Kann Papst-Wahl abgelehnt werden

Hallo.
Ich kenne mich in der katholischen Kirche überhaupt nicht aus, aber mich interessiert, ob es schon einmal vorgekommen ist, dass eine Papst-Wahl vom Gewählten abgelehnt wurde. MvFG und vielen Dank im Voraus.

Hallo,

objektiv ist es in der Tat so, dass ein Kandidat der gewählt wurde, die Wahl ablehnen könnte. Doch dies ist heutzutage eher unwahrscheinlich. In der Geschichte gab es viele „Aufs und Abs“ bezüglich der Papstwahl. Es gab Intrigen, Machtkämpfe, vermeintliche Wahlen, Ablehnungen, Putschversuche, sogar Gegenpäpste, Morde oder Kinder auf dem Papstthron. Aber das ist ein dunkles Kapitel in der Geschichte - und - man sieht wie der Menschen sich einerseits mit der von Gott gestifteten Kirche entwickeln durfte, wie Gott das zuließ und eben nicht den Allmächtigen Richter von oben herab spielte und alles einfach beendete oder mit einem Zauberspruch veränderte. Er ließ uns Menschen die Zeit die wir brauchten. Gott wünschte, dass der Mensch sich mit der Kirche entwickelte und seinen Auftrag als Teil darin zum Heil für ihn selbst entdeckt und dies bewahrt und weiter trägt - durch alle Generationen. Und zwar mit all seinen Fehlern und Schwächen. Der Mensch durfte also die Kirche mitformen und trotz aller fehlerhaften Einflüsse blieb das Werk Kirche stehen, bahnte sich das Gute in ihr Weg, setzte sich der eigentliche Sinn und Auftrag bis zum heutigen Tag immer wieder durch. Kurzum: Die Kirche war damals ein Kind ihrer Zeit und der Mensch musste/durfte sich mit ihr entwickeln. Wie ein Neugeborenes das reift und erwachsen wird - von seiner Geburt an, hinein ins Erwachsen- und hohe Alter. Heute hat die Kirche zu ihrer wahren Größe und Humanität gefunden.

Die heutigen Gründe für ein Ablehnen der Papstwahl liegen bei dem Kandidaten selbst und nur er selbst kann dies mit seinem Gott ausmachen und besprechen. Gott sprach den Kandidaten im Wahlergebnis an und fordert diesen Menschen ihn auf, ähnlich wie der Mensch bei der Taufe von Gott angesprochen wird und in gewisser Weise auch einen Auftrag erhält, nämlich Zeugnis vom christlichen Glauben abzulegen und das Evangelium zu leben und es zu verkündigen. Prinzipiell ist es so, dass Gott uns Menschen immer und immer wieder seine Hand entgegenhält, sie ausstreckt und uns frei stellt einzuschlagen und das Leben in der Gemeinschaft mit Gott und der Kirche zu leben. Diese ausgestreckte Hand, der Wunsch oder die Entscheidung Gottes müssen wir Menschen auf Grund unserer universalen Freiheit, also unserer Fähigkeit frei zu entscheiden, nicht annehmen. Ebenso ist es bei der Papstwahl. Josef Ratzinger beispielsweise wollte dieses Amt nicht antreten. Er wollte schon zu Lebzeiten, von seinem Vorgänger Johannes Paul II., in den Ruhezustand versetzt werden. Doch dieser ließ ihn nicht gehen und meinte, dass Ratzinger noch im Weinberg des Herrn gebracht würde. Ratzinger hatte offensichtlich nie mit dem Gedanken gespielt einmal selbst Papst zu werden. Als das Konklave stattfand und sich ein Ergebnis in seine Richtung begann abzuzeichnen, da betete Ratzinger mit den Worten Jesu, „Herr, wenn es möglich ist, so lasse diesen Kelch (Kelch = Ratschluss Gottes) an mir vorüber ziehen – jedoch nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe“. Dies zeigt, wie lebendig, wie dynamisch und echt ein Leben, die Beziehung zu und mit Gott ist, sein kann. Wenn also ein Kardinal vom Konklave zum Papstkandidaten gewählt wird, dann glauben wir, dass der Heilige Geist die Wahl bestimmte. Der Kandidat wird im göttlichen Ratschluss unmittelbar von Gott beauftragt und gefragt, aber nicht gezwungen, daher wird die Frage gestellt, „Nimmst du die Wahl an?“. Er kann jetzt ja oder nein sagen.