Stellt Ameisenbefall eines Hauses einen Mangel dar?

Wir haben im August letzten Jahres ein altes Haus gekauft.
Vor dem Kauf waren wir mit einem Bausachverständigen / Gutachter dort, der uns die mündliche Bewertung „das Haus ist pfundsguat“ (wir leben in Bayern :smile: ) gab. Eine schriftliche Bewertung gab es nicht - und erschien uns nach der Einschätzung auch nicht notwendig.

Die Übergabe des Hauses war Anfang April diesen Jahres, der Einzug Ende April nach Einbau einer Zentralheizung und frischer Farbe an den Wänden.
Dabei fiel uns im oberen Flur ein Fleck auf, der nach abgetrockneter Feuchtigkeit aussah. Die Höhe schien uns seltsam, das angrenzende Bad hatte die Armaturen auch nicht an dieser Wand. Wir dachten an versehentlich verschüttetes Wasser. Schließlich hatte sich ja auch ein Gutachter das Haus angesehen.

Nach einigen Wochen fielen uns vermehrt Ameisen auf. Im oberen Bad, im unteren Bad - nie viele, aber mehr als eine vereinzelte. Schließlich hatte eine unserer Töchter eine Bananenschale in ihrem Zimmer in den Mülleimer geworfen und es bildete sich eine Straße. Wir waren höchst alarmiert und riefen den Verkäufer an.

Er sagte, sie haben JEDES Jahr Ameisen gehabt: In der Küche und im oberen Bad im Bereich des Boilers (den wir haben abnehmen lassen, denn nun gibt es ja eine Zentralheizung mit Warmwasser). Er hätte JEDES Jahr Köder ausgelegt und dann sei Ruhe gewesen bis zum nächsten Jahr.
Der Verkäufer wohnte 25 Jahre in diesem Haus!

Die Wand des ehemaligen Boilers ist eine Innenwand - das ist ja schon komisch.
Die letzten Köder der Verkäufers haben wir unter der Dusche gefunden - die liegt im Bad ganz innen, d.h. an zwei Innenwänden.
Da stellte sich doch die Frage, wie die Ameisen eigentlich dahin kommen. Und warum.
Kurze Internetrecherche mit Abgleich der Ameisen machte klar, es sind vermutlich Holzameisen, evtl. Steinameisen - auf jeden Fall besiedeln sie feuchtes Holz…

Nun kam uns wieder der Fleck im Flur in den Kopf. Dieser Fleck war (nun alarmiert öffnen sich die Augen) auf der Höhe des Randes der alten - und daher sehr hohen - Duschwanne.
Nun sahen wir auch die Risse in den Fugen (noch kein Silikon dort - wie gesagt, es ist ein altes Haus).
Wir sind sehr irritiert, dass das der erste Gutachter nicht gesehen hat. Wir hatten von so etwas keine Ahnung - hätte er nicht auf solche Dinge achten müssen?

Je weiter der Frühling fortschritt, desto mehr bildeten sich auch „Krümel“ beim Aufgang in das Dachgeschoss. Dort ist ein kleiner Vorsprung, darüber ist Spanplatte an die Dachschränge angebracht. Aus einer Ritze krümelten die Ameisenleichen auf den Vorsprung.
Bei unseren (mehrfachen) Besichtigungen war es dort immer sauber. Wenn man das reinigt ist es aber unübersehbar, dass es tote Ameisen bzw. Teile davon sind.
Diesen Bereich haben wir uns noch gar nicht genauer angesehen. Wir sind noch beim Bad:

Inzwischen haben wir das obere Bad komplett zerstört. Unter der Duschwanne war Feuchtigkeit. Was aber viel schlimmer ist: Die Fliesen, die wir von der Wand schlugen, lagen in einem Zement-Dickbett. In jedem Zwischenräumchen waren Ameisennest-Reste. Als wir zum tragenden Balken kamen, kam auch das Entsetzen: Der Boiler war ursprünglich genau dort montiert. Lt. Gutachter war es Kondeswasser vom Ablauf, was denn zu dem führte: Schwammbefall im tragenden Balken. Dort wohnen nun die Ameisen mit großer Begeisterung.
Die Folgen sind noch unabsehbar. Der Balken muss raus, dabei der Rest abgestützt werden. Die Kosten sind für uns noch unvorstellbar. Eventuell ist es nicht der einzige Schwammbefall… Wir gehen davon aus, dass wir ruiniert sind. Wir haben vier Kinder und können uns weder Abriss noch enorme Arbeiten leisten. Das Haus ist unverkäuflich, u.U. sogar einsturzgefärdet. Ein Umzug ist unmöglich, denn neben den Raten, die wir ja auf jeden Fall zahlen müssen, ist kein Geld für Wohnen mehr übrig…

und nun??

Dass der Verkäufer nichts vom Schwammbefall wusste, halten wir für ziemlich klar.
Das möchten wir ihm gar nicht unterstellen.
Aber: Er war ein sehr schlauer Mann, machte sich zu vielem Gedanken, was sein Haus betraf, hatte vieles gut durchdacht und war ganz sicher nicht „wurschtig“, viel im Internet unterwegs, also auch gut informiert. Ist da nicht anzunehmen, dass er sich Gedanken darüber gemacht hat, warum in der Mitte seines Hauses Jahr für Jahr Ameisen auftreten. Wir haben nur 2 Tage gebraucht, um Gründe dafür herauszufinden und die zwei Arten zu ermitteln, die es sein können.

Hätte nicht eine Information über einen ständigen und wiederkehrenden Ameisenbefall - insbesondere in einem Bereich, in den die Ameisen nicht eben mal so kommen können - bei Verkauf an eine Familie wie wir mit vier Kindern und darunter einem Baby nicht auf jeden Fall erfolgen müssen. Ameisenbefall eines Hauses - insbesondere von Holzameisen - ist ja keine Kleinigkeit. Auch mögliche Ameisenstraßen in Kinderzimmern sind etwas, was unsere Kaufentscheidung durchaus beeinflusst hätte.

Haben wir eine Chance, dass dies zumindest eine Kaufpreisminderung möglich ist?
Wenn ja: Wie??

Vielen Dank für wertvolle Tipps!

Bin langjähriger Eigent. und Bewohner eines 108-jährigen Wohnhauses auf dem Lande, und lebe ebenfalls wie tausende Andere mit jährlich wiederkehrenden und nach Wochen verschwindenden Ameisen. Meine Gegenwehr ist Backpulver, die nachhaltig örtlich vertreibt.
Zum Rechtlichen: Markant ist sicher Schwamm! Im Baurecht sind derartige Prozesse oft für beide Seiten risikoreich! Sehr komplex; hierüber gibt´s viele dicke Bücher u. Prozeßakten! Empfehle den in dieser Phase vernünftigsten Weg; Beratung durch einen wirklich fähigen Anwalt im Baurecht! Alles andere ist Zeitverschwendung. Viel Erfolg!