Hallo strandmöwe,
Mir würde es sehr helfen, wenn mein Zahnarzt seine
„Kompetenzmaske“ mal abnehmen würde, weil ich dann auch
weniger das Gefühl hätte einfach nur funktionieren zu müssen
Du solltest dich nicht darauf beschränken, die „Fehler“ allein bei den Zahnärzten zu suchen. Kommunikation findet zwischen Menschen statt, auch die Kommunikation zwischen Zahnarzt und Patient.
Es lohnt nicht darauf zu warten, dass nun alle Zahnärzte gleichzeitig auch Psychologen sind. Sie sind keine, damit müssen wir leben. Ich erwarte zunächst mal von einem Zahnarzt, dass er sein Handwerk beherrscht.
Als extremer Angstpatient, der ich mal war, kann ich dir nur empfehlen, genau das umzusetzen, was Kai oben schon empfohlen hat:
„Ein ZA, der sich darauf einläßt, daß der Angstpatient zu jeder Zeit und in jeder Behandlungssituation das Sagen hat, zu jeder Zeit den Mund wieder zumachen-, und die Praxis verlassen kann, ist die richtige Adresse.“
Genauso habe ich einst meine extreme Angst überwinden können. Ich habe vor vielen Jahren eine Zahnärztin kennengelernt, mit der ich genau diese Vereinbarung getroffen hatte: Ich durfte in die Praxis, um mit ihr zu reden ohne gleich behandelt zu werden, ich durfte den Mund aufmachen, wann ich das wollte, ich durfte um Pausen bitten, wenn mir danach war und die Behandlung fortsetzen, wenn ich mein ok gegeben habe usw.
„Fluchtreflexe“ treten dabei erst gar nicht auf.
Beim nächsten Mal wars dann schon etwas weniger schlimm und irgendwann gings dann ganz gut.
(Ruhe behalten, Mund auf, Behandlung erdulden)
Wenn ich heute zu einem mir unbekannten ZA gehe und ich soll den Mund aufmachen, dann tue ich das, aber zunächst um zu reden. Ich erkläre ihm, dass ich Angspatient bin, ich definiere meine Erwartungshaltung an ihn und bitte darum, mir (wenigstensd beim ersten Besuch) die Kontrolle (s.o.) zu überlassen.
Außerdem nutze ich so immer die Möglichkeit ein paar Sätze auf einer anderen Ebene mit ihm zu wechseln. Ob das ein paar Bemerkungen über Fußball sind, die Diskussion über gemeinsame Lehrer unserer Kinder oder die Frage nach den Bildern, die er da vielleicht in seiner Praxis aufgehängt hat. Irgendetwas findet man immer und es gibt kaum ein ZA, der sich dem entzieht, solange es im zeitlichen Rahmen bleibt.
Die Folge ist, dass man „auf Augenhöhe“ mit dem anderen kommuniziert und dies ist für mich ganz, ganz wichtig. Ich war sogar schon mit einer attraktiven und netten Zahnärztin einen Kaffee trinken und wir haben uns sehr gut unterhalten
Aus meiner Erfahrung gibt es genug Zahnärzte, die sich auf diese Situation einlassen. Wenn einer nicht drauf eingeht, zwingt mich ja niemand, dort wieder hinzugehen.
Also, probiere es aus, gestalte den Besuch mit, lass dir die Kontrolle nicht aus der Hand nehmen, schließe einen Deal mit dem ZA. Selbst wenn es nicht der Beginn einer „wunderbaren Freundschaft“ werden sollte, wirst du sehen, dass du dich trotzdem wesentlich besser fühlst. Und bevor du erwartest, dass sich nun alle Zahnärzte mit einem Psychologiestudium auf dich vorbereiten, solltest du die Gelegenheit nutzen und dich auf den ZA vorbereiten. Das funktioniert tatsächlich und wird dir helfen, mit deiner Angst besser umzugehen.
Gruß
Roland