Woher kommt der Ausdruck 'getürkt'?

Hallo,
woher kommt der Ausdruck „getürkt“? In meinem Herkunftswörterbuch steht, daß der Ausdruck eventuell abgeleitet wurde von „einen Türken bauen“, was wiederum eine Redewendung aus der Soldatensprache sein könnte, in der mit „Türke“ eine Gefechtsübung gegen einen angenommenen Feind bezeichnet wurde. Ein Bekannter ist sich jedoch sicher, daß der Ausdruck auf einem konstruierten Schachgegner basiert. Früher soll es angeblich für Schachspieler einen Gegner gegeben haben, der aus einer lebensgroßen, typisch orientalisch gekleideten Puppe bestand. Tatsächlich steckte dann aber doch irgendwie ein Mensch dahinter, der das Spiel spielte.

Irgendwie hört sich das nach Unsinn an, zumal ich mir das auch nicht vorstellen kann. Allerdings habe ich beim zappen im Fernsehen tatsächlich so eine merkwürdige Konstruktion gesehen, die allerdings nur kurz eingeblendet wurde.

Ist also was dran an dieser merkwürdigen Schachpuppe?
Viele Grüße
Rosinas

Hi,

mir war bisher nur die Erklärung mit dem Schachtürken geläufig, aber hier: http://de.wikipedia.org/wiki/T%C3%BCrken_%28Verb%29 finden sich auch andere Erklärungen.
Da ist sicher auch etwas für Dich dabei.

Viel Spaß

Uwe

… etwas türken?
servus,

_türken — daraus das Partizip getürkt — und einen Türken bauen/stellen heißt fingieren, inszenieren, vorspielen, vortäuschen.

Ein Deutungsversuch basiert auf dem im Jahre 1769 vom österreichischen Erfinder Wolfgang von Kempelen (1734–1804) gebauten Schachautomaten, der aufgrund der Aufmachung seines vorgeblich mechanischen Spielers Der Türke genannt wurde. Tatsächlich verbarg der Automat jedoch einen menschlichen Gegner, der diese Figur bediente. Bekannt ist der Stich der Illustrated London News aus dem Jahre 1845, der — um den Blick auf das vorgegaukelte mechanische Innenleben des Automaten freizugeben — die Truhe mit geöffneten Türen zeigt, dahinter den Türken am Schachbrett, in einer Hand einen Stab, der zum Bewegen der Spielfiguren verwendet wurde. Der Automat sorgte gegen Ende des 18. Jahrhunderts und zu Beginn des 19. Jahrhunderts während Tourneen durch Europa und Amerika, die von Johann Nepomuk Mälzel (1772–1838) organisiert wurden, für viel Aufsehen. Der Automat verbrannte 1854 in einem Museum in Philadelphia.

Gegen diese Etymologie spricht, daß das Oxford English Dictionary unter Turk die veraltete Bedeutung a human figure at which to practise shooting (dem heutigen Pappkamerad entsprechend) verzeichnet und hierfür Belege vorweist, die bis ins Jahr 1569 zurückreichen. Das läßt eher auf das Feindbild europäischer Armeen während der Zeit der Türkenkriege als Herkunft schließen.

Im Grimm wird die Bedeutung gefechtsübung gegen einen angenommenen feind für Türke durch Quellen ab 1900 belegt. Weiter heißt es dort: »in der wendung einen türken stellen im sinne von bei besichtigungen jemandem etwas vormachen in die heutige umgangssprache gedrungen. vielleicht erklärt sich diese eigenartige bezeichnung aus der vielfach eingerissenen übung, eine unter ausnutzung der verbreiteten Türkenfurcht für einen heereszug gegen die Türken ausgeschriebene steuer für andere, vielfach eigennützige und der allgemeinheit abträgliche zwecke zu verwenden«. Das Verb türken ist laut Etymologieduden eine Schöpfung des 20. Jahrhunderts.

Als weitere Quelle wird, etwa im sechsbändigen Wahrig, gelegentlich die Eröffnung des Nord-Ostsee-Kanals im Jahre 1895 genannt: Ein Orchester soll anläßlich der Ankunft einer Abordnung des Osmanischen Reichs mangels Noten für die Nationalhymne ersatzweise — wegen des Halbmondes in der Flagge — das deutsche Volkslied_ Guter Mond, du gehst so stille gespielt haben. Selbst wenn diese Geschichte wahr sein sollte, so fand sie wohl doch zu spät statt, um Ursprung für die Wendung sein zu können.

http://faql.de/etymologie.html#tuerken

mir wurde des öfteren die letze Variante erzählt - aber überprüfbar istz das m.E. eh nicht mehr

mfg
ED

Hallo Rosinas,

zu meiner Zeit als Deutschlehrer habe ich auch schon den ein oder anderen Kursteilnehmer getürkt : Insbesondere in der Volkshochschule war es auch bei meinen KollegInnen nicht unüblich, sich bei der Nationalität zu „verhören”!

Da mutierte ein Kursteilnehmer eines Nicht-Anwerbestaates schnell mal zu einem solchen eines Anwerbestaates, damit er in den Genuss der ermäßigten Kursgebühr kam, die dann wiederum über den durch Steuergelder finanzierten Sprachverband Deutsch für ausländische Arbeitnehmer e.V. aufgestockt wurde, der seit Inkrafttreten des Zuwanderungsgestzes wohl aber keine Bedeutung mehr hat.

Wäre ich noch im Geschäft, hätte ich aber auch keine Skrupel weiterzu türken , jetzt natürlich nur noch im übertragenen und nicht mehr im wörtlichen Sinne:

http://de.wikipedia.org/wiki/Zuwanderungsgesetz#cite…

Ich vermute aber, dass die Redewendung jemanden/etwas türken deutlich älter ist als das 1961 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Türkei geschlossene Anwerbeabkommen, das auch die sprachliche Förderung der angeworbenen Arbeitnehmer vorsah.
http://de.wikipedia.org/wiki/Anwerbeabkommen_zwische…

Gruß Gernot