Herkunft Redensarten

Hallo,

Sprüche wie „Den Brotkorb hochhängen“, „Ins Bett steigen“, „Auf grossem Fuss leben“ haben ja ihren Ursprung im Mittelalter. Kennt jemand Webseiten, die die Herkunft dieser Sprüche erklärt?

Gruss
Matthias, der momentan auf kleinem Fuss lebt

Hallo, Matthias,

schlag nach bei Röhrich!

Kennt jemand Webseiten, die die Herkunft dieser
Sprüche erklärt?

Guggemalda: http://www.google.de/search?hl=de&ie=ISO-8859-1&q=De…

Fritz

schlag nach bei Röhrich!

oder gleich dich fragen :smile:)) Super! Vielen Dank!

Gruss aus der Schweiz

Matthias

Hallo, Matthias,
da ich den „Brotkorb“ in den ersten drei Links nicht fand, vielleicht doch hier die Erklärung:
Damit Mäuse nicht an die Vorräte gelangen konnten, wurden sie in Körben unter der Decke aufgehängt. Hingen sie niedrig, konnte man hineingreifen (Die Deckenhöhe in den Bauernkaten war nicht so hoch) und sich bedienen.

„Ins Bett steigen“ mußte man damals auch, denn das Bett befand sich in einem in die Wand eingebauten Kasten, meist mit einem Vorhang versehen. Außerdem lag man nicht wie heute lang ausgestreckt, sondern saß eher in diesem engen und kleinen Kabuff.

Grüße
Eckard

1 Like

Hallo, Matthias,

wie hat es dich und wohin in der Schweiz verschlagen?

Ein Kostprobe aus dem Röhrich:

_ Brotkorb

Einem den Brotkorb höher hängen: ihn knapper halten, strenger behandeln, ihm den Verdienst sauer machen (so wie man dies bei einem übermütigen Pferd macht, dem man weniger Hafer gibt und den Futterkorb oder die Krippe höher hängt). In den ‚Facetiae Facetiarum‘ von 1645 steht (S. 408): »want in meiner Gewalt all stünde, ick wolle öhn den Brodtkorff balle upthain«; bei Gottsched lesen wir: »Wenn nur schindende Kaufleute nicht gemeiniglich den armen Arbeiterinnen … den Brotkorb so hoch hingen, daß sie sich mit aller Mühe kaum des Hungers erwehren mögen«. In Schillers ‚Wallensteins Lager‘ (11. Auftritt) mahnt der erste Kürassier:
Lassen wir uns auseinandersprengen,
Werden sie uns den Brotkorb höher hängen.
Mit einem anderen Vergleich heißt es 1528 im ‚Laster der Trunkenheit‘ (4b): »Wir sollen den faulen Adam mit Sporen reitten, inn zaum halten, das futter hoeher schütten, daz er nit zu geil werde«.
Die Mundarten enthalten zum Teil verwandte Wendungen, z.B. badisch ‚den Brotsack höher hängen‘; westfälisch ‚die Brautläupena (Brotschalen) häuger hangen‘; pfälzisch ‚äm’s Brotreff heher henke‘: jemand zu größerer Anstrengung und Sparsamkeit nötigen (‚Brotreff‘ = Hängevorrichtung gegen Ratten- und Mäusefraß); schlesisch ‚Ma mussem a Brudt-Kurb hieher hengen‘.
Die literarischen und volkstümlichen Belege zeigen, daß die Redensart oft als Drohung gebraucht wurde. ‚Den Brotkorb höher hängen‘ bedeutete also auch: einen zur Strafe einschränken. So nannte der Volksmund einen Regierungserlaß vom 22.4.1875 im preußischen Kulturkampf, durch den widersetzlichen Geistlichen die staatlichen Zuwendungen gesperrt wurden, ‚Brotkorbgesetz‘.
Der Brotkorb hängt hoch: Es sind knappe Zeiten. »Gott mag uns den Brotkorb so hoch halten, als er will« (Hamann, Briefe [1759], 1,292). Vgl. ferner die verwandten Wendungen: Den Brotkorb zu finden wissen; Auf dem Brotkorb sitzen und Hunger schreien.

[Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten: Brotkorb, S. 2. Digitale Bibliothek Band 42: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, S. 1025 (vgl. Röhrich-LdspR Bd. 1, S. 266) © Verlag Herder]

Auf großem Fuß leben

Auch in der Redensart auf großem Fuß leben (scherzhaft auch: ‚Eine große Schuhnummer haben‘): viel Aufwand machen, steht Fuß bildlich für Lebenshaltung, Verhältnisse, Art und Weise. Vgl. französisch: ‚Vivre sur un grand pied‘.
Die Redensart ist im Mittelalter in Frankreich entstanden und geht zurück auf Geoffrey Plantagenet, Graf von Anjou (1129-51), der sich Schuhe mit sehr langer Spitze machen ließ, um eine Geschwulst darunter zu verbergen. Da er allgemein ein Vorbild für Eleganz war, wollte jeder so große Schuhe tragen wie er. Man sprach von ‚chaussure à la poulaine‘, ‚Galionsschuhen‘ oder ‚Schnabelschuhen‘. Im 14. Jahrhundert wurde die Größe dieses Schuhwerks der Maßstab für das Ansehen eines Menschen. Maßeinheit war der Fuß. Die Schuhe eines Fürsten waren 2 1/2 Fuß, die eines hohen Barons 2 Fuß, die eines Ritters 1 1/2 Fuß und die eines einfachen Bürgers 1 Fuß lang. Auch die Absätze der Noblen waren erhöht - im Gegensatz zu denen des einfachen Bürgers, der flache Schuhe trug. Das hat sich in der niederländischen Redensart niedergeschlagen: ‚Hij leeft op een‘ grooten’ (hoogen) voet’. Unter Karl V. wurde diese Mode, die sich von Frankreich aus über die ganze zivilisierte Welt ausgebreitet hatte, endgültig abgeschafft.
In Zusammenhang damit steht auch die Redensart: auf gleichem Fuß mit jemandem verkehren: auf derselben Gesellschaftsstufe stehen.

[Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten: Fuß, S. 3. Digitale Bibliothek Band 42: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, S. 1962 (vgl. Röhrich-LdspR Bd. 2, S. 491-492) © Verlag Herder]_

Zu diesen Sachen hat Eckard eigentlich schon genug geantwortet. Ich gebe bloß noch mehr. Zum „ins Bett steigen“ sagt der Röhrich speziell nichts, obwohl der Artikel zu Bett recht lang ist.

Darum nur eine weitere Kostprobe:

_ Bett

Einem sein Bett machen: ihm behagliche Verhältnisse bereiten; heute vor allem Sich in ein gemachtes Bett legen (bei einer gesicherten Heirat mit reicher Mitgift der Braut oder bei guter Stellung des Bräutigams): obersächsisch ‚Er kommt in e gemachtes Bette‘, er findet alles bereit, er kommt sogleich in günstige Verhältnisse.
Anders in Hamburg: ‚He is darmit to Bedde brocht‘, er ist hintergangen, eigentlich wohl: trotz seines Rechtsanspruchs zur Ruhe gebracht.
Das Bett hüten: krank sein; vgl. französisch ‚garder le lit‘; auch Ans Bett gefesselt sein, bei langer Krankheit; vgl. französisch ‚être cloué au lit‘.
Einem das Bett unterm Arsch wegnehmen: ihm sein letztes Hab und Gut wegnehmen.
Sie werden nicht mehr lange in einem Bett schlafen: mit ihrer Freundschaft (Liebe, Ehe) geht es zu Ende. Dagegen bringt die sprichwörtliche Wendung '‚s Bett macht’s wieder wett‘ zum Ausdruck, daß der Beischlaf jeden Ehestreit beendet und Versöhnung schafft.
Statt ‚Zu Bett gehen‘ sagt man auch mit scherzhaftem Wortspiel Nach Bethlehem (auch nach Bethanien) gehen; so schon im 16. Jahrhundert in der ‚Zimmerischen Chronik‘ (III, 233) bezeugt: »gleichwol sie bald hernach von einander geen Bethlehem schieden«; ähnlich noch heute in Südwestdeutschland ‚nach Bettingen, nach Bettlach gehen‘; schlesisch ‚nach Liegnitz machen‘. Heute sagt man im gleichen Sinn ‚An der Matratze horchen‘, ‚Auf den Matratzenball gehen‘.
[Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten: Bett, S. 2. Digitale Bibliothek Band 42: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, S. 706 (vgl. Röhrich-LdspR Bd. 1, S. 186) © Verlag Herder]_

Gruß Fritz

Falls es jemand wissen will: Das ist mein 6801. Artikel bei www.

Schweiz
siehe Mail :smile:

Gruss

Matthias