Hallo,
erstmal vorweg genommen: Es geht hier ausschließlich um das bewusste, abschichtliche Falschschreiben von Wörtern.
Tippfehler sind hier nicht gemeint. Die können vorkommen, dagegen kann kaum jemand etwas haben (wir schreiben ja hier keine wissenschaftlichen Abhandlungen), das passiert einfach hin und wieder, nobody is perfect.
Genauso wenig sind Fehler gemeint, die man zwar absichtlich geschrieben hat, aber allein aus dem Grund heraus, dass man es nicht besser weiß - man kann ja schließlich nicht erwarten, dass jedes 2. Wort im Duden auf seine Richtigkeit hin überprüft wird (das ist eindeutig zu viel Aufwand!).
nachdem ich gerade die beiträge hier gelesen hatte, grübele
ich darüber nach, ob ich mir als freundin der sprache und
wertschätzerin der meisten meiner mitmenschen, die
kleinschreibung abgewöhnen muss.
Das ist deine Entscheidung, wie du dich hier präsentierst. Leider wissen wir ja normalerweise zu wenig von den anderen, wie jemand schreibt, lässt uns daher ein Bild vom Gegenüber machen - damit vergibt man Charaktereigenschaften - z.B. gebildet / dumm, bemüht / faul, korrekt / ‚so lala‘ (und leider wird da auch von der angewandten Sprache auf den Inhalt geschlossen).
Permanente Kleinschreiber kommen da nicht gut weg. Gerade, wenn es jemandem zu viel Mühe bereitet, ab und an die Shift-Taste (bei 10 Fingern müsste sich doch einer dafür ab und zu erübrigen können) zu betätigen, ist „faul“ eine Eigenschaft, die da sehr schnell in den Sinn kommt. Damit verbunden kann natürlich diese Faulheit überspringen - auf die Erstellung von Antwortartikeln.
Für meine Person muss ich gestehen, dass ich vor ein paar Tagen zwar gerne jemandem geantwortet hätte, aber die Aussage, dass es zu viel Mühe macht die Shift-Taste zu betätigen, mich natürlich fragen ließ, ob es mir dann nicht auch zu viel Mühe macht zu antworten. Kurzum: Ich habe das Antworten gelassen.
Damit muss man als jemand, der permanent klein schreibt (und dabei scheinbar auch nicht die Enter-Taste für Absätze kennt), einfach mit leben.
Wenn es manche - meist die, die es selbst gewohnt sind - nicht als erschwerend finden, derartige Texte zu lesen, ist damit noch lange nicht gesagt, dass das auch auf alle anderen Menschen in diesem Forum (oder sonst wo) zutrifft. Ich finde es einfach zu anstrengend, daher bin ich auch bei einigen kleingeschriebenen Beiträgen zu diesem Thread ausgestiegen - schließlich sind hier Texte, die man nicht verstehen muss, sondern die man verstehen will (man ist hier aus Spass und Interesse, nicht aus Zwang) und wenn es einem der Autor natürlich noch schwer machen muss, braucht er sich nicht zu wundern, dass der Konsum seiner Texte dann entsprechend weniger hoch ausfällt. Ich habe aber nicht wegen der Kleinschreibung aufgehört, sondern weil ich immer wieder den Faden verloren habe und ganz einfach keine Lust mehr hatte, mich mit diesen Texten weiterhin zu beschäftigen.
Natürlich stellt sich auch die Frage, welche Motivation dahinter steht. Faulheit kann es ja nicht immer sein. Dass das Schreiben von Beträgen dann schneller geht, ich weiß nicht, ist es denn wirklich so wichtig, dass ein Text hier 10, 30 oder 60 Sekunden früher verfügbar ist?
Wenn man meint, sich dadurch profilieren zu können, in dem man absichtlich Wörter klein schreibt, kann man da sehr schnell als arrogant abgestempelt werden. Schließlich zeigen die ja, dass sie über der Rechtschreibung stehen und sie somit etwas Besseres sind, weil diese ja dann nicht für sie gilt.
Es wurde ja schon in anderen Antworten (nicht nur dieser Thread) angesprochen, dass sich manche mit einer derartigen Rechtschreibung respektlos behandelt fühlen und deswegen auch beleidigt fühlen. Das geht etwas zu weit. Texte zu schreiben ist erst einmal Selbstoffenbarung, man teilt sich und seine Person vorrangig mit. Ich persönlich bin der Ansicht, dass man nur mit der Semantik beleidigen kann (ob man jemanden ein ‚Arschloch‘ oder ein ‚arschloch‘ nennt, ist dabei zweitrangig).
Allerdings teilt die Art des Schreibens auch mit, was man von seinen Mitmenschen hält, wie es in der verbalen und nonverbalen Kommunikation auch der Fall ist. Wer sich bemüht, setzt sich und seine Gesprächspartner auf ein gleiches Niveau (jetzt mal vom Inhalt abgesehen), weil er dadurch anzeigt, dass er den anderen durch sein Bemühen wertschätzt. Hat es jemand nicht nötig, anständig zu fragen - wie oft wird denn Kindern eingebläut, die sollen ‚vernünftig um etwas fragen‘ - setzt er sich damit über seine Gesprächspartner, da er sich ja für etwas besseres hält (krass ausgedrückt ‚über dem Gesetz stehen‘). Im normalen Leben kann man nicht derart fragen, da hört man nicht, ob die Worte klein- oder großgeschrieben sind (von der Intension her, nicht von der Rechtschreibung, sprich, ob sich jemand durch sein Gesagtes über die Konventionen hinweggeht) - aber dies vermittelt man durch Wortwahl, z.B. „Wo is XY?“ statt „Entschuldigung, wo, bitte, finde ich XY?“.
Ein anderer Ansatz, eher psychologischer Art: Wollen sich kleinschreibende Leute auch klein machen, praktisch durch die Buchstaben ihre Größe (nicht physisch, sondern geistig) mitteilen? Das soll jetzt nicht heißen, dass alle Kleinschreiber geistig unterentwickelt sind oder kein Selbstbewusstsein haben - diese Art des Ausdrucks kann aber bei manchen durchaus zu treffen. Tja, beim Nachgrübeln kommen einem manchmal schon komische Ideen *lach*.
Ein weiterer Aspekt in diesem Zusammenhang: Wie ist das denn dann bei der Orthografie, werden dann auch falsch geschriebene Wörter so falsch stehen gelassen wie kleingeschriebene Wörter, die eigentlich groß geschrieben gehören, so stehen gelassen werden? Wo ist denn da die Grenze? Was sollte man denn dann alles hier - entgegen der deutschen Sprache mit ihren Rechtschreibregeln - „falsch schreiben dürfen“?
Was ich persönlich noch schlimmer als Kleinschreibung finde, sind:
- unfreundliche Beträge (Wortwahl, Inhalt, fehlende Begrüßung etc.)
- keine / mangelnde Interpunktion (damit tut man sich bei längeren Sätzen und kaum Absätzen verdammt hart - in Verbindung mit Kleinschreibung ist es natürlich noch viel schlimmer) oder übermäßige Interpunktion, z.B. 10 Ausrufe- oder Fragezeichen hintereinander (ein Zeichen reicht, um einen Ausruf oder eine Frage zu markieren)
- kleinliche Antworten (mit Richtigstellungen, die über das Thema hinaus gehen, und Interpretationen, die den vorhergehenden Autoren äußerst schlecht dastehen lassen, obwohl es meist gar nicht so extrem gemeint war und man mit etwas Wohlwollen selbst drauf gekommen wäre) - mit sowas habe ich schlechte Erfahrungen gemacht, da wurden schon Leute vor mir in Schutz genommen, die sich gar nicht durch meine Worte bedroht / beleidigt gefühlt haben (sondern es so, wie ich es gemeint habe, aufgefasst haben), wie sich im Nachhinein herausgestellt hat.
- arrogante Beiträge, wie „ich weiß nicht, ob ich hier richtig bin, denn ich habe den Eindruck, dass hier eh kaum keiner XY verstanden hat“ - was fragen solche Leute dann, wenn hier ihrer Meinung nach eh keiner helfen kann. Sowas ist nur Ressourcenverschwendung!
FAZIT: Es muss jeder selbst wissen, wie er sich hier präsentiert. Jeder muss sich auch dessen bewusst sein, dass dies auch Konsequenzen hat - nämlich in der Einschätzung seiner Person. Und diese hat wiederum auch Auswirkungen darauf, ob und wie geantwortet wird.