Salü Ralf,
obwohl es hieramts nicht gerne gesehen ist, wenn man vom Hölzchen zum Stöckchen diskutiert: Das Stichwort Ausroden hat mich auf eins gebracht -
Am vergangenen Sonntag nach Moguntiacum zum Weinmarkt geradelt, den ich schon Jahre nicht mehr aufgesucht hatte, hab ich dort zu meinem großen Vergnügen gesehen, daß es beim Finkenauer von Bubenheim unverändert Rheinhessischen Trollinger gibt (als Weißherbst ausgebaut, mir persönlich ein bizzle zu untrocken, aber wegen seiner Geschichte ein ganz Bemerkenswerter): Ursprünglich von einem Liebhaber nur zur eigenen Verwendung angelegt, gelangte der Wingert aus einer Erbauseinandersetzung an den Finkenauer. Der hat daraus - zumal der Trollinger eh nur ganz bedingt Rotwein genannt werden kann - Weißherbst gemacht, und er hätte jedes Jahr mehr davon absetzen können, als da war. Also hat er sich an die Hüter der Allerheiligsten Etikettenwirtschaft in Mainz gewandt und unterthänigst um eine Erweiterung seiner Trollinger-Anbaufläche ersucht. Worauf die Hüter erst darauf gekommen sind, daß in Rheinhessen Trollinger wächst, und ihm seinen Antrag nicht nur abschlägig beschieden, sondern auch auferlegten, den bestehenden Trollingerwingert binnen Jahresfrist auszuhacken, da der Trollinger in Rheinhessen doch überhaupt nicht gegendtypisch sei.
Nun, der Vater hats durchgefochten, und der Junior, der jetzt auf dem Betrieb sitzt, schenkt immer noch Trollinger Weißherbst aus Bubenheim aus. Grad zom Possa!
Dieses:
Cuvée von St. Laurent und Merlot,
halte ich auch für eine gute Idee. Nicht grad ein begeisterter Anhänger von Bacchus, Ortega, Kerner, Dornfelder etc., bin ich durch St. Laurent und Regent dazu bekehrt worden, nicht mehr jede Neuzüchtung aus purem Trotz zu verachten.
Auf obgenannter Fahrradtour erstmals zwischen Oppenheim und Weisenau richtig in die Nähe der Wingerte gekommen (ich kannte sie sonst bloß von der Eisenbahn aus), bin ich eh mit der Rheinhessischen Rheinfront gänzlich versöhnt und wild entschlossen, die guten Keller aus der Umgebung von Liebfraumilk auch einmal kennen zu lernen. Es gibt ganz offensichtlich ein Leben vor und hinter den Saulheimer Zuckerrübenäckern, auf denen eher zufällig Reben angelegt worden sind…
Schöne Grüße
MM