Schwarmintelligenz gegen die Schuldenkrise?

Liebe Experten,

kein Thema beherrscht die Medien derezit so sehr wie dieses, und doch scheint es kaum mal etwas Neues dazu zu geben. Einstein wird gerne mit dem Satz zitiert: „Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“ Aber mir scheint, nicht mehr als das versucht die ganze Finanzwelt zu tun. Teilen Sie diesen Eindruck?

Die Komplexität dieser Problematik muss zweifellos jeden Menschen überfordern, zumal es an vielen Stellen des Systems an Transparenz mangelt. Aber könnte hier nicht eine echte Chance für die vielgepriesene Schwarmintelligenz warten? Wo könnte sich ein Forum bilden, das die Expertise von Spezialisten aus den verschiedensten Gebieten der Finanzwelt mit der Kreativität der Querdenker zusammenbringt? Oder gibt es so etwas schon?

Nachfolgend einige konkretere Fragen und Gedanken:

Wie hoch ist eigentlich inzwischen der Anteil der Zinsen aus der Staatsverschuldung am jährlichen Haushalt? Oder anders gefragt: Angenommen, Deutschland müsste für seine Staatsschulden keine Zinsen mehr zahlen, wie weit wäre dann noch der Weg zu einem ausgeglichenen Haushalt? Und wie sieht das bei den europäischen „Schuldenstaaten“ aus?

Wenn mittlerweile alle westlichen Industriestaaten bis über beide Ohren verschuldet sind, bei wem denn eigentlich? Wer sind die Gläubiger, mit denen man einen solchen Vergleich eventuell aushandeln müsste?

Wäre es vielleicht sogar denkbar, dass Staaten um einige Ecken herum bei sich selbst oder einer beim anderen so verschuldet sind, dass sich ein Teil der Schuldenlast bei gründlicher Analyse durch Aufrechnen neutralisieren ließe?

Es gibt in der Marktwirtschaft wohl einige Mechanismen, die dazu beitragen, dass sich Kapital dort am stärksten vermehrt, wo bereits sehr viel davon vorhanden ist. Die sich öffende Schere zwischen Arm und Reich wird immer wieder beklagt. Eine wichtige Institution zur Rückverteilung von Kapital dorthin, wo es fehlt, sind typischerweise staatliche soziale Systeme. Wenn nun aber die Staaten selbst in der Schuldenfalle stecken, können sie diese regulierende Funktion kaum noch ausüben. Welche selbstregulierenden Mechanismen gibt es in der Finanzwelt noch, die verhindern können, dass die Umverteilung von arm nach reich sich so lange fortsetzt, bis sie in sozialen Flächenbränden mündet?

Teilen Sie meine Befürchtung, dass solche Flächenbrände unmittelbar drohen (die Massendemonstrationen in einigen Metropolen sind da wohl nur ein lauer Vorgeschmack), wenn nicht neue kreative Lösungen gefunden werden?
Wer könnte überhaupt in der Lage sein, solche Lösungen zu entwickeln und in den entsprechenden Institutionen zu platzieren?

Ich weiß, das sind eine Menge Fragen, und derjenge, der für die angesprochenen Probleme eine praktikable Lösung vorschlagen kann, dürfte mehrere Nobelpreise verdienen. Trotzdem können Sie mir vielleicht helfen, den einen oder anderen kleinen Lichtstrahl in diesem Dickicht zu finden.

Vielen Dank dafür im Voraus!