Zahn ziehen lassen oder doch noch behandelbar?

Hallo,

ich habe zwar ähnliche Artikel gefunden, nur fand ich meine Frage nicht genau beantwortet. Hatte gestern morgen einen Termin in einer sehr modernen Zahnarztpraxis, da ich einen plombierten Problemzahn habe (Zahnwand an einer Seite angebrochen und vom vorigen Arzt unbehandelt gelassen). Es ist der 6. unten links.

Mit der Zeit merkte ich eine beulenartige Erweiterung des Knochens unter diesem Zahn, dabei hatte ich jedoch keinerlei Schmerzen. Letztens ist die Zahnplombe angebrochen und ich wollte zum Zahnarzt, um den Zahn untersuchen zu lassen.

Wie gerade angesprochen, war ich in der Praxis, es wurde ein Röntgenbild vom Zahn erstellt. (Symbolskizze: http://img253.imageshack.us/img253/814/zahno.jpg)

Nun meinte die Zahnärztin mit dem Hightech-Röntgenbild am Flachbildschirm, der Zahn müsse raus, die Entzündung sei zu stark fortgeschritten. Am Zahn selbst hat sie nicht genauer geschaut, nur die Plombe angewackelt. Eine andere Plombe soll auch noch wackelig sein ihrer Meinung nach, dabei sitzt die fest, hat nur an einer Seite einen Teil rausgebrochen.

Nun frage ich mich, ob das wirklich so richtig ist. Ich bin Student und kann mir keine große Zahnkronenkosten leisten. Verlier ich diesen Zahn, habe ich nach dem Eckzahn an der Seite nur noch 2 Zähne (einer davon kerngesund) und bekomme eine Brücke, die 2 Zähne ausgleichen muss, weil mir davor schon ein Zahn fehlt (siehe Skizze).

Außerdem, und das wundert mich am meisten, ist der Zahn bombenfest im Kiefer.

Kann da eine Zahnerhaltung noch was bringen? Sollte ich eine 2. Zahnarztmeinung einholen?

Hallo,

Entzündungen bzw. Vereiterungen oder Zysten sind nicht immer Schmerzhaft.
Laut deiner Zeichnung ist dort ein Knochendefekt verursacht durch eben einer Entzündung oder einer Zyste. Den Zahn dennoch zu behalten, bedeuteet das sich das dunkle ausbreitet und du noch mehr vom Knochen verlierst, dan kann der Zahn auch wackeln aber eben auch noch anderes dazu kommen. Ganz zu schweigen von den Bakterien die sich dan in deinem Körper zusätzlich noch bewegen werden.

Vielleicht bietet ja dein ZA eine Ratenzahlungsvereinbarung an. Oder du lässt dir einen Zahnersatz nach Kassenrichtlinien machen da hast du nur minimale Selbstbeteildigung.

Grüsse

Danke für deine Antwort.

Mir gings darum, ob man den Entzündungsherd nicht behandeln kann, sodass die Entzündung abheilt. Habe auch über Auffüllungen von knochenartigem Gewebe in solche Hohlräume gelesen. Die Enzündung ist auch schon zurückgegangen. Vor einem Monat war sie noch ein wenig größer als eine Erbse.

Wär die Entzündung abgeheilt, hätte ich ein „natürliches Implantat“ für eine Krone und müsste keine gesunden Zähne als Brückenpfeiler verwenden lassen.

Rede mal mit deinem Zahnarzt ob bei dir eine Wurzelpsitzenresektion und eine Wurzelbehandlung machbar wäre, darauf hin ein Kochenaufbau.
Dies wiederrum, mit erhalt des Zahnes ist nur unter spetziellen Bedingungen machbar, die wir aufgrund deiner Zeichnung allein nicht beurteilen können.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Servus 0000,

aus Deiner Skizze geht (natürlich) nicht hervor, was hinter diesem Knochendefekt steckt. Am wahrscheinlichsten (Lokalisation) ist wohl eine chronische Entzündung des Zahnhalteapprats im Bereich zwischen der vorderen und der hinteren Wurzel dieses Zahnes. Das gibt es z.B., wenn eine mechanische Überbelastung des Zahnes (Knirschen, Pressen) sich zu einer andauernden bakteriellen Belastung (Plaque) addiert hat. Das ist nicht so ganz ausgeschlossen, schließlich bist Du ja bisher nach Deinem eigenen Bericht nicht gerade liebevoll mit Deinem Gebiss umgegangen (als Student hat man heute normalerweise ein paar kleine Füllungen, aber keine fehlenden Zähne). Daß der Nachbarzahn gesund ist, hat wer diagnostiziert - Du, oder ein Zahnarzt?

