Servus Nevis,
das Zahnmedizinstudium hat keine uralte Geschichte und Tradition. Es hat in Europa schon medizinische Fakultäten gegeben, da plärrten die Zahnbrecher noch auf den Jahrmärkten herum. Ich habe in den 50iger Jahren z.B. noch einen approbierten Bader gekannt, der Haare schnitt, barbierte und Zähne zog - alles in einer Sitzung und alles ganz legal. Als dann (neben den Dentisten) aus der Zahnmedizin ein richtiges Studium werden sollte, hat man sich den Stoffkatalog angeschaut, hat die medizinischen Spezialitääten (Frauen-, Augen, HNO z.B.) rausgeschmissen, andere ausgedünnt (Chirurgie, Innere Medizin, Pathologie), dafür eine ordentliche (IMO übertrieben große) Portion Zahntechnik dazugetan UND hat Gott sei Dank die richtige Behandlung von richtigen Patienten in der zweiten Hälfte des Studiums (das ja bei den Allgemeinmedizinern zu Unrecht ‚klinisches Studium‘ hieß) eingeführt. Plötzlich war ein völlig anderes Studium entstanden, das meine Vorgänger dann mit großem Selbstbewußtsein auch in der BRD durchgeboxt haben (in der DDR war es anders). 1955 wurden dann die Dentisten (so eine Art Handwerksberuf) abgeschafft, die vorhandenen nachgeschult und zu ‚richtigen‘ Zahnärzten aufgebohrt. Das hat übrigens zu dem absurden Effekt geführt, daß es gerade die Ex-Dentisten waren, die sich mit Begeisterung auf die zahnärztliche Chirurgie geworfen haben. Die Entwicklung der zahnärztlichen Implantologie z.B. wäre ohne die Dentisten in den Startlöchern geblieben.
Wollte man (was die Österreicher eben hinter sich gelassen haben) jetzt die Zahnmedizin zu einer Spezialität der Allgemeinmedizin machen, wäre es teuer und umständlich und es wäre IMHO niemandem mehr damit geholfen. Die medizinische kompetenz der ZahnärztInnen ist wohl gut genug.
Kai