Hallo nochmal,
Das eine muss das andere ja nicht ausschließen. Die Teenasen,
die ich kenne (including myself), haben alle eine Hausmarke
(Blend) und zusätzlich noch jede Menge andere Tees im
Schrank
Zu gutem Glücke sind wir in dieser Kante der diesseitigen Genüsse noch nicht so sehr den Dogmen verfallen. Und händelsüchtige Thee-Freunde gottlob selten!
Der Tee vom Türken kommt nicht aus der Türkei, sondern
hauptsächlich aus Sri Lanka
Was macht dich da so sicher ? Immerhin zählt die Türkei zu den
10 größten Teeproduzenten der Welt.
(1) Die Statistik: Die machen es wie die Württemberger Winzer, und lassen bloß nach draußen was sie nicht selber trinken - Anteil von nur 1% am Welt-Export von Thee, das würde schätzungsweise grade für die türkischstämmige Bevölkerung Berlins reichen. Ausführliche Angaben z.B. bei http://teeverband.at/wiss-wirtsch.htm
(2) Die deutsche Krankheit beim Einkaufen. Äußerung eines in D lebenden Australiers: „Ich finde Einkaufen in Deutschland lustig: Die Leute stehen vor den Regalen wie in einer Buchhandlung und lesen die Zutatenlisten.“ - Weil ich morgens nicht gerne rede, lese ich immer alles, was auf den Packungen steht, damit mich niemand anspricht. Türkisch kann ich überhaupt nicht, aber da steht auch auf Deutsch viel drauf.
Aus deiner Antwort lassen sich immer noch nicht die
Preisunterschiede erklären. Dass es nur die schlechte
Gesamtqualität sein soll, kann ich nicht recht glauben.
Schlechte Qualität gibts auch im Supermarkt teurer als beim
Türken.
Ja, das bleibt etwas spekulativ. Trotzdem noch zur Präzisierung: Ich meine, man stellt die Frage besser umgekehrt: Warum sind dubiose Blends aus Fannings und Dust von unentschiedenem Geschmack im Supermarkt so viel teurer als das Kilopaket beim Türken?
Im Bereich Genussmittel werden im deutschen Einzelhandel teilweise Preise hoch angesetzt, um die subjektive Assoziation von Qualität zu erreichen. Das funktioniert immer dort, wo eine große Zahl von Kunden keine ausgeprägten eigenen Maßstäbe haben und sich am Preis orientieren „was nichts kostet ist auch nichts wert“. Konkret bekannt ist mir der Fall von einem früheren französischen Mandanten, der sich mit dem Export von Wein nach D beschäftigt: Solange er das für D vorgesehene Sortiment, zwei Drittel davon sind grässliche Piquettes, für drei Mark angeboten hat, liefs nicht. Als die Endverbraucherpreise auf acht bis zwölf Mark angehoben wurden, explodierte der Absatz. Diese Preispolitik kann dort nicht funktionieren, wo in einzelnen Nischen Kunden mit diesem Verhalten in der Minderheit sind oder fehlen - dort, bei klassisch „funktionierendem“ Markt, macht die Konkurrenz das Hl. Gleichgewicht. Solche Nischen sind m.E. der Versandhandel (außerhalb der Schraderschen Hochglanzwelt), die Türkenläden und die Thee-Gebiete im Nordwesten und Norden: Wo Altmeister Onno B. immer noch überall zu finden ist, während er im Süden sich gegen andere, die die schöneren Büchslein haben und die höheren Listinggebühren zahlen, nicht behaupten konnte - Funktionierender Markt dort, funktionierendes Marketing hier… Na glücklicherweise gibts die Post.
Dass insbesondere Tippy-Grade bzw. der Verzicht darauf auf Weltmarkt- und Großhandelsebene dramatische Preisunterschiede ausmachen, beobachte ich bei meinem Importeur, der sich nicht so sehr mit psychologisierender Preisakrobatik abgibt, sondern ziemlich einheitliche Margen kalkuliert: Da gibts Kilopreise zwischen zehn und hundertfünfundvierzig Euro, und für die zehn Euro ist bereits ein Ceylon Garten-FOP zu haben. Auf diese Weise gelangt man schnell zu den „Türkenpreisen“ für einfachere Qualitäten, die - hier wieder Geschmackssache im Spiel - bedeutend oberhalb dessen liegen, was in den schönen orangefarbenen Büchslein beim Kaufhof feilgeboten wird: Und was, meine These, eigentlich viel billiger sein könnte, aber dann weniger nachgefragt würde, und deswegen setzt mans halt höher an.
Viele Worte für eine bloße Spekulation. Zur Entlastung sey vorgebracht, dass ich grade einen Rwanda-BP probiert habe, der pusht von Null auf Hundertsechzig in zwei Minuten!
Schöne Grüße
MM