Nun seit ca. 30 jahren beobachte ich die Gründerentwicklung und deren Betriebsaufgaben. Der Gründermonitor der KfW gibt da schon aussagekräftige Zahlen. Dennoch ist jede Statistik nur so gut, wie die Fragen gestellt werden und welche Absicht damit verfolgt wird.
Die Faustregel 80% ex nach 8 Jahren und 50% nach 5 Jahren ist nach wie vor existent. Dennoch haben sich die Qualitäten der Gründungen verschoben. Vor 20 und 30 Jahren gab es noch keine Ich-AGs oder Gründungen aus der Arbeitslosigkeit wie heute. Gründerzuschüsse waren Fremdworte.
Vor mehr als zehn Jahren waren lagen die Investitionsvolumina von Gründungen bei 250.000 - 350.000 DM - heute begingt man Existenzgründungen mit 10.000 - 50.000 Euro. Viele Gründungen erfolgen nebenberuflich. Das war vor vielen Jahren nicht so. Das muss man alles beachten, will man die Statistiken richtig deuten oder auf entsprechende Fragen richtig antworten.
Das Scheitern von Gründungen in den ersten 3 - 12 Monaten ist in der Regel nur dann bei völligem Dillentantismus zu vermuten, wenn Gründungen rechtlichen Vorschriften nicht entsprechen. Gründer, die alles auf eine Karte setzen, im Vollerwerb und das volle Risiko tragen, - also keine Nebenerwerbsgründungen - überstehen in der Regel das erste Jahr, wenn sie entsprechende Betriebsmittel in ihrem Investitonsplan eingesetzt haben. Kritisch werden dann die Geschäftsjahre 2 - 4. Im zweiten Jahr, wenn zu wenig Eigenkapital eingesetzt wurde oder der Umsatz nicht den erwarteten Umfang erreicht. Das sind nicht selten mehr als 80%. Haben die Gründer in ihrem Businessplan ein Worst-Case-Szenario, haben sie den berühmten längeren Atem und können vielleicht noch etwas drehen. Die nächste Hürde kommt dann bis zum vierten Geschäftsjahr, wenn Tilgungen im größeren Rahmen die Liquidität beschneiden.
Dies sind meist die berühmten Tropfen, die das Fass zum Überlaufen bringen und für die Quote sorgen, dass sich in den ersten fünf Jahren 50% wieder verabschieden. In diese Darstellungen habe ich bewußt die Nebenerwerbsgründungen nicht mit einbezogen, da hier ein anderes Einkommen im Vordergrund steht, - eine Vollexistenz nicht vorliegt.
30 Jahre Gründererfahrungen habe ich ich vielen Publikationen zusammengefasst. Auf eines der letzten Werke - Unternehmenscoaching in der Reihe des Masterplans - möchte ich hierbei aufmerksam machen. Es befasst sich mit dem denkbaren Niedergang von Gründungen bzw. wie man dieses finale Risiko eingrenzen, vielleicht vermeiden kann.
Titel: Insolvenzgefahren vermeiden - ISBN 978-3-938684-11-5 Buch anschauen
Inhaltsverzeichnisse und Rezensionen unter www.uvis-verlag.de/uv5100.htm
Hier werden neben Motivationmerkmalen und Gründerbeispielen auch Problemzonen junger Unternehmen vorgestellt, aber auch Analysen von Firmenzusammenbrüchen, deren typische und atypische Merkmale geschildert. Mehr noch, - es werden Chance für Fortführung und Wege aus Krisen beschrieben.
Auf jeden Fall ist es ein Thema, das spannend ist und bleibt. Jüngst ist wieder zu beobachten, dass der Anteil der Firmengründungen wieder nachlässt. Sicherlich auch mit eine Folge, der längst überfälligen Beschneidung von Gründerzuschüssen. Dies wird zwar mit Gründungen befasste Initiativen und manche Beraterzunft ärgern, aber sicherlich ein Wink in die richtige Richtung darstellen, Gründungsvorhaben wieder seriös zu planen und nicht auf Zuschüssen und Beihilfen zu bauen, die letztlich wiederum nur bestimmten Statistiken dienlich sind, - und nicht wirklich der Gründerkultur helfen.
MfG Jürgen Arnold - Buchautor