Gut, jetzt ist der Knochen zwische den Wurzeln weg, die Höhle beherbergt schon die Stätte eines Abwehrkampfes: Bakterien vs. Knochen. Bisher verliert der Knochen (siehe Deine Skizze).

Wenn die Ursachen erfolgreich angegangen werden können (keine Plaque mehr, kein Nikotin) kann man versuchen, den Prozess zu stoppen und umzukehren. Nachdem Du wahrscheinlich Englisch kannst, zeigt Dir eine Suche nach:

guided tissue regeneration furcation

etliche Fundstellen, die sich mit Deinem Problem beschäftigen. Eine knappe, aber anscheinend valide Fundstelle ist die hier:

http://images.google.de/imgres?imgurl=http://www.eas…

So weit so gut. So eine Behandlung (die durchaus schief gehen kann) beherrschen nicht viele. Wer sie beherrscht, hat eine Menge Zeit in Fortbildung und Training gesteckt, und will für sein Können bezahlt werden. Wieviel so etwas kostet, weiss ich nicht. Wahrscheinlich scheint mir aber, dass der Zahn, neben seiner parodontalen Problematik wohl auch noch eine Krone brauchen wird. Jedenfalls ist nach Deiner Aussage eine Wand weggebrochen. So etwas riecht nach Krone. :frowning:

Du stehst also unter Umständen vor der Entscheidung, für die Behandlung Deines Knochendefekts, bei begrenzten Efolgsaussichten, Geld ausgeben zu müssen. Bis sich herausstellt, ob der Zahn wirklich erhalten werden konnte, müsstest Du noch eine Krone für diesen Zahn haben, damit er nicht zerbricht.

Diese Gedankengänge hat man Dir natürlich nicht alle expliziert, aber sie können dahinterstehen, wenn man Dir die Extraktion und eine Brücke empfohlen hat.

Ende des telemedizinischen Seminars.

Wenn in Deiner Gegend eine Praxis von sich behauptet, daß sie einen fachlichen Schwerpunkt in ‚Parodontologie‘ hat, wäre das die richtige Adresse für die empfehlenswerte Zweitmeinung. Die Röntgenaufnahmen forderst Du am besten bei dem Kollegen mit der ‚Erstmeinung‘ an. Wenn er ein ‚guter‘ Zahnarzt ist, nimmt er Dir den Weg zu einem Zweitmeinungskollegen nicht übel, sondern kooperiert.

Viel Glück!

Kai Müller

Danke erstmalfür die ausführliche Antwort.

Ich beantworte erst einmal einige Unklarheiten:

Mein Zähne sind lediert, da ich nicht in Deutschland geboren wurde und die Zahntechnik in meinem Geburtsland damals noch in der Steinzeit war (Zähne ziehen bei Defekten oder überkronen, falls noch reparabel)
Ich kenne Zahnpasta erst ab meinem 7. - 8. Lebensjahr, meine 2. Zähne kamen aber schon mit 5.

Dann hat sich meine behandelnde Ärztin schockiert gezeigt über mein offenes Dentin über das Gebiss hinweg. Leider erinnerte ich mich erst nach dem Termin, dass mein erster Zahnarzt (der Zahntechnik in Rumänien studiert hatte) mir als Kind ab und an eine Zahnsteinentfernung mittels Politur verabreichte und sonst auch alle 2-3 Jahre mal die Plomben auswechselte (auch wenn sie nicht defekt waren). Seitdem habe ich auch freies Dentin an den seitlichen Zähnen.
Natürlich hat sie mir nicht geglaubt, dass mein Schmelz von Haus aus nicht sehr stark ist und ich nicht an Bulimie leide. Zumindest kanns nicht vom Magensaft kommen, denn den sehen die Zähne sehr sehr selten.
Bei meinem jüngeren Bruder weicht der Schmelz leider auch schon an den Vorderzähnen, obwohl seine Zahnpflege und der Umgang mit den Kontrollterminen weit normaler ist als bei mir.

Zu meinem Alter: ich werde 28, bin also nicht 20 und gerade erst aus der Schule raus und fang mein Studium an. Meine Zahnprobleme sind auch schon sehr alt.

Mein Nachbarzahn (4. links unten) ist nach Meinung des Zahnarztes und nach mir gesund. Er hat noch nicht einmal eine Fissurenversiegelung. Auf der anderen Seite des Zahns ist ein Weisheitszahn, der nur eine oberflächliche Versiegelung hat. Zu beiden wurden seitens der Ärztin auch Kommentare gegeben.

Zu dem Zahn an sich gibt es auch „neue“ Details. Ich habe mich nochmal versucht zu erinnern, wie der Zahn allgemein behandelt wurde, seitdem ich in ihm eine Plombe habe:
Vorher war eine normale Plombe drin. Diese war zu hoch. Bei der nachträglichen Politur wurde diese nicht tiefer. Auf Anfrage beim Arzt meinte der, das wäre nicht so schlimm.
Anfang 2000 brach mir die innere Wand weg (zur Zunge hin). Mein damals neuer Arzt (nicht der aus Rumänien) verblendete die fehlende Wand mit einer neuen Plombe, die Alte blieb aber.
Dann brach seitlich zum Mundausgang hin (wo mir 5. links unten fehlt) die Wand geringfügig, der Arzt meinte aber, das sei nicht so schlimm, obwohl ich seitdem auch alle süßen Speisen an der Stelle spürte. Mit der Zeit verging auch das Gefühl, auf etwas aufzubeißen, der Zahn sieht auch bei einer genaueren Betrachtung aus, als sei er total klein geworden, obwohl er an Höhe (Außenwand an der Wange ist ja unverändert) eigentlich nicht verändert wurde.

Nun sprach ich mit meinem Vater, der mir erzählte, er habe einen Weisheitszahn, bei dem man mittlerweile eine Nadel zwischen den Zahnwurzeln durchschieben kann, weil die Krone, die auf ihm liegt, zu hoch war und sich Kieferknochen dadurch abgebaut hat. Der (gleiche, also mein damals neuer) Zahnarzt meinte, das ist kein Problem.:wink:
Und da Du jetzt die Druckprobleme angeschrieben hast, fiels mir wie Schuppen von den Augen. Vor allem, weil ich an den Wurzelspitzen (wie auch auf Skizze) kein Raum für eine anfängliche Entzündung direkt unter dem Ende der Zahnwurzel im Knochen zurückbildete, nur direkt unterm Zahn. Druck empfinde ich nur, wenn ich die seitliche Beule drücke, ansonsten ist alles beim Alten (ausgenommen die gebrochene Plombe).

Zahnerhalt ist insofern gemeint, als dass ich eigentlich nur ein „natürliches Implantat“ für eine Krone bevorzuge. Ich kann mir kein künstliches leisten. Mit einer Krone wäre ich mehr als nur zufrieden, die anderen Zähne sollen jetzt nicht in Mitleidenschaft gezogen werden.

Habe noch am gleichen Tag, an dem ich diesen Bericht geschrieben habe, einen Termin bei einem Parandontologen gemacht, welcher auch mit einer Skizze zufrieden ist. Dem werde ich das mit der Plombe auch erzählen.

Ich hoffe, dass die Behandlung noch möglich ist und ich mich nicht in Schulden stürzen muss. Ich möchte wegen meinen früheren Erfahrungen mit meinen Zähnen soviel Substanz behalten wie es nur geht.

Vielen Danke für deine Mühe :smile:

Gruß,

Erwin