Soziale arbeit

Hallo :smile:
Ich würde gerne einfach mal ein paar Informationen zur Sozialen Arbeit erhalten.
Ich würde evtl. an der FH „soziale arbeit für kinder- und jugendhilfe“ studieren, bin mir aber nicht ganz sicher ob ich wirklich nochmal ein paar jahre „schule“ dran hängen möchte. Aber ich glaub es wär genau mein Ding und ich wüsste nichs, was ich sonst machen könnte…
Haben Sie Soziale Arbeit studiert? Wenn ja, wo und wie lange und wie fanden sie das Studium? Und wo arbeiten/arbeiteten Sie dann danach und was macht man da genau? Ist es so interessant und schön, wie es bei den Aufgabenfeldern im Internet immer klingt?
Danke schon mal im Voraus für viele hoffentlich hilfreiche Informationen und Tips :smile:
lg Andrea

Hallo Andrea,
Ich habe Soziale Arbeit an der FH Koblenz studiert. Ich habe noch den Diplomstudienabschluss, heute gibt es glaub ich überall nur noch den bachelor und master. Im neuen Studiengang ist die Regelstudienzeit sechs Semester (drei Jahre, incl. 1 Praxissmester). Bei mir war es so, dass man sich selbst einen Schwerpunkt legen konnte (z.B. Kinder und Jugend, Psychiatrie usw.). Ich glaube, dass das heute mehr nach einem festen Stundenplan läuft. Genauere Infos gibts an den Fachhochschulen.
Der Arbeitsbereich eines Sozialarbeiters/-pädagogen kann sehr umfangreich, abwechslungsreich und interessant sein, je nachdem für was man sich interessiert. Ausserdem ist die Nachfrage zur Zeit groß. Allerdings ist die Bezahlung nicht sonderlich schmackhaft (TVÖD 9, ca. 2300 € zu Anfang).
Ich arbeite in einer Werkstatt für psychisch Behinderte im begleitenden Dienst. Meine Aufgaben sind wahnsinnig abwechslungsreich („Mädchen für alles“). U.a. Aufnahmeverfahren der Behinderten, rechtliche Angelegenheiten (Anträge bei Behörden etc.), Soziotherapie, und vieles mehr.
Für mich genau das richtige und vielleicht auch für dich?
Falls du noch weitere Fragen hat, melde dich!
Gruß,
Martina

Hallo Andrea!
wenn Du glaubst dass Soziale Arbeit Dein Ding ist, dann mache es auf jeden Fall! Solche Leute werden wirklich gebraucht!

Ich würde mir das aber unbedingt in der Praxis vorher anschauen, das heißt einige völlig verschiedene Praktika bei Sozialarbeitern machen (und die stecken wirklich überall!).

Ich habe das 2002 nach dem Abi nicht gemacht (und ich wusste auch nicht was ich sonst studieren hätte sollen, habe mich dann durch das Studium gequält/ist nicht schwer an der FH und bin jetzt im Zweitstudium Theologie an der Uni, da ich mich als Sozialarbeiterin maßlos unterfordert gefühlt habe).

Ich habe in Mannheim an der Fh studiert. 2002 habe ich begonnen, damals gab es noch das Diplom. Ich habe inklusive 2 Praxissemester und Diplomarbeit 8 Semester benötigt. Die meisten haben sich eher mehr Zeit gelassen.

Das Studium umfasst Bereiche der Medizin, des Rechts, der Philosophie und Theologie, Psychologie, Pädagogik, Soziologie, Geschichte uvm. In der Regel werden bestimmte Kurse vorgeschrieben die man besuchen muss, aber man kann auch viele Kurse einfach aus Interesse besuchen (wobei der Bachelor wahrhscinelich strikter ist).

Alles in allem erweitert man seinen Horizont in vielerlei Hinsicht, allerdings werden die einzelnen Themen immer nur angerissen. Mir (und vielen anderen, die ein Zweitstudium begonnen haben oder das Studium abgebrochen haben), war das einfach zu wenig. Man bekommt eben von allem nur einen Eindruck. Man wird kein Experte, eben „nur“ ein Experte der Sozialen Arbeit. Man ist von allem etwas, aber eigentlich nichts.

Nach dem Studium wollte ich mich Richtung Drogenabhängie spezialisieren, da ich dort auch schon die Praktika gemacht hatte und freiwillig mit Drogenabhängigen gearbeitet habe. Leider bin ich in diesen Bereich nicht hineingekommen. Die Traumstellen sind immer besetzt. Es gibt viel zu viele Sozialarbeiter und viel zu wenig Stellen. Die Stellen sind überwiegend befristet (manchmal nur 8 Monate bis 2 Jahre). Ich hatte mehrere Stellenangebote, aber ich habe nach kurzem wieder gekündigt (im Heim), da ich die Arbeitszeiten, und die Bezahlung so miserabel fand. Der niedrige Lohn und das Arbeiten über Nacht, an abenden, am Wochenende, die planlosen Leute im Team , das Ausgenutztwerden, haben mich letzten endes dazu bewegt ein Zweitstudium zu beginnen.
Verdient hätte bzw. habe ich im Jugendzentrum 1096 brutto für 1/2 Stelle, im Heim 2000 brutto für ganze Stelle, in Adoptionsvermittlungsstelle 1500 brutto für ganze Stelle.

Das hört sich jetzt alles echt schlecht an. So viel muss ich Dir sagen: Ich habe genügend Freunde, die in diesem Beruf auch glücklich geworden sind, die sich dazu berufen fühlen, eine solche Arbeit zu machen und deren „Ding“ das ist. Das sind dann die geborenen Sozialarbeiter. Ich kann Dir nur raten: Schau Dir den Sozialen Bereich VORHER gut an, arbeite im Sozialen Bereich mit (ich habe vorher 10 Jahre lang in der freien Jugendhilfe geholfen, aber das Hobby zum Beruf zu machen war nicht gut) setzt dich in Vorlesungen hinein, interviewe noch andere Leute außer mir (:

Ich wünsche Dir vieeeeeel Glück mit Deiner Entscheidung.

Wow, dankeschön :smile:
Also an der FH Landshut (wo ich mich bewerben würde) gibt es Soziale Arbeit und dann noch extra Soziale Arbeit für Kinder- und Jugendhilfe (lieber allgemein studieren und vielfältigere Chancen haben oder doch gleich spezialisieren?) und ich wollte eigentlich Kinder-Jugendhilfe machen. Es dauert 7 Semester. Danach, dachte ich mir, könnte ich mich bei den Jungendämtern in der Region bewerben und deshalb wollte ich mal wissen, ob da die Arbeit wirklich so interessant ist wie es bei RTL & Co. immer aussieht :smiley: Kann mir nämlich gut vorstellen, dass das meistens doch nur Büroarbeit ist und kaum „reden mit Problemjugendlichen“ usw.
Auf jeden Fall schon mal herzlichen Dank!
lg Andrea

Wow, dankeschön für den riesen Text :smile:
Hab jetz zwar wieder ein bisschen Angst bekommen, dass es doch nicht so das Wahre sein könnte und das Gehalt ist wirklich so gering wie es im Internet überall steht, aber ich werde es mal versuchen denke ich, vielleicht ist es ja genau meins und es tut mir ganz gut, dass das Studium in den Bereichen nicht sooo wahnsinnig spezialisiert ist :wink: Werd wahrscheinlich mal Versuchen ein Praktikum beim Jugendamt zu machen weil ich mich da voraussichtlich auch bewerben werde nach dem Studium. Also vielen Dank! :smile:
lg Andrea

Hallo Andrea,

ich antworte ein bisschen spät, hoffe aber, dass die Informationen noch rechtzeitig kommen :wink: Ich habe mich mal in genau derselben Situation befunden wie Sie. Und ich hab mich für das Studium entschieden.

Ich studiere also Soziale Arbeit in Coburg und komme nun ins 4. Semester. Also ich persönlich finde es äußerst interessant. Natürlich gibt es auch die eine oder andere trockene Theorie, aber das ist sicher überall so.
Gibt es denn da einen speziellen Studiengang für Kinder- und Jugendhilfe? Bei mir an der FH gibt es eben dann Vertiefungsbereiche; hier könnte man dann Arbeit mit Kindern und Jugendlichen auswählen.

Allgemein muss ich sagen, dass viele Menschen das Studium oft unterschätzen. Innerhalb der ersten zwei Semester sind rund 20 Kommilitonen gegangen und angeblich sind es nochmal rund 20 bis 30 bis zum 5. Semester (das liegt aber unter anderem auch daran dass einige dann auch an die Uni wechseln, manche kommen bereits mit der Intention an die FH).

Ich kann Ihnen mal einige Sachen schreiben, die ich in den ersten Semestern hatte: Medizin, Psychologie, Pädagogik, Soziologie, Politologie, Gesprächsführung (Praxis und Theorie), Soziale Gruppenarbeit (Praxis und Theorie), Sozialarbeitswissenschaften und und und :wink: Ich weiß aber von Bekannten, dass das von FH zu FH sehr unterschiedlich ist. So schreiben wir in Coburg im 1. und 2. Semester je eine Prüfung aus fünf Bestandteilen (Med., Päd, Pol, Psy, Soz.) und wenn man in einem der Bereiche durchfällt, muss man die komplette Prüfung nochmal wiederholen. An anderen FHs hat man für alles eine einzelne Prüfung. Und wieder an anderen soll es weniger schriftliche Prüfungen geben als z. B. in Coburg und dafür mehr Referate und Hausarbeiten.
Jetzt gerade im 3. Semester hab ich z. B. Vorlesungen in Jura (dieses Semester Hauptfach), Devianz, Diversity, Sozialraumorientierung, Gemeinwesenarbeit und auch Ökonomie und Sozialmanagement.

Ach ja, und in Coburg dauert der Bachelor 7 Semester (Inklusive Praxissemester jetzt im 4.), danach ist bis zu einem NC von 2,0 der Master möglich. Und im 5. Semester hat man die Möglichkeit, ein Begleitstudium zu machen (da gibts drei verschiedene, eins ist Schulsozialarbeit, eins Beratung und das andere ist mir gerade entfallen).

Oh, und weil Sie auch gefragt haben, was man so arbeitet: ich persönlich möchte in die Erwachsenenarbeit. Ich habe bereits Praktikum in einer Suchtklinik und in einer Psychologischen Beratungsstelle gemacht und werde nun mein Praxissemester im Frauenhaus ableisten. Kurz gesagt hat man mit einem Soziale-Arbeit-Studium äußerst viele Möglichkeiten und man kann in sehr unterschiedlichen Bereichen arbeiten.

Wenn Sie interessiert sind oder mehr wissen möchten, können Sie sich gern an mich wenden!

Viele Grüße

Cornelia

Vielen vielen Dank!
War mehr als noch rechtzeitig :wink:
Ja in Landshut gibt es speziell Soziale Arbeit für Kinder- und Jugendhilfe aber da ich

  1. nicht weiß ob spezialisieren schlauer is als allgemein studieren - und dann trotzdem ins Jugendamt wollen
    und
  2. es nicht sicher ist ob ich in Landshut einen Patz bekomme oder wo anders studieren muss
    ist das ohnehin noch etwas unsicher :frowning:
    Die große Anzahl von Abbrechern macht mir auch etwas Angst (wobei wohl kein Studiengang deutlich leichter sein wird) - ist es denn sehr schwer? Oder schwierig alles zu schaffen; zeitlich sehr viel Druck usw.?
    (Das macht mir jetzt in der Kollegstufe am meisten zu schaffen, da ich viel lernen nie gewohnt war)
    Außerdem wusste ich nicht, dass Referate im Studium auch noch so dazu gehören - das gefällt mir gar nicht (aber da muss man dann sowieso durch)
    Naja ich werd es wohl oder übel auch trotz den ganzen Ängsten versuchen müssen, da ich keinen Plan B habe, der mich mehr interessieren würde (außer Psychologie, aber da spricht zu viel dagegen leider)
    Liebe Grüße, Andrea

Hallo Andrea,

ich sag jetzt einfach mal „du“. :wink:

Hm. Ja, das ist natürlich eine schwierige Frage, ob man sich lieber gleich spezialisiert oder nicht. Ist es denn sicher, dass du ins Jugendamt möchtest?

Ja, die Abbrecher-Anzahl macht vielleicht ein wenig Angst, aber ich persönlich finde, wenn man sein Studium ernst nimmt (und damit meine ich nicht, nur noch da zu sitzen und nur noch Bücher zu lesen, sondern einfach ein gewisses Interesse - und vielleicht nicht nur einmal im Monat in der Vorlesung zu sein), schafft man das auch. Coburg ist (soweit ich mal gehört hab) auch eine von den „schwierigeren“ FHs.
Zeitlich geht es, die Prüfungen sind nur im ersten und zweiten Semester wirklich auch in einem kurzen Zeitraum gewesen. Aber das ist bei den Bachelor-Studiengängen so. Leider :frowning: Ich finde, der Stoff ist schon in Ordnung.
Um dir nochmal die Angst zu nehmen: Mit mir studieren Menschen, die keine Idee hatten, was sie sonst machen sollen, kaum in einer Vorlesung sind, sondern sich lieber ausschließlich dem Party- und Nachleben widmen - kann dann schon passieren, dass da mal jemand exmatrikuliert wird, wenn er die Prüfungen nicht packt oder wenn er dann selbst keine Lust mehr hat.

Das mit den Referaten hat mir auch nie gefallen. Ich dachte aber, dass ich mehrere hätte machen müssen. Also bisher hab ich in drei Semestern zwei ganz kurze Kurzvorträge gemacht und zwei halbherzige. Benotet wurde das nie, aber manche Dozenten möchten die Studenten einbeziehen und denken, sie machen das am besten mit Referaten :wink: Aber bisher ist das alles halb so wild. Ich bin auch nicht der Typ, der gerne Referate hält.

Also, wenn du denkst, dass Soziale Arbeit richtig für dich ist, dann ist es das wahrscheinlich auch. Und solltest du doch feststellen, dass es nichts für dich ist, kannst du ja immer noch an die Uni und z. B. Psychologie machen. (Psychologie hätte mich übrigens auch interessiert :wink:)

Liebe Grüße,

Cornelia

Hallo Andrea,
Die Arbeit auf den Jugendämtern ist schon interessant, aber immer mehr bürolastig.
Es gibt verschiedene Sparten auf dem Amt. Zum einen den allgemeinen sozialen Dienst, der auf Hinweise zu den Familien fährt, Gespräche führt, weitere MMaßnahmen anleiert.Zum anderen die sozialpädagogische Familienhilfe (o.ä.), like Super Nanny. Dort werden familienspezifische Strategien zum besseren Miteinander entwickelt. Außerdem gibt es immer jemanden, der für Pflegekinder- und Familien zuständig ist. In der offenen Jugendhilfe werden Angebote für Kinder und Jugendliche in der Region erstellt, Jugendräume betreut und so weiter. Ansonsten gibt es manchmal streetworker… Jedes Jugendamt ist etwas anders aufgeteilt, in jedem Fall aber interessant, denke ich.
Wenn du dir ganz sicher bist, dass du mit Kindern und Jugendlichen arbeiten willst, solltest du dich von Anfang an spezialisieren. Wenn nicht, lieber allgemein bleiben.
Hoffe, das hilft dir ein wenig.
Viele liebe Grüße,
Martina

Vielen Dank für die Antwort!
Ich bin mir eigentlich schon sicher, dass ich Soziale Arbeit studieren möchte, ich weiß nur immer noch nicht so genau ob ich es später bereue mich (nicht) spezialisiert zu haben…
Wenn ich ins Jugendamt will dachte ich mir ich hätte bessere Chancen mit dem Zusatz „Kinder und Jugendhilfe“ aber wenn ich aus irg.welchen Gründen doch irg.wo hin gehen sollte wo ich z.B. mit Suchtpatienten arbeite ist das doch automatisch schwieriger oder? Oder ist es ohnehin „nur“ ein Zusatz, der die restliche Soziale Arbeit gar nicht eingrenzt? Naja die Entscheidung wird mir wohl sowieso niemand abnehmen können. Speziell Kinder und Jugendhilfe gibt es nur an einer einzigen FH, vllt. wird mir die Entscheidung abgenommen weil ich sowieso nicht an diese FH komme :frowning:
Naja auf jeden Fall dankeschön!
Liebe Grüße,
Andrea

Hallo Andrea,
Es könnte sein, dass du auf dem Jugendamt bessere Chancen hast mit dem Zusatz. Aber du kannst dich auch im „normalen“ Studium etwas spezialisieren und bist nachher für alles offen. Es kann immer mal sein, dass man sich umorientiert und dann fragen sich die Chefs vielleicht, ob du nur von Kindern und Jugendlichen eine Ahnung hast.
Du hast recht, die Entscheidung nimmt dir keiner ab.
Ich kann nur aus meiner Erfahrung sprechen, dass das Diplom bei einer späteren Bewerbung nur eine kleine Rolle spielt. Im Bewerbungsgespräch müssen die merken, dass du was drauf hast und dich in die Arbeit reinfinden kannst. Du lernst im Studium eh nur wenig über den Job. Das kommt erst bei der Arbeit.
Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Entscheidungsfindung und der Bewerbung für die FHs.
Liebe Grüße,
Martina