Hallo, lieber Ralf,
das ist eine der vielen Sprachklippen, an denen die Sprechschiffer scheitern
Ich höre noch die bekannte Grüne-Abgeordnete, die verkündete: Wir sind die bestgebildetste Frauengeneration in der Geschichte Deutschlands …
Dies verrät auch historische Unkenntnisse. Aber lassen wir das.
Es gibt im Deutschen zusammengesetzte Adjektive, deren Vorderteil oder Präfix steigerbar ist, wie: viel, gut, hoch, weit. Das sind Wörtlein, die eine Quantität oder Qualität ausdrücken und sie sind wie schon gesagt steigerbar, der zweite Teil besteht aus Partizipien: fliegend, tragend, schallend, gebildet, gekauft, angezogen.
Parallel zur prädikativen (das Adjektiv steht beim Verb) verbalen Aussageform:
Er spring weit, sie springt weiter, und der Ball springt am weitesten,
wird bei diesen Adjektiven auch in der attributiven Stellung (wenn das Adjektiv vor dem Nomen steht) der erste Teil gesteigert.
Der höchstfliegende Ball, das meistgekaufte Buch, die bestgekleidete Frau, der meistgemachte Fehler.
Nun kann man, wenn man der Regel hier nicht sicher ist, mehrere Fehler machen.
höchstfliegender Ball: man steigert beide Teile.
hochfliegendster Ball: man steigert den falschen, hinteren Teil.
Das sind schon mal zwei Fehlermöglichkeiten.
Nun kommt aber noch hinzu, dass die obige Regel umgestoßen wird, wenn die Adjektive metaphorisch gebraucht werden. Auch dazu ein Beispiel.
Das Flugzeug fliegt am höchsten, es ist das höchstfliegende Flugzeug.
Die konkrete Höhe ist gemeint.
Der Politiker hat hochfliegende Absichten, sein Kollege hat hochfliegendere Pläne, und Möllemann hatte (vielleicht) die hochfliegendsten Pläne.
Die Pläne fliegen nicht wirklich.
Hochtrabendste Sprüche, großkotzigste Aussagen, kaltschnäuzigste Behauptung sind andere Beispiele dafür.
Dass bei so vielen zu beachtenden Regeln ein Fehler auftritt, kann dem gut est informiert esten Journal isten passieren.
Ich war hoffentlich nicht zu geschwätzig.
Gruß Fritz