Hallo Mathias,
viele Stoffwechselfunktionen werden auch vom vegetativen Nervensystem gesteuert, bei dem es zwei Gegenspieler gibt: (1) Der Sympathikus, welcher neben anderen, auf körperliche Aktivität ausgerichteten Funktionen auch den katabolen Stoffwechsel ankurbelt und den Organismus auf schnelle Bereitstellung von Energie umstellt. (2) Der Parasympathikus, der genau die gegenteilige Wirkung hat.
Welchen Energieumsatz ein Individuum gerade hat, wird zum großen Teil durch das aktuelle Verhältnis der Aktivitäten dieser beiden Gegenspieler geregelt. Weil es hier - wie bei fast allem - individuelle Unterschiede gibt, kommt es eben auch vor, dass manche Leute einen relativ hohen Sympathikotonus haben, während er bei anderen unter vergleichbaren Bedingungen (Ernährung, Stress, Umweltbedingungen etc.) relativ niedrig ist. Erstere haben einen höheren Grundumsatz als die Zweiteren und nehmen deswegen nicht oder nur schwer an Gewicht zu. Umgekehrt ist dieser Regelmechanismus auch eine Erklärungsmöglichkeit bei Leuten mit Übergewicht.
Das kann auch künstlich herbeigeführt werden. Beispielsweise neigen viele ursprünglich normalgewichtige Menschen unter medikamentöser Behandlung mit β-Sympatholytika (häufig) deshalb teils stark zur Gewichtszunahme. Das Aktivitätsverhältnis zwischen den beiden Gegenspielern des Vegetativums ist nicht der Einzige, sondern nur ein Wichtiger von vielen möglichen Gründen für den teils stark unterschiedlichen Nahrungsbedarf.
Auch die Schilddrüsenhormone haben direkte Auswirkungen auf die Stoffwechselaktvität und indirekt auch auf den Sympathikotonus. Deshalb ist eine der wichtigsten und ersten Blutuntersuchungen sowohl bei hageren, aufgedrehten Leuten als auch bei Übergewichtigen und bei Menschen mit Bluthochdruck oder bestimmten Herzrhythmusstörungen die der Schilddrüsenhormone T3 und T4 sowie den Steuerungshormonen TSH und TRH, weil eine Über- oder Unterfunktion ursächlich sein kann.
Vorausgesetzt diese Werte sind ‚normal‘, dann gibt es auch hier Menschen, die sich auf Dauer eher im unteren und andere, die sich mehr im oberen Normbereich aufhalten. Da Hormone in geringsten Konzentrationen wirken, kann also auch durch solch kleine, aber dauerhaft herrschende, individuelle Einstellungsunterschiede langfristig ein unterschiedlicher Energiebedarf erklärt werden.
Genau so könnte man jetzt auch noch mit den Nebennierenhormonen, der zentralnervösen Neurotransmitterproduktion bzw. -empfindlichkeit oder (noch grundlegender) mit Genotyp und individueller Genexpression u.s.w. fortfahren. Summa summarum ist es einfach so, dass viele Parameter, so auch die des Stoffwechsels, in der gesunden Bevölkerung annähernd normalverteilt sind, was auch immer die Extreme in beide Richtungen beinhaltet.
LG
Huttatta