Dornfelder von 2004 noch genießbar?

Hallo,

leider kenne ich mich mit Wein überhaupt nicht aus. Ich habe schon länger keinen Wein getrunken und möchte nun von meinem Lieblingswein von früher eine Flasche verschenken. Die Frage ist nur, ist der Wein über die Jahre besser oder schlechter geworden? Er wurde im dunklen Keller gelagert.
Es ist ein trockener Dornfelder von 2004 vom Weingut St. Antony. Peinlicherweise weiß ich nicht mal, obs ein roter oder weißer ist. Ich hatte immer beides da, nun ist nur noch eine Sorte übrig, ich vermute, es ist ein Weißwein, sicher bin ich nicht. Die Flasche ist zu dunkel um es zu erkennen.
Blamier ich mich, wenn ich diesen Wein verschenke?

Danke,
viele Grüße,
Lena

Drei Möglichkeiten:
Der Wein ist „gekippt“ -> Geschmackstest
Der Wein hat gekorkt -> Flasche gegen Licht halten ob da Sachen drin „schweben“
Der Wein ist OK -> behalten, selber trinken und nen Billigwein von ALDI verschenken.

Hallo,

einen weißen Dornfelder habe ich noch nie gesehen, nur rote (muss aber nicht zwingend was heißen, ich hab noch vieles noch nie gesehen)

Bei einem 2004er hätte ich keine Bedenken beim Verschenken - außer vielleicht die von Safrael schon erwähnte 3. Möglichkeit, ob ich ihn nicht doch lieber selber trinke :wink:

Gruß,
Markus

Hey Lena,

Dornfelder ist im Normalfall (99,995%) rot!

Wenn es die einzige Flasche dieses Weines in Deinem Keller ist, würde ich vom Verschenken abraten.

Bei zwei oder mehr - eine aufmachen, probieren (evtl. austrinken) und eigene Entscheidung übers Verschenken treffen.

Der sicherste Weg: Ab zum Weinhandel, einen 2009er Dornfelder des gleichen Weingutes mit mögl. ähnlichem Restzucker- und Säuregehalt (vom Verkäufer beraten lasen) kaufen und mit Freude und gutem Gewissen verschenken!

Viel Erfolg und

herzliche Grüsse

Helmut

Servus,

das müßte seltsam zugehen, wenn der schon um wäre.

Dornfelder hat ausreichend Gerbstoff und Säure zum etwas älter werden, und der 2004er aus Rheinhessen hat auch genug Öchsle mitgebracht dafür.

Dornfelder kann mit sechs Jahren ein wenig gewinnen, aber beim Verschenken würde ich versuchen, den Geschmack des Beschenkten einzuschätzen: Am Dornfelder scheiden sich die Geister, und es gibt viele Leute, die davon überzeugt sind, daß Dornfelder eigentlich ein Deckwein ist und besser auch geblieben wäre, und sortenrein ausgebaut eigentlich nicht ins Glas gehört. Lästermäuler behaupten, er hätte keine Nase und keinen Abgang, käme bloß in der Mitte dahergerasselt wie ein Schützenpanzer und wäre dann alsbald wieder vorbei.

Es gibt aber dem Vernehmen nach Winzer, die auch aus Dornfelder Wein machen können. Das sind vermutlich die seltenen Künstler, die sogar Portugieser zu etwas Trinkbarem ausbauen können.

Ob St. Antony Nierstein dazu gehört, weiß ich nicht.

Schöne Grüße

MM

St. Antony
Hallo Martin,

das müßte seltsam zugehen, wenn der schon um wäre.

da stimme ich Dir zu - möchte das jedoch nicht allgemein auf Dornfelder beziehen. Den handelsüblichen Qualitäten würde ich nicht mehr trauen, wenn sie mal älter als 5 Jahre sind. Generell spielt da natürlich neben der Rebsorte der Korken, die Lagerung (optimal leicht feuchter Keller bei konstant 10 bis 13 Grad) und die Qualität des Ausbaus eine Rolle. Letzteres dürfte hier jedenfalls gegeben sein, St. Antony ist VdP-Weingut - da hat man einem Ruf gerecht zu werden.

Am Dornfelder scheiden sich die Geister, und es
gibt viele Leute, die davon überzeugt sind, daß Dornfelder
eigentlich ein Deckwein ist und besser auch geblieben wäre,

Ich bekenne mich zu dieser Fraktion :wink:, wenn auch nicht vorbehaltlos. Soll heißen, ich habe auch schon (selten) durchaus genießbare Dornfelder getrunken, speziell im Barrique ausgebaute. Wenn’s nichts Besseres gab … Wirklich gute Dornfelder sind sehr dünn gesät und dann auch preislich deutlich über der gängigen Massenware. und irgendwie habe ich dann immer das Gefühl, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zugeht …

und sortenrein ausgebaut eigentlich nicht ins Glas gehört.
Lästermäuler behaupten, er hätte keine Nase und keinen Abgang,

Kään Kopp unn kään Schwanz, wie man hierzulande sagt …

käme bloß in der Mitte dahergerasselt wie ein Schützenpanzer
und wäre dann alsbald wieder vorbei.

Ja - „marmeladig“ ist das gängige Verdikt. [Lästermodus on] Weingelee ist daher noch das Beste, was man daraus machen kann. [Lästermodus off]

Es gibt aber dem Vernehmen nach Winzer, die auch aus
Dornfelder Wein machen können. Das sind vermutlich die
seltenen Künstler, die sogar Portugieser zu etwas Trinkbarem
ausbauen können.

Ob St. Antony Nierstein dazu gehört, weiß ich nicht.

Jedenfalls nicht mehr. 2004 gehörte St. Antony noch der MAN. 2005 wechselte der Besitzer und der ließ erst mal den Dornfelder ausroden. Neben den Rieslingen vom Roten Hang (es wäre ein Verbrechen, da etwas anderes zu pflanzen) produziert man jetzt etwas Spätburgunder und für das ‚Dornfelder-Marktsegment‘ (wenn ich’s mal so nennen darf) stattdessen eine Cuvée von St. Laurent und Merlot, was sicher keine schlechte Idee ist.

Freundliche Grüße,
Ralf

Salü Ralf,

obwohl es hieramts nicht gerne gesehen ist, wenn man vom Hölzchen zum Stöckchen diskutiert: Das Stichwort Ausroden hat mich auf eins gebracht -

Am vergangenen Sonntag nach Moguntiacum zum Weinmarkt geradelt, den ich schon Jahre nicht mehr aufgesucht hatte, hab ich dort zu meinem großen Vergnügen gesehen, daß es beim Finkenauer von Bubenheim unverändert Rheinhessischen Trollinger gibt (als Weißherbst ausgebaut, mir persönlich ein bizzle zu untrocken, aber wegen seiner Geschichte ein ganz Bemerkenswerter): Ursprünglich von einem Liebhaber nur zur eigenen Verwendung angelegt, gelangte der Wingert aus einer Erbauseinandersetzung an den Finkenauer. Der hat daraus - zumal der Trollinger eh nur ganz bedingt Rotwein genannt werden kann - Weißherbst gemacht, und er hätte jedes Jahr mehr davon absetzen können, als da war. Also hat er sich an die Hüter der Allerheiligsten Etikettenwirtschaft in Mainz gewandt und unterthänigst um eine Erweiterung seiner Trollinger-Anbaufläche ersucht. Worauf die Hüter erst darauf gekommen sind, daß in Rheinhessen Trollinger wächst, und ihm seinen Antrag nicht nur abschlägig beschieden, sondern auch auferlegten, den bestehenden Trollingerwingert binnen Jahresfrist auszuhacken, da der Trollinger in Rheinhessen doch überhaupt nicht gegendtypisch sei.

Nun, der Vater hats durchgefochten, und der Junior, der jetzt auf dem Betrieb sitzt, schenkt immer noch Trollinger Weißherbst aus Bubenheim aus. Grad zom Possa!

Dieses:

Cuvée von St. Laurent und Merlot,

halte ich auch für eine gute Idee. Nicht grad ein begeisterter Anhänger von Bacchus, Ortega, Kerner, Dornfelder etc., bin ich durch St. Laurent und Regent dazu bekehrt worden, nicht mehr jede Neuzüchtung aus purem Trotz zu verachten.

Auf obgenannter Fahrradtour erstmals zwischen Oppenheim und Weisenau richtig in die Nähe der Wingerte gekommen (ich kannte sie sonst bloß von der Eisenbahn aus), bin ich eh mit der Rheinhessischen Rheinfront gänzlich versöhnt und wild entschlossen, die guten Keller aus der Umgebung von Liebfraumilk auch einmal kennen zu lernen. Es gibt ganz offensichtlich ein Leben vor und hinter den Saulheimer Zuckerrübenäckern, auf denen eher zufällig Reben angelegt worden sind…

Schöne Grüße

MM

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Hallo Martin,

hmm… rheinhessischer Trollinger … wasses ned all gebt …

Auf obgenannter Fahrradtour erstmals zwischen Oppenheim und
Weisenau richtig in die Nähe der Wingerte gekommen

Wenn Du Dich zwischen Bodenheim und Laubenheim etwas abseits der Weinberge im Unterfeld an die Veloroute Rhein / Rheinradweg gehalten hast, dann hast Du mein jetziges Arbeitsfeld durchquert - den neuen Rheinpolder. Leider ohne Reben (ist auch besser so).

Es gibt ganz
offensichtlich ein Leben vor und hinter den Saulheimer
Zuckerrübenäckern, auf denen eher zufällig Reben angelegt
worden sind…

Meine persönliche Empfehlung: Gutzler in Gundheim. Insbesondere die Roten. Michael Gutzler gehört zu den von Dir erwähnten Zauberern, die auch aus einem Portugieser was Anständiges machen können. Und einen guten Überblick über verschiedene Terroirs an der Rheinfront zwischen Dienheim und Bodenheim kann man bei der staatlichen Weinbaudomäne Oppenheim bekommen.

Wohl bekomm’s!
Ralf

Rheinhessen Rediviva
Servus,

  • den neuen Rheinpolder. Leider ohne
    Reben

und auch ohne eine gscheite Ausschilderung - oder vielmehr mit einer viel zu weit ab führenden angelegten „amtlichen“ Umleitung für die Radler - haben wir schon gesehen. Mit einem kleinen kurzen Ärger, aber auch mit einer etwas längeren Genugtuung: Darob, daß mit einigen Jahren Verspätung jetzt immerhin auch die deutsche Seite auf den Trichter gekommen ist, Rheinpolder ganz banal durch Zurücknehmen der Deiche anzulegen, ohne daß da überall Hightech-Wehre betoniert, programmiert, gesteuert und verkabelt werden müssen. Und daß da unten kein Platz für die berüchtigten rheinhessischen Weinäcker ist, tut den Bodenheimer und Laubenheimer Gewächsen bloß gut - wenn man die Auen ein bissel in Ruh lässt, werden da bald auch wieder Hopfen, Cuscuta, Aronstab und Osterluzei gedeihen.

Grad auf der gleichen Höhe von unten her im Gegenlicht einer nahenden Gewitterfront in die eigentlichen, alten Wingerte empor zu schauen, gegen die im Vergleich einige Mosel-Lagen durchaus gemütlich, beinah waagerecht ausschauen, lässt vermuten, daß da eigentlich auch eine Art rheinhessischer Côte Rôtie wachsen kann: Mineralisch, sonnig, trocken, im Herbst ausreichend kühle Nächte, aber jeder Hauch von Kaltluft zur Unzeit fließt sofort nach unten ab.

Das Wachenheimer Odinstal mit ähnlichen Qualitäten hat mich ja auch mit den Pälzern versöhnt - aus Gundheim ist mir schon ein höchst erfreulicher „billicher“ Liter-Silvaner begegnet: Es gibt ganz offensichtlich ein Leben jenseits des Mainzer Domherrn.

Aber zuerst ist jetzt demnächst der Hochheimer Markt dran: Wenn es da richtig kalt-schmuddeliges Allerheiligenwetter ist, hat der weiße Riesling-Glühwein vom Hochheimer Markt eigene Qualitäten!

Schöne Grüße

MM

Salü,

und auch ohne eine gscheite Ausschilderung

wegen des neuen Wegenetzes und des Deiches musste (in Abstimmung mit der Rheinhessen Touristik GmbH) die Streckenführung geändert werden. Die Neubeschilderung steht noch aus (auch die für die Reitwege).

mit einer etwas längeren
Genugtuung: Darob, daß mit einigen Jahren Verspätung jetzt
immerhin auch die deutsche Seite auf den Trichter gekommen
ist, Rheinpolder ganz banal durch Zurücknehmen der Deiche
anzulegen,

Trifft hier nicht ganz zu - der Hauptdeich ist nach wie vor da, die B9 läuft hier direkt auf der Deichkrone. Unter der B9 ist eine Art Schleuse, mit der im Hochwasserfall geflutet werden kann. Im statistischen Mittel alle 20 Jahre. Ist ein sog. ‚geregelter Polder‘, etwa 200 Hektar groß, der gezielt Hochwasserspitzen abfangen soll. Aber es gibt auch ungeregelte Polder …

wenn man die Auen ein bissel in Ruh lässt, werden
da bald auch wieder Hopfen, Cuscuta, Aronstab und Osterluzei
gedeihen.

Ja - wir haben da etliche Hektar als Landespflegeflächen ausgewiesen. Alleine als Ausgleichsmaßnahme für ein Nackenheimer Neubaugebiet 12 Hektar. Wird allerdings nicht als Auwald entwickelt, sondern als Biotop Stromtalwiese. Eine Kläranlage zum Biotop zurückgebaut. An den Gräben Gewässerrandstreifen von 15, 20 Meter Breite. Beidseitig …

Für die Landwirte gab’s schwer befestigte Wege (Zuckerrüben-Fruchtfolge) und durch Rückbau alter Wege Schlaglängen bis zu 800m, dazu großzugige Arrondierung der Pachtflächen um den Flächenverlust durch Verbesserung der Agrarstruktur nach Möglichkeit zu kompensieren.

Jetzt bin ich aber weit offtopic - ich bitte den MOD für dieses Mal um Nachsicht …

Freundliche Grüße,
Ralf

Lenchen,
Dornfelder ist IMMER rot, NIE weiss, ein evtl. existenter Rosé der Sorte ist mir noch nicht bekannt.
Ist die letzte Flasche trink-, gar verschenkbar? Gute Frage!
Dornfelder '04, St. Antony, Rheinhessen - der Wingert ist zumindest angelegt worden, bevor alle unbedingt Dornfelderanlagen haben mussten. St. Antony ist mir bisher auch nur positiv geschildert worden. Sagt aber beides noch nichts über den Wein aus.
Was steht denn als Qualität auf dem Etikett? QbA - dann sollte er wohl endlich getrunken werden. Kabinett - man sollte sich langsam Gedanken übers trinken machen, aber keine Bedenken. Noch höhere Qualität - keine Bedenken. (Alles vorausgesetzt, der Keller ist nicht nur dunkel, sondern hat auch Kellertemperatur.)
Ich würd ihn noch bedenkenlos verschenken - vergiss nicht, du hast 2 Pluspunkte: „Mein Lieblingswein“ und „Ein ganz früher Dornfelder“. Das sollte schwerer wiegen als ein langsam einsetzender Qualitätsabau.
Gruß, Chris

Hallo Chris

Dornfelder ist IMMER rot, NIE weiss, ein evtl. existenter Rosé
der Sorte ist mir noch nicht bekannt.

http://lmgtfy.com/?q=Dornfelder+Ros%C3%A9

Dornfelder '04, St. Antony, Rheinhessen - der Wingert ist
zumindest angelegt worden, bevor alle unbedingt
Dornfelderanlagen haben mussten.

Nun ja - Dornfelder wurde zwar erst 1979 zugelassen, in Bezug auf Anbaufläche hat der Dornfelder in Rheinland-Pfalz den Spätburgunder jedoch schon 1991 überholt. Eine Rarität war Dornfelder '94 jedenfalls schon lange nicht mehr. Und was den Ausbau dieser Rebe im Keller angeht - da hat man zwischenzeitlich eher dazugelernt. Anders gesagt - trotz mehr Masse ist die Qualität im Mittel eher besser geworden.

St. Antony ist mir bisher
auch nur positiv geschildert worden. Sagt aber beides noch
nichts über den Wein aus.

Wenn ein Wein von einem VdP-Weingut kommt sagt das in aller Regel schon etwas über den Wein aus. Dass dieses Weingut die Produktion von Dornfelder mittlerweile aufgegeben hat allerdings auch.

Was steht denn als Qualität auf dem Etikett?

Wie schon geschrieben, ist St. Antony im VdP. Die haben ihre eigene Klassifikation; die weinrechtlichen Einstufungen sind da weniger interessant - weil wenig aussagekräftig. Es dürfte sich um einen einfachen Gutswein handeln, gesetzlich als QbA klassifiziert. Und trotzdem wahrscheinlich halt- und trinkbarer als so manche Spätlese von einem zweckentfremdeten Kartoffelacker.

Freundliche Grüße,
Ralf