Wie/wo Mittelhochdeutsch lernen?

Hallo,

ich hätte so große Lust Mittelhochdeutsch zu lernen, aber ohne gleich dafür Germanistik studieren zu müssen, also außerhalb der Uni. Weiß jemand, wo/wie man vielleicht Mittelhochdeutsch lernen könnte? Bei uns in der VHS wird’s nicht angeboten. Als ich nachgefragt hab, hat mich die Frau im Büro ein wenig doof angeschaut und gemeint Latein und Altgriechisch könnte sie mir anbieten.

Das kann ja wohl nicht sein, dass es nicht die Möglichkeit gibt eine frühere Sprachstufe seiner eigenen Muttersprache zu lernen.

Also, wenn jemand einen Tipp für mich hat, nur her damit!

Tanja

Hallo Tanja,

ich weiß nicht wie voll die Uni-Kurse sind, aber evtl. gibt es die Möglichkeit als Gasthörer mitzuhören.

Viel Erfolg!

Noch ein schönes WEihnachtsfest.

Gruß Volker

Hallo

ich weiß nicht wie voll die Uni-Kurse sind, aber evtl. gibt es
die Möglichkeit als Gasthörer mitzuhören.

Das sollte problematisch werden. Aus zweierlei Gründen.

Zum einen sind das in der Regel Ausbauseminare (Kurs A, B und C) und zum anderen übervoll, weil die Grundkurse A auch Pflichtkurse für das Germanistikstudium in jeder Richtung sind. Die Einstiegstkurse sind immer übervoll. Ab Kurs B ist es dann leerer im Raum. :wink:

Ich habe aber auch in Volkhochschulen Einführungen zum Mittelhochdeutschen gesehen.

Naja, auf jedenfall war es vor noch etwa 10 Jahren so an der HU in Berlin.

Literaturempfehlung:

_ Mittelhochdeutsche Grammatik von Hermann Paul, Thomas Klein, Joachim Solms, und Klaus-Peter Wegera von Niemeyer, Tübingen 2006

Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch von Beate Hennig und Christa Hepfer von Niemeyer, Tübingen 1998

Neuhochdeutscher Index zum Mittelhochdeutschen Wortschatz von Erwin Koller, Werner Wegstein, und Norbert R. Wolf von Hirzel, Stuttgart 1990_

Gruß Parzival

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Hallo nochmal,

erstmal danke für Eure Antworten.

Die Sprachkurse zum Mittelhochdeutschen sind an unserer Uni leider nur für Fachstudenten und mit einer Höchstteilnehmerzahl von 24 Studierenden.

Ich werde mir jetzt die Literatur, die mir Parzival empfohlen hat, besorgen und mir Mittelhochdeutsch selber beibringen. Hab mir auch überlegt, dass ich mal bei uns in ein paar regionalen Zeitungen und Magazinen inserieren könnte, ob jemand Lust hat mit mir gemeinsam zu lernen. Wenn sich 2 oder 3 Leute finden würden, könnte man ja auch ein wenig Geld zusammenlegen und einen Germanistikstudenten als Tutor/Nachhilfelehrer anheuern.

Gruß Tanja

Hallo!

Noch zwei Tipps:

Zum einen solltest du dich bei deinem Selbststudium auch mit der deutschen Sprachentwicklung(Stichwort Lautverschiebungen etc.:http://de.wikipedia.org/wiki/Lautverschiebung) und der mittelhochdeutschen Grammatik auseinandersetzten. Das macht das Verständnis des Mittelhochdeutschen wesentlich leichter. Auch das Wort „Ablautreihen“ sollte man in dem Zusammenhang mal gehört haben: http://wiki.narrenschiff.org/Mhd._Ablautreihen

Zum anderen hier noch eine recht hilfreiche Internetseite:http://www.mediaevum.de/haupt2.htm
Daraus direkt ein unverzichtbarer Link:http://germa83.uni-trier.de/MWV-online/WBInfos.html

Viel Vergnügen und viele Grüße
Dine

Hallo Dine,

vielen Dank für die weiteren Tipps!

Tanja

Grüß Gott!
Also, dass „Mittelhochdeutsch“ nicht eine Sprache wie „Oxford-Englisch“ ist, das weißt du ja? Während im Norden die Hanse ausfuhr, tummelten sich im Süden die Minnesänger … Nein, aber im Ernst: Wenn du weißt, was der „Lexer“ ist, wie Mittelhochdeutsch in Schreibung und erschlossener Aussprache von der Forschung „normalisiert“ wurde, was man alles zum hochdeutschen Raum zählte (eben = nicht niederdeutsch), dass auf jeden Fall ihr Ostfranken und wir Baiern dazuzählen, dass
aber andererseits damals eher die Schwaben „das Sagen“ hatten, was sich scheint’s nach der Pestzeit grundlegend änderte ( > Gemeines Deutsch), dann hast du schon viel von dem verstanden, worum es geht. Kurz: Mittelhochdeutsch ist nicht eine Sprache, wie wir das verstehen; es öffnet die Tür zu einer Welt!
Gruß
Sepp

Hallo Tanja,

nach all den hilfreichen Hinweisen, die Du schon bekommen hast, nachfolgend noch ein link zu Texten in Mittelhochdeutsch:
http://www.hs-augsburg.de/~harsch/germanica/Chronolo…

Viele Grüße
Eve*

Hallo

Die Sprachkurse zum Mittelhochdeutschen sind an unserer Uni
leider nur für Fachstudenten und mit einer
Höchstteilnehmerzahl von 24 Studierenden.

Sowas in der Art war leider zu erwarten.

Ich werde mir jetzt die Literatur, die mir Parzival empfohlen
hat, besorgen und mir Mittelhochdeutsch selber beibringen.

Ich habe hier ev. noch ein, zwei gut Tipps für Dich

1. _ Des Minnesangs Frühling , nach Karl Lachmann, Moritz Haupt und Friedrich Vogt, bearbeitet von Carl von Kraus, Hirzel Verlag Leipzig / Stuttgart_

Das Buch ist in zig Auflagen erschienen bis in die 80ige und 90iger Jahre erschienen. Es enthält Lehrtexte bzw. Übungstexte des Mittelhochdeutschen bekannter und unbekannter Herkunft und wurde an den Unis verwendet. (zumindest an der HU Berlin)

2. Meide zweisprachige Literaturausgaben, weil das in jedem Falle den Antrieb beim übersetzen mindert. Zur Korrektur ok (am besten Reclam), aber während dessen eher kontraproduktiv.

Einsprachige Textausgaben sind zwar oft teuer, wenn man sie neu kauft. Jetzt aber die gute Nachricht - Die brauchst du nicht, weil sich der Text nicht ändert :wink:

Und für billige, gebrauchte Ausgaben kannst du jedes Antiquariat bemühen oder bei den Hausverkäufen zuschlagen, wenn Uni-Bibliotheken ausmisten.

Eine gute Adresse ist auch zvab.com. Dort kannst du gebrauchte Lehrtexte auch sehr günstig kaufen. (alles andere auch) Das zentrale Verzeichnis für antiquarische Bücher im Internet. Hier findest du mehr als 30 Mio Titel.
http://www.zvab.com/index.do

3. Das Internet
Hier hast du einige sehr gute Seiten.
_Als erstes ganz klar DAS Portal für Mediavisten _
http://www.mediaevum.de
Damit ist eigentlich schon alles gesagt, denn auf dieser Website ist nahezu alles seriöse zum lateinischen und deutschen Mittelalter verlinkt, was gut, nützlich oder wichtig ist.

Für fortgeschrittene Projekte ist auch die mittelhochdeutsche Begriffsdatenbank zu empfehlen.
http://www.mhdbdb.sbg.ac.at:8000/
auch bei medieavum.de zu finden

Wenn du Fragen hast, kannst du mich jederzeit anschreiben.
Viel Erfolg

Gruß Parzival

Nochmal danke
Nochmal danke für die vielen Tipps und Links, Leute:smile:

Eigentlich ist Mittelhochdeutsch nicht großartig anders als Neuhochdeutsch: Sobald man mal begriffen hat, wie sich die Laute verschoben haben und wie es geschrieben wird (man hat im 19. Jhdt. die Schreibung normalisiert und die mhdt. Texte dann in dieser normalisierten Schreibung neu herausgegeben), ist es kein allzu großes Problem mehr. Besorg Dir einen Taschenlexer und eine mhdt. Grammatik - den Rest schaffst Du als Muttersprachlerin hervorragend und leicht im Selbststudium, Kurse sind eigentlich nicht nötig.

„Ih han mîn lehen,
al die werlt
ih han mîn lehen
nu enfurht ich nit
den hornunc an die zehen“

  • Wenn man weiß, daß Hornung einfach nur ein anderer Name für den Februar ist, und daß der ich-/ach-Laut im Mhdt. immer als „h“ geschrieben wird, ist beispielsweise diese Strophe Walthers von der Vogelweide problemlos zu verstehen.