Irritierter Zahnnerv was tun?

Guten Tag,

Vor fünf Wochen wurden mir auf der einen Seite beide Weisheitszähne entfernt, da der untere Weisheitszahn schief herausgekommen ist und den Backenzahn davor angegriffen hat. Nach der Entnahme hat man festgestellt, dass bereits eine chronische Entzündung im Knochen vorliegt. Diese wurde mit Antibiotikum behandelt. Nach der zweiten Packung Antibiotikum ist die Wunde endlich zugegangen.

Vor zwei Wochen liess ich mir nun den Backenzahn reparieren. Die Füllung geht sehr nahe an den Nerv heran. Aus diesem Grund wurde unter die Füllung ein Medikament eingelegt und der Zahn mit Laser behandelt. Seit der Füllung spielt der Zahn verrückt und reagiert sehr stark auf Kälte und Wärme. Teilweise reagiert er auch ohne, dass ich etwas esse oder trinke. Wenn bloss auf den Zahn geklopft wird zeigt er keine Reaktion. Zu erwähnen ist, dass aufgrund der Weisheitszahnentfernung der Zahnhals teilweise freiliegt. Wenn ich Ponstan 500 einnehme bin ich vollkommen schmerzfrei. Auch die Wärme- und Kälteempfindlichkeit geht dann zurück.

Der Zahnarzt hat die Stelle nochmals geröngt und gemeint, es komme nicht von der Weisheitszahnwunde, da auf dem Röntgenbild nichts ersichtlich wäre (das war es jedoch auch vor der Weisheitszahnentfernung nicht). Das einzige was er noch machen könne, sei eine Wurzelbehandlung an dem Zahn. Diese möchte ich jedoch wenn möglich umgehen und den Zahn retten.
Ich habe nun angefangen den Zahn durch Kauen von Gewürznelken etwas zu beruhigen. Bis jetzt schlägt der Zahn relativ gut darauf an. Dadurch kann ich auf das Ponstan verzichten und bin fast schmerzfrei. Nur am Abend meldet sich der Zahn noch mit einem leichten Schmerz, der jedoch teilweise auch wieder vergeht. Die Wärme- und Kälteempfindlichkeit geht jedoch nicht zurück.

Frage: Was kann ich tun? Ist es sinnvoll Ponstan einzunehmen um einer allfälligen Entzündung entgegenzuwirken? Wäre es sinnvoll die derzeitige Füllung herauszunehmen und eine „Heilfüllung“ hereinmachen zu lassen?

Da der Schmerz teilweise bis zum Ohr geht bin ich nicht sicher, ob der Schmerz wirklich nur von dem Zahn oder von der Weisheitszahnentfernung kommt. Wie kann man da feststellen? (Zu erwähnen ist, dass ich seit der Weisheitszahnentfernung teilweise einen enormen Druck auf der ganzen Zahnreihe bis zu den vorderen Zähnen verspüre. Da meine Zahnstellung sehr eng ist, ist dieser Druck relativ schmerzhaft.)

Ab welchem Zeitpunkt macht nur noch eine Wurzelbehandlung Sinn? Wie lange sollte man dem Zahn zur Beruhigung Zeit geben? Mit welchen Erfolgschancen ist eine Wurzelbehandlung bei Backenzähnen verbunden, wenn der Zahnhals teilweise freiliegt.

Ich danke euch im Voraus für das Beantworten meiner vielen Fragen.

Viele Grüsse

Corinne

Ich habe nun angefangen den Zahn durch Kauen von Gewürznelken
etwas zu beruhigen. Bis jetzt schlägt der Zahn relativ gut
darauf an.

Servus Corinne,
Gewürznelken helfen dann, wenn das Nelkenöl die Pulpa tatsächlich in ausreichender Menge und Konzentration erreicht. In Deinem Fall ist das wohl (wenn überhaupt) nur auf dem Umweg über den freiliegenden Zahnhals möglich. Es könnte natürlich auch sein, daß der Zahn ohnehin schon auf dem Wege ist, sich zu ‚erholen‘ - Nelken hin oder her. Ob,- und inwieweit das Ponstan neben seiner analgetischen Wirkung auf die gereizte Zahnpulpa entzündungshemmend wirkt, weiß ich nicht.

Frage: Was kann ich tun? Ist es sinnvoll Ponstan einzunehmen
um einer allfälligen Entzündung entgegenzuwirken?

s.o.

Wäre es sinnvoll die derzeitige Füllung herauszunehmen und eine
„Heilfüllung“ hereinmachen zu lassen?

Das ist nicht einfach zu entscheiden. Dazu müßte ja die neue Füllung wieder herausgebohrt werden. Das geht nicht ohne Trauma. Ein Zahn, der ohnehin schon kurz vor der irreversiblen Pulpitis stehen könnte, will eigentlich ‚seine Ruhe‘ haben. Wenn der Schmerz auf den Kältereiz länger dauert, als der Reiz selbst, wird die ‚Heilfüllung‘ wohl nötig sein. Wenn Du andererseits ein Abnehmen der Schmerzen feststellen kannst, gib dem Nerv eine Chance - laß ihn in Ruhe. Wichtig wäre allerdings, daß die Füllung auf gar keinen Fall zu hoch ist. Wenn Du morgens aufwachst und die Zähne gaanz leicht aufeinander führst, darf keine Stelle an dem Zahn beim Schließen im Weg sein. Das Einschleifen der Füllung (wenn es denn nötig wäre) sollte man lieber mit einem langsamen ungekühlten Schleifsteinchen

http://www.kometdental.de/fileadmin/pdfs/programm/38…

vornehmen, weil das, bei entsprechender Geduld, auch ohne Kühlspray ginge.

Wenn der Kälteschmerz zunehmend den Reiz überdauert, muß die Füllung raus und es muß ein entzündungshemmende Wirkstoff in den Zahn gebracht werden.

Was da immer noch am sichersten wirkt, ist Ledermix-Paste,

http://www.klinik.uni-mainz.de/ZMK/Zahnerhaltung/dow…

. . . Seite 8

die man für ein paar Tage im Zahn läßt, um ihn später (mit einer dicken Unterfüllung) neu zu füllen.

Soweit meine ten cents worth . . . gute Besserung.

Gruß

Kai Müller

Hallo Kai

Vielen Dank für deine vielen Antworten und Tipps auf meine Fragen.
Nachdem ich das Vertrauen in meinen aktuellen Zahnarzt verloren habe, weil er den Zahn am liebsten direkt einer Wurzelbehandlung unterzogen hätte, bin ich froh um jeden Hinweis.

Der Zahn hat sich mit der „Gewürznelkentherapie“ so weit erholt, dass er nicht mehr spontan anfängt zu schmerzen und ich sogar wieder etwas Warmes essen kann ohne vorher Schmerzmittel zu nehmen. Es ist jedoch nach wie vor so, dass der Zahn auf der hinteren Seite, wo ein grosses Stück des Zahnhalses aufgrund der Weisheitszahnentfernung freiliegt, stark auf Wärme und Kälte reagiert. Der Schmerz vergeht kurze Zeit nach der Reizung wieder. Die Füllung des Zahns geht auf dieser Seite bereits ziemlich weit runter, da der Zahn auf der hinteren Seite geflickt wurde, jedoch nicht ganz bis zum „Boden des Lochs“, das der Weisheitszahn hinterlassen hat.
Nun meine Frage: Was kann ich tun, damit diese Reaktion auf Wärme und Kälte zurückgeht? Kann man den Zahnhals versiegeln?
Ich habe festgestellt, dass fast keine Reaktion festzustellen ist, sobald etwas in dem „Loch“ ist, dass der Weisheitszahn hinterlassen hat, etwas wie zum Beispiel ein Stück Watte. Der Zahnarzt hat gemeint, dass man da früher oder später etwas machen müsste (z.B. Zahnfleisch hinverpflanzen oder überkronen) da er meint, dass das Loch nicht genügend weit nach oben zuheilt, damit der Zahnhals vollständig gedeckt wird. Gibt es Alternativen zu so einer Behandlung? Wie lange kann es dauern bis das „Loch“ bzw. die ehemalige Wunde vollständig zuheilt? Es ist jetzt bereits über ein Monat vergangen und ich kann kaum Fortschritte feststellen. Heilt das Loch wirklich nicht mehr besser zu? Für mich der Zustand relativ mühsam, da sich andauernd Essensreste in dem „Loch“ sammeln.
Ist es sinnvoll dem Zahn noch weiter Zeit zur Regeneration zu geben oder müsste der Zahnhals irgendwie geschützt werden? --> Kann ich noch abwarten oder ist es sinnvoll gleich jetzt einen neuen Zahnarzt zu suchen?

Ich danke dir im Voraus für deine weiteren Antworten und Tipps.

Viele Grüsse

Corinne

Servus Corinne,

es ist nicht zu erwarten, daß da hinten ein ‚Hügel‘ aus Knochen und Zahnfleisch entsteht, der die empfindliche Stelle wirksam abdecken kann. Wenn die Wunde so weit zu ist, daß mit einer Blutung nicht mehr zu rechnen ist - also jetzt - kann man eine der Methoden anwenden, die zur Behandlung überempfindlicher Zahnhälse geeignet sind. Das setzt natürlich voraus, daß Deine/unsere Theorie stimmt, daß die ungeschützte Wurzeloberfläche die Ursache Deiner Beschwerden ist. Es kann natürlich auch die - anscheinend umfangreiche - Füllung sein, die nicht mehr dicht ist (z.B. als Folge des Hebeleinsatzes bei der Extraktion)

Nachdem aber z.B. die Verwendung eines modernen Dentinadhäsivs ein nicht-invasiver Vorgang ist, kann man es ja auf jeden Fall mal damit probieren. ‚Diagnose ex juvantibus‘ sagen wir Schmalspurlateiner dazu :wink:

Klappt’s is’ recht, klappt’s nicht, muß sich Dein neuer ZA was anderes einfallen lassen. Dabei sollte ich Euch vorerst mal nicht reinreden :smile:

Alles Gute dabei

Gruß

Kai Müller