Toter Zahn singt

Hallo,

oben rechts der 6er wurde ca. 2004/5 nach einer „tiefen, weichen Karies“ (O-Ton ZA) unter einer Teilkrone entnervt, die Wurzeln gefüllt und nun sitzt eine Krone auf dem Stumpf.

Seit dem habe ich immer mal wieder diffuse Gefühle unter diesem Zahn. Keine Schmerzen, aber da ist was. Ein unangenehmes Gefühl beim Kauen, ein Singen bei heißen Getränken, auch in Ruhe immer dieses Gefühl. Auf Röntgenbildern (3x in größeren Abständen seit dem) war nie was zu sehen, die Nachbarzähne sind es ebenfalls nicht. Nach 2-3 Wochen ist Ruhe, für Monate oder Jahre, und dann kommt es wieder.

Seit gestern ist mal wieder soweit und ich frage mich zum wiederholten Mal, was das sein kann. Ich tippe, wenn der Knochen in Ordnung ist und keine Herde zu sehen sind, die sich im Röntgenbild darstellen lassen, auf Wurzel- und/oder Knochenhautentzündungen. Bisher hat sich aber kein ZA diesbezüglich mal zu einer Bestätigung oder halt einer anderen Diagnose oder wenigstens einer wagen Vermutung hinreissen lassen. Es wurde nur symptomatisch auf Schmerzmittel hingewiesen (brauch ich aber zum Glück nicht) und einmal wurde ein Antibiotikum verschrieben. Danach waren die „“„Schmerzen“"" weg, aber wahrscheinlich wäre der Spuk auch so vorbeigewesen. Weitere Antibiotika habe ich danach ohne konkreten Beweis auf ein bakterielles Geschehen verweigert.

Könnte es denn eine Wurzel- oder Knochenhautentzündung sein? Oder was Neurologisches? Trigeminusneuralgien habe ich ja gelegentlich, obwohl die sich anders anfühlen. Mir macht die Sache jedenfalls latent immer Angst. Ich erwarte, dass ich irgendwann eine ganz böse Überraschung mit dem Zahn erleben werde und überlege, ob es vor dem Hintergrund dieser immer wieder kehrenden Unannehmlichkeit nicht sinnvoll ist, ernsthaft über eine Extraktion nachzudenken, bevor es soweit kommt. Welche Fragen soll ich beim nächsten ZA-Besuch (muss mir nach einem Umzug einen neuen suchen) stellen, welche Untersuchungen könnten denn noch gemacht werden, um eine Ursache zu finden? Oder soll ich wie gehabt abwarten und hoffen, dass es vorbeigeht?

LG Barbara

Servus Barbara,

wenn Du Dir einmal diese Bilder anschaust

http://dl.dropbox.com/u/71196642/Wurzelausg%C3%BCsse…

. . . wird Dir wohl klar, was man bei der Wurzelbehandlung eines oberen Molaren alles aus dem Zahn herausholen müsste. Hier hat Walter Hess vor rund 90 Jahren extrahierte Zähne ausgegossen und den Zahn um das eingefüllte Material herum aufgelöst. Was man sieht, sind alle Hohlräume in einem oberen Backenzahn, in denen Bakterien sitzen können.
Du weißt ja noch, wie die Instrumente ausgesehen haben, mit denen die Wurzelbehandlung vorgenommen wurde. ‚Ums Eck‘ geht keines von denen. Folge: In einem Zahn kann eine ganz Menge totes (und möglicherweise infiziertes) Gewebe übrigbleiben, wenn die Wurzelbehandlung ‚abgeschlossen‘ ist.
Jetzt ist unser Körper ja mit seinem Immunsystem darauf eingestellt, dass ständig Bakterien versuchen, sich seiner zu bemächtigen. Die Wurzelhaut und das Knochenmark in der Nähe sind die Abwehrbastionen, die hier aktiv werden.

Bei Dir ist es wohl so, dass ein relativ stabiles Gleichgewicht besteht. Manchmal (natürliche Schwankungen in der ‚Fitness‘ der Körperabwehr) wird der Kampf ein bisschen heftiger, die Gefäße in der Wurzelhaut füllen sich mehr, der Zahn wird druckempfindlich - danach ist wieder Ruhe.

Das ist bei vielen wurzelbehandelten Zähnen so. Solange Du gesund bist, solange Du nicht auf den Aconcagua kletterst, solange der nächste Zahnarzt um die Ecke ist - ???

Später, im Pflegeheim, geschwächt durch einen resistenten Erreger, mag die Sache wieder anders aussehen. Die Entscheidung kann Dir keiner abnehmen - ich kann nur dabei helfen, dass die Bilder in Deinem Kopf deutlicher werden.

Grüße

Kai Müller

Hallo Kai,

ok, so ganz abwegig sind meine Interpretationen des Geschehens und auch meine Angst vor dem Ungewissen also nicht. Später im Pflegeheim werde ich die Krücke wahrscheinlich nicht mehr im Maul haben. Durchschnittliches Pflegeheimalter in meiner Familie ist 85+, früher gedenke auch ich nicht, mit dem Siechtum anzufangen. Bis dahin macht der Zahn mit Sicherheit nicht mit.

Mein Fazit: Das Gebilde ist ein Platzhalter mit aktiver Sollbruchstelle, solange bis was Drittes rein kommt. Und ein Antibiotikum ist eventuell doch nicht verkehrt, wenn es mir das nächste Mal angeboten wird.

Kurze Nachfrage: auf den Röntgenbildern muss also nicht zwingend was zu sehen sein, wenn meine Immunabwehr mit meinem Zahn kämpft und die Entzündung aufflammt?

Vielen Dank!!! Du hast mir geholfen.

LG Babara

Kurze Nachfrage: auf den Röntgenbildern muss also nicht
zwingend was zu sehen sein, wenn meine Immunabwehr mit meinem
Zahn kämpft und die Entzündung aufflammt?

Wenn man etwas sieht, ist mit großer Wahrscheinlichkeit auch etwas da, wenn man nichts sieht, kann immer eine Wurzel im Strahlengang liegen und den Prozess verdecken.