Langgesprochene Vokale

Warum spricht man das ‚ü‘ bei Wüste lang und bei Küste kurz aus?

Weil es zwei verschiedene Wörter sind.

Auch ohne Gruß

Wenn ich das bloß wüste!

Servus, Bombadil:smile:

Weil es zwei verschiedene Wörter sind.

und weil es mich auch interessiert: ich lege mal vor und mich weit raus:smile:

Sowohl Küste (costa) als auch Wüste (vastus) kommen wohl aus dem Latein - aus vastus hat sich im Ahd. ein eigens Wort gebildet (wuost) - und ich kenne noch aus alten Schriften die Schreibweise Wüeste; aus costa wurde wohl im Ahd „chusta“.

Kann die Länge der Aussprache mit den Wegen zusammenhängen, die die Wörter über das Althochdeutsche genommen haben?

Spannend, das:smile:

Lieben Gruß aus dem Waldviertel, jenny

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Hi,

kann es durchaus. Was aber nichts daran ändert, dass es zwei verschiedene Wörter sind, und auch nichts daran ändert, dass im heutigen Deutsch der Unterschied absolut nicht mehr nachvollziehbar ist. Man muss es lernen.

die Franzi

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Auch hi,

kann es durchaus. Was aber nichts daran ändert, dass :es zwei
verschiedene Wörter sind,

hab’ irgendwo das Gegenteil behauptet?

Man muss es lernen.

Genau das will ich und warte deshalb auf eine Antwort…*lächel*

Also nochmal - vielleicht habe ich ja auch meine Frage nicht verständlich genug formuliert:

an Ahd. - Kenner: haben die Wandlungen der Vokale im Ahd. (das A von vastus zu uo, ui und ü, sowie das O von costa zu u und ü) mit der heutigen Betonung/Aussprache zu tun?

Schönen Tag, jenny

dazu noch
Servus,

ich bilde mir nämlich ein, gelesen zu haben, dass Vokale, die z.B. aus dem Latein im Zuge ihrer Entwicklung einen zweiten Vokal „dazubekommen“ (vastus: a zu uo) lang ausgesprochen werden, während Vokale, die sich zwar verändern, aber „einzeln“ bleiben" (costa: o zu u) kurz.

Ich bin keine Sprachwissenschaftlerin, aber es interessiert mich dennoch - vielleicht weiß ja wer was dazu?!

Danke euch und lieben Gruß aus dem Waldviertel, jenny

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Servus,

ich bilde mir nämlich ein, gelesen zu haben, dass Vokale, die
z.B. aus dem Latein im Zuge ihrer Entwicklung einen zweiten
Vokal „dazubekommen“ (vastus: a zu uo) lang ausgesprochen
werden, während Vokale, die sich zwar verändern, aber
„einzeln“ bleiben" (costa: o zu u) kurz.

Ich bin keine Sprachwissenschaftlerin

Ich schon, leider aber nicht für Germanistik. Beim drüber Nachdenken fiel mir dann aber auf, dass im Afrikaans, das viele alte Diphthonge hat, es sich ebenso verhält: Wüste=woestyn=langes „u“ gesprochen,
Küste=kus=kurzes „ü“ gesprochen.
Ich denke mal weiter nach, vielleicht fällt mir ja noch was dazu ein…
Lieben Gruß uns Waldviertel !

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Warum spricht man das ‚ü‘ bei Wüste lang und bei Küste kurz
aus?

Die Umlaute entstanden durch einen Lautwandel, bei dem verschiedene Faktoren eine Rolle spielen.

So wurden im Frühmittelhochdeutschen die Diphthonge uo und üe durch Monophthongierung zu ü bzw. ǖ.

Wörter, die aus anderen Sprachen übernommen wurden, folgen nicht unbedingt den gleichen Gesetzmäßigkeiten.

Näheres ist bei Grimm zu lesen (II. A.):

A. ü entspricht — sofern es nicht auf mhd. ü zurückgeht in den kurz gebliebenen stammsilben von brücke, büchse, bürger, dünn, dürfen, rücken u. s. w. — dem alten diphthongen üe, dem umlaut von uo, so in den erst nhd. gekürzten stammsilben, z. b. brüllen, müssen, nüchtern, pfründe. unorganisch an stelle eines i ist ü getreten in flüstern, würde (dignitas).

die länge ǖ geht fast nie auf mhd. iu (germ. eu bzw. umlaut von ū_) zurück, das nhd. zu_ eu diphthongiert ist (wörter in nd. form wie hüne ausgenommen), sondern auf die kürze ü, die spätmittelhochdeutsch in offener silbe gelängt wurde, z. b. in bühel, bühne, flügel, grübeln, lüge, mühle, prügel, rüde (canis), türe, über, zügel, oder auf den mhd. diphthong üe, den umlaut von mhd. uo wie in fügen, fühlen, glühen, kühl, kühn, mühe, prüfen, rübe u. s. w. unorganisch in düster, süden.

Gruß
Kreszenz

Hi,

meine Antworten haben sich eher darauf bezogen, wie man es einem heutigen Sprachlerner vermitteln kann, dass die Wörter so unterschiedlich ausgesprochen werden, wo es doch in der Schreibung keinen Unterschied gibt. Und aus heutiger Sicht gibt es eben keinen Grund, warum es so ist. Außer, man ist Germanist und geht dem für jedes einzelne Wort nach - dann kann man den Grund sicher finden(diesen Teil überlasse ich einem Germanisten).
Für den Lerner des Deutschen ist es einfach so, dass man es mit dem Wort mitlernen muss (so war das „lernen müssen“ von mir weiter oben gemeint).
Ansonsten erscheint die von Dir angebotene Lösung durchaus einleuchtend - aus der russischen und englischen Sprachgeschichte kenne ich es, dass Diphthonge zu langen Vokalen monophthongisiert werden.

die Franzi

Hallo Jenny,

im Ahd. wurde in Schriftbild und Vokalqualität zwischen langen und kurzen Vokalen unterschieden. Im Mittelhochdeutschen ist zwar die Vokalqualität nicht mehr gesichert, aber im Schriftbild setzt es sich dennoch fort. Dabei korrespondierten

a - â
e - ê
i - î
o - ô
u - û
ä - ae
ö - oe
ü - iu.

Du erkennst hieran schon mal, dass ü im Ahd. und Mhd. immer nur das kurze ü bezeichnet. Hinzu kommen noch eine ganze Reihe von Diphthongen, u.a. uo und üe, die als lang galten. (Das ist ja heute mit Diphthongen auch noch so.)
Daher hatte die Wüste also schon immer einen Langvokal im Stamm.

Was allerdings nicht stimmt, ist, dass dies über die Jahrhunderte konstant blieb. Mhd. du muost ist z.B. zu du musst geworden, während tac (mit kurzem a) zu Tag (mit langem a) wurde.

Ich denke also nicht, dass sich da sprachgeschichtlich was herleiten lässt, v.a. da es ja auch heutzutage noch Wörter gibt, die je nach Region unterschiedlich lang oder kurz gesprochen werden.

Liebe Grüße
Immo

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Danke dir, Kreszenz,

das war es genau, was ich wissen wollte, bzw. worüber ich irgendwo gelesen hatte - nur „mein“ Grimm streikt - keine Ahnung warum - und im Netz konnte ich sonst auf die Schnelle nix finden.

Gruß, jenny

Auch dir, Immo, herzlichen Dank:smile:

das Thema ist also recht komplex - mit deiner „Tabelle“ werde ich in Zukunft manch Wörterl analysieren…*lach*…

Lieben Gruß, jenny

Servus, Franzi,

meine Antworten haben sich eher darauf bezogen, wie :man es…

Ich glaube, ich habe dich schon richtig verstanden…*lächel*
Aber der Artikel hat sich ja ein klein wenig vom „Schülerniveau“ wegbewegt - ganz abgesehen davon, dass ich glaube/hoffe, dass auch manch Schüler sich für „sowas“ interessiert!

Und ich hatte ja selbst keine Ahnung, wollte ja nur wissen, ob das, was da in meinem Kopf rumschwirrte, irgendeine Grundlage hatte.

Einen lieben Gruß aus dem Waldviertel, jenny