen. Monopolistische Strukturen herrschen also jetzt auch schon vor. Von einer Trinkwasserknappheit oder rasant steigenden Preisen hört man eigentlich eher weniger.

und bekommt Korn und Gemüse nur noch aus Monsantosamen.

Mal ganz davon abgesehen, daß es so weit noch lange nicht ist, weil es genug andere Anbieter gibt: wo ist das Problem? Sollte Monsanto die Preise nennenswert erhöhen, dann wird das dazu führen, daß es neue Wettbewerber gibt und die Preise wieder fallen.

Was das ganze mit TTIP zu tun haben soll, erschließt sich mir im übrigen nicht.

Hallo,

wenn beide Parteien (USA und EU) gleichermaßen Vorteile in den Handelsbeziehungen durch TTIP erlangen, wem sollte es dann noch nützen?

Na beiden. Reicht doch erstmal.

Eventuell nutzt es ja der Wirtschaft insgesamt!?

Ja, und damit allen, die dort arbeiten und die von dem dort generierten Wohlstand profitieren. Es wird aber naturgemäß wie immer so sein, dass nicht jeder im gleichen Maß profitieren wird. Aber sollte A auf 1€ zusätzlich verzichten, weil B 2€ zusätzlich generiert?

  • Aber immer wenn es Nutznießer gibt, muss es auch benachteiligte geben, die den „Nutzen“ in Form von „Verzicht“ generieren; einfache Logik!

Nö. das ist keine Logik im Sinne einer Zwangsläufigkeit bzw. eines Naturgesetzes.
oder wie erklärt sich der heute höhere Wohlstand als vor 50/100/200… Jahren?

Ich fürchte, diese Benachteiligung besteht - in diesem Fall - aus dem Verlust von Zöllen. Daher werden die betroffenen Regierungen wohl auf diverse Einnahmen verzichten…

Das müsste man sich im Einzelfall ansehen.
Man sollte sich das ruhig mal aufmalen, welche Wirkung ein Zoll auf die Preise im Inland hat. Zölle sollen ja meist die heimischen Hersteller schützen. (ja, die Hersteller, nicht die Kunden)
Nehmen wir mal das praktische Beispiel Zucker. Ein Zoll wird dann erhoben, wenn der große Zollator der Ansicht ist, dass der Zuckerpreis auf dem Weltmarkt zu niedrig ist. Die Folge ist dann, dass der Zuckerpreis im Inland höher ist. Und den zahlen alle. Die zahlen also alle mehr als sie müssten. Das kann man als Wohlstandsverlust bezeichnen, denn dieses Geld könnten die ja auch sinnvoller einsetzen. Nun ist die Frage, wie hoch die Zolleinahmen sein müssten, um das zu kompensieren. Blöderweise ist ja nicht nur der impoertierte Zucker, auf den Zoll anfällt, sondern jeder Zucker. Die Zolleinnahmen werden also immer niedriger als der Wohlstandsverlust durch höhere Preise sein.

Ich habe keine Ahnung wie das in den USA gewöhnlich so läuft, ist mir auch vollkommen egal, aber hier in Deutschland verzichtet die Regierung niemals auf irgendwelche Einnahmen.

Klar, macht die das.

Da die Wirtschaft, sei es die in den USA oder die
hiesige, entlastet/gefördert/bemachtet werden soll - und die
das dann bestimmt auch 1:1 an ihre Kunden (>> uns)
weitergeben wird (Ironie: AUS!)
- hmmm…; wer kommt dann noch
für die Gegenfinanzierung in Frage? - Wer wird das sein?

Nun stell Dir vor der Zuckerpreis fällt auf Weltmarktniveau. Davon hat man doch was als Kunde,

Wird dieser Vertrag zufällig auch so abgeschlossen, dass niemals mehr, irgendjemand daraus austeigen kann, wie es etwa beim Euro oder der EU der Fall zu sein scheint? -

Eben, es scheint nur so.

Wenn das dann ebenso „zementiert“ sein sollte, wäre es dann nicht sinnvoll die europäische Bevölkerung darüber abstimmen zu lassen? - Anstatt die Bevölkerung, wegen einer 4-Jahresregierung, wieder in etwas Ähnliches wie eine lebenslange Sippenhaft zu nehmen, so wie schon zuvor beim Euro?

Sippenhaft ist etwas anderes.

Ich weiß, dass das Thema schon ziemlich „abgenudelt“ ist und schon viel gefragt wurde, allerdings sind diese Fragen irgendwie speziell. Fehlerhafte Annahmen meinerseits bitte verständlich widerlegen; ich bin kein Experte in diesen Dingen.

So als Anfang zum Einlesen vielleicht das hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Importzoll
Daneben kann man sich das abgesehen von Zöllen auch noch an anderen Beispiel beschauen.
So kann es zum Beispiel für Norwegen lohnender sein Orangen zu importieren, als sie mit hohem energetischen und Flächenaufwand selbst zu produzieren. Soll heißen, durch Handel kommen die günstiger an eine Orange als durch eigene Produktion.
Auch an Extrembeispielen wie Kuba oder Nordkorea mag an sich vergegenwärtigen, dass Handel wohl durchaus wohlstandssteigernde Effekte hat. Nicht sofort und nicht für alle. Die Frage der Verteilung ist nämlich erst nach dessen Erzeugung zu beantworten.

Grüße

Hallo,

den Nutzen hat die Große Wirtschaft (nicht der Bäcker um die
Ecke, der auch zur „Wirtschaft“ gehört, noch).
Den Schaden haben alle Anderen. Also Arbeiter, Angestelle,
Beamte, kleine bis mittelgroße Selbständige, Alte, Kinder -
halt alle, die nicht „Global-Player“ sind.

Die Deutsche Wirtschaft besteht in Ihrer Masse aus kleinen Global Playern, gegen die die die amerikanische Industrie nicht konkurrieren kann. TIPP wäre ein gigantischer Vorteil für Deutschland.

Der Bäcker um der Ecke kämpft viel mehr mit Lidl Biligbrötchen (obwohl Lild seinen Mitarbeitern ein doppelt so hohes Gehalt zahlt) als mit amerikansichn Wettbewerbern.

Und auch die werden sich bekriegen,

Das ist Marktwirtschaft. Alle bekriege sich zum Wohle der Verbraucher. Wäre ja schlimm wenn das nicht so wäre. Monopole haben wir defakto keine und die sind auch nie von Dauer.

Nestlé kauft Wasserreserven auf - das nötigste Lebensmittel
schlechthin,

  1. Ist diese behinderte Youtube Doku (Vorsicht, ein amerikanischer Konzern) totaler Bockmist
  2. Was hat Nestle (Schweiz) und Afrika mit TTIP zu tun???

Hä?

Monsanto sichert sich mit Spezialprodukten
weltweit die Landwirtschaft als Kunden.

Es gibt wohl so einige tausend Saatguthersteller auf dem Markt - wenn Monsanto jetzt ein Produkt herstellt das sich bei den Landwirten besser verkauft dann werden die Marktanteile gewinnen. Da ist nichts falsches dran, auch wenn die Firma das Feindbild all linksgrünen youtube Filmchen Gucker ist.

Im schlimmsten Fall kann man Trinkwasser nur noch von Nestlé
kaufen und bekommt Korn und Gemüse nur noch aus Monsantosamen.

Und warum solle das so sein bei vollem Wettbewerb? Was ist der Maktanteil von Nestle auf dem globalen Flaschenwasser Markt? 1% oder weniger?