Demenz oder Altersstarrsinn und Wahnvorstellungen

Guten Tag,

ich muss mich einfach mal ausheulen.
Meine Schwiegermutter, mit der ich über 30 Jahre ein ausgezeichnetes und liebevolles Verhältnis hatte, bezichtigt mich von einem auf den anderen Tag, sie beschimpft und beleidigt zu haben.
Sie behauptet, ich sei bei ihr zuhause gewesen und habe immer gesagt, sie hätten ja nie gearbeitet, hätten all ihr Geld verprasst, und wo das ganze Geld sei.
Dieser angebliche Vorfall liegt 2 Monate zurück, und sie hätte sich einfach nicht getraut, meinem Mann davon zu erzählen.
In den vergangenen 2 Monaten war das Verhältnis aber wie immer. Ich habe für sie eingekauft, sie zum Arzt begleitet, sie hierhin und dorthin gefahren und jeden 2. Tag angerufen.
Sie hat mir nie etwas davon erzählt, dass sie sich in irgendeiner Form über mich geärgert hat.
Und es gibt auch wirklich, ich schwöre es, keinen Grund!
Da sie seit längerer Zeit an seltsamen Verhaltensweisen leidet, sich ständig einschließt und auch immer wieder Dinge wahrnimmt, die alle anderen nicht wahrnehmen, vermuten wir eine beginnende Demenz.
Sie ist fast 80, körperlich sehr gut beieinander, hat ihr Haus und den Garten tiptop in Ordnung und ist auch sonst relativ gut orientiert.

Mich trifft die Sache sehr, weil wir uns wirklich gern gehabt haben, und weil ich mich mit dem Verlust der Person, die ich mochte und der ich vertraut habe, verabschieden muss.

Der Hausarzt, mit dem ich darüber gesprochen habe, meinte sie habe Halluzinationen und er vermute eine beginnende Demenz.
Sie war auch beim Neurologen, behauptet aber dem Hausarzt gegenüber, dass der Neurologe mit mir unter einer Decke stecken würde.
Darum weigert sie sich auch, die Medikamente des Neurologen zu nehmen.

Ich möchte auf keinen Fall, dass sich das Verhältnis meiner Schwiegermutter zu meinem Mann und unseren Kindern verschlechtert.Aber ich kann auch nicht so tun, als sei nichts geschehen, denn sie will mich nicht mehr sehen. („Du bist für mich gestorben“)

Was kann ich tun?
Auf Außenstehende wirkt sie völlig normal, nur ihre Ärzte wissen um den geistigen Zustand.

Danke
sagt der Wackelpudding

Hallo Carolin / Wackelpudding!

Hm es tut mir direkt leid für dich, dass es so dramatisch zu sein scheint :frowning:

Was du tun kannst; nun, du kannst deine Großmutter weiterhin als ernst zunehmenden Menschen sehen. Sie kann nichts für die Abbauprobleme die das Altern mit sich bringt. Sie will dir und deiner Familie sicherlich nicht absichtlich so weh tun … sie merkt/weiß es ja so gesehen gar nicht.

Lass es nicht zu sehr auf dich einwirken … es ist Teil einer Erkrankung und sicherlich nicht deine Schuld! Kopf hoch - auch wenn es leichter gesagt als getan ist.

Mit den besten Wünschen und hoffentlich wirds (vielleicht doch) wieder besser - schönen Tag noch - PN

Hallo carolin,

Wie es scheint, verliert Deine liebe Schwiegermutter ihren Verstand und wird schubweise alles vergessen. Wenn sie vergißt wie man atmet, dann stirbt sie.
Ihre Seele aber bleibt erhalten, die ist etwas anders als der Verstand. Ihre Seele hat sie schließlich auch zu einem Zeitpunkt bekommen, als sie noch gar keinen Verstand hatte. Du wirst ihre Seele immer wieder mal durch ihren trübe gewordenen und immer finsterer werdenden Verstand hindurch erkennen können.

Wenn einem Angehörigen die Demenz auffällt, dann ist sie meist schon weiter fortgeschritten als schlimmstenfalls befürchtet. Meine Mutter z.B. hat nur noch dreieinhalb Jahre gelebt, nachdem sie bei der Polizei angerufen hat, weil man ihr das Telefon gestohlen hatte…

fl

Hallo,

Meine Mutter z.B. hat nur noch dreieinhalb Jahre gelebt,
nachdem sie bei der Polizei angerufen hat, weil man ihr das
Telefon gestohlen hatte…

Das war bei deiner Mutter so. Das ist aber nicht bei allen so!
Es gibt sehr viele, die viele, viele Jahre in diesem geistigen Zustand bei sonst guter körperlicher Verfassung leben.

Versorgt man so einen Menschen innerhalb der Familie, ist das eine ganz extreme Belastung. Zum einen weil es keine sorgenfreien Tage mehr gibt, denn man weiß nie was Morgen ist. Zum andern weil man statt Dank für die Pflege nur Probleme hat und schlimmstenfalls täglich niedergemacht wird.

Das seelisch und körperlich jahrelang durchzuhalten geht fast nur wenn die Familie das mitträgt und sich davon nicht aufreiben läßt.

Für die Angehörigen ist es wichtig, da auch mal rauszukommen, mit anderen zu reden, Verständnis und Anerkennung zu finden, zur Besinnung zu kommen und etwas Erholung zu finden.
Für Urlaubszeiten gibt es die Möglichkeit der Kurzzeitpflege im Heim.

Ich finde es super, wenn heutzutage Familien noch dazu bereit sind ihre Angehörigen so zu pflegen und ziehe mit Respekt meinen Hut vor solch einer Leistung!

Gruß Steffi

Hallo,

sicher ist die Pflege zuhause für den Demenzkranken optimal, so sie denn optimal geleistet werden kann. Dafür reichen oft die Kräfte der Familie nicht.

Jemand in diesem Forum scheint es versucht, aber aufgegeben zu haben. Wenn man ein Auge dafür hat und in den Vororten der Großstadt viel spazierengeht, sieht man senil-Demente ja manchmal, wie sie regelmäßig stundenlang z.B. mürrisch aus dem Fenster starren oder hinundhergehen, Müll rauswerfen usw. Nach wenigen Monaten sind sie meist weg. Eine Ausnahme kenne ich, das ist in einer kinderlosen Familie, die Mieteinnahmen aus mehreren hundert Wohnungen hat.

Machbarer und häufiger ist die Mitpflege im Heim durch den Ehegatten des Betroffenen.

fl

Hallo,

was Du beschreibst hört sich nach der Anfangsphase der Demenz an. Bei den meisten Dementen ist die Phase der großen Aggressionen und Beschuldigungen zeitlich begrenzt.

Ich empfehle Dir, so schnell wie möglich eine Angehörigenselbsthilfegruppe zu suchen. Schneller als Du denkst, werden alle möglichen Fragen der Alltagsgestaltung auf Euch zukommen.
A und O ist am Anfang eine fundierte Information.
Zum Einstieg ist das Alzheimerforum sehr zu empfehlen:
http://www.alzheimerforum.de
Dort gibt es auch eine Internet-Mailingliste für Angehörige.
Außerdem gibt es ein Alzheimer-Weblog mit vielen guten Tipps und weiterführenden Linkempfehlungen:
http://www.myblog.de/alzheimer

Ein guter Ratgeber ist von Daniela Flemming erschienen:
Mutbuch für pflegende Angehörige und professionell Pflegende altersverwirrter Menschen, Beltz Verlag

Viele Grüße

Iris

Hallo,

ich kenne zumindest 3 Fälle im Bekanntenkreis, wo die Kranke mehr als 10 Jahre von der Familie gepflegt wurde.

Gruß Steffi

vielen Dank für eure Hilfe
Guten Morgen,

ich danke all denen, die mir geantwortet haben.
Es eskaliert immer mehr, nun kommen auch noch Telefonanrufe mit seltsamen Inhalten in den frühen Morgenstunden hinzu und reißen uns aus dem Schlaf.
Glücklicherweise wohnen wir nicht in einem Haus und so hart das klingt Altenpflege ist gar nichts für mich. Jedenfalls dann nicht wenn die Menschen geistig verwirrt sind.Es geht mir zu nah und macht mich fertig. Einmal habe ich das versucht und konnte es nicht aushalten.Damals war ich froh, dass wir kurzfristig einen Platz in einem Pflegeheim bekamen.
Ich versuche jetzt das alles nicht zu nah an mich herankommen zu lassen, aber sie hat nun den Kreis ihrer Zielpersonen auch seit gestern auf meinen Mann erweitert.Der ist selbst sehr krank und kann den Stress gar nicht gut aushalten. Also muss ich vorrangig meine eigene Familie schützen. Und während ich das schreibe komme ich mir dabei ganz brutal und herzlos vor.
Weil ich in Gedanken meine Schwiegermutter lieber in einem Pflegeheim sehe, als wenn sie uns weiter so drangsaliert.
Der Neurologe hat uns erklärt, es gibt 2 Möglichkeiten.
Die eine ist, dass sie in kurzer Zeit so durcheinander ist, dass sie in ein Pflegeheim muss, die andere dass sie trotz Demenz noch 20 Jahre leben kann.
Und dass die Verwirrtheit sich nur auf einige Bereiche bezieht, Angst vor Überfall und dass ihr jemand das Geld wegnimmt, während sie in anderen Dingen wie Haus, Garten und Orientierung nach außen hin gesund wirkt.
Bloß gut dass ich Kontakt zu den Ärzten habe und ich die Alzheimerseiten empfohlen bekommen habe.

Danke sagt
der Wackelpudding

Ja,

und so ein Kranker möchte ich nicht sein. Darum saufe ich wie ein Loch und bemühe mich, mir das Rauchen anzugewöhnen.

Fix Laudon

Hallo,

und so ein Kranker möchte ich nicht sein. Darum saufe ich wie
ein Loch und bemühe mich, mir das Rauchen anzugewöhnen.

Und du glaubst, daß das Siechtum von Alkoholikern und Raucherlungen besser ist? Du scheinst nicht zu wissen von was du redert. Ich habe einen Alkoholkranken jahrelang bis zum Tod betreut. Das ist für die Person selbst schlimmer als verwirrt im Kopf. Für die pflegende Person ist es wohl genauso anstrengend.

Gruß Steffi