Existenzgründung-Arbeitslosigkeit-Schwangerschaft

Meine Frau und ich haben ein Problem und hoffen, daß uns hier jemand helfen kann! Ich will nur mal kurz unseren Fall schildern:
Meine Frau ist 36 und ich 35, wir sind seit 4 Jahren zusammen und waren bis vor kurzem Doppelverdiener. Meine Frau wurde nun zum 1. Mai gekündigt und beabsichtigt, sich selbstständig zu machen, da sie keinen Bock mehr hat für andere sich abzurackern und immer nur angemacht zu werden. Außerdem wollen wir es zu einem gewissen Wohlstand bringen, von dem wohl jeder träumt (eigenes kleines Häuschen, besseres Auto, selbstbestimmtes Leben, vielleicht 2-3 mal im Jahr ein kleiner Urlaub…). Daß man das als Angestellter wohl kaum erreichen kann, dürfte klar sein. Es sei denn, man hat ein Spitzengehalt in einer Top-Firma und ist eine begehrte Koryphäe auf seinem Gebiet, was bei uns nicht sooo der Fall ist. Nun planen wir als Mittdreißiger natürlich wie die meisten von euch auch, die noch keine haben, eigene Kinder. Ist ja auch legitim. Meine Frau hat nun bis vor kurzem (sie ist seit 1. April freigestellt) als Leiterin des Einkaufs in einem mittelständischen Unternehmen gearbeitet und wurde mit 2 anderen zusammen entlassen. Jetzt werde ich also ab Freitag Alleinverdiener sein, was nicht sooo toll ist, da ich zwar nicht schlecht verdiene, aber wir in einer nicht allzu günstigen Wohnung wohnen und ein zweiter Verdienst unverzichtbar ist, und meine Frau möchte ja auch wieder arbeiten, da sie sehr fleißig ist.
Seit Dezember 2001 versuchen wir schon ein Kind zu bekommen, was leider bisher nicht geklappt hat, auch aufgrund der Tatsache, daß wir hierzu einer künstlichen Befruchtung bedürfen. Nun hat auch schon die 2. Behandlung (für Experten ICSI genannt) nicht angeschlagen und wir werden bald die 3. haben die hoffentlich erfolgreich wird. Nun kam aber die Arbeitslosigkeit meiner Frau dazu und die Tatsache, daß sie dabei ist, sich mit 2 Geschäftspartnern selbstständig zu machen und eine eigene Firma zu gründen bzw. eine Niederlassung bzw. Handelsagentur aufzumachen. Da wir jedoch noch nicht wissen, wie das anlaufen wird und wann es mit der Schwangerschaft klappen wird, sitzen wir nun zwischen allen Stühlen. Ab 1. Mai ist meine Frau nun arbeitslos gemeldet und soll nun laut Arbeitsamt eine neue Stelle finden, wobei ihr auch fleißig welche angeboten werden bei denen sie sich vorstellen soll. Nun müßte sie nur dort ehrlicherweise von ihrem akuten Kinderwunsch und der Behandlung erzählen, wobei kein Arbeitnehmer bei einem Vorstellungsgespräch über eine angekündigte bald erfolgende Schwangerschaft glücklich sein dürfte. Stellt sie sich nicht vor, bekommt sie aber auch kein Arbeitslosengeld. Bekommt sie jedoch eine Stelle, trotz ihres Kinderwunsches kann sie sich nicht mehr um ihre eigene Firma kümmern. Gründet sie ab 1. Mai eine Ich-AG bekommt sie nur 600 Euro und muß davon noch Krankenversicherung und was weiß ich sonst noch alles zahlen, wobei ja nix bleibt. Arbeitslosengeld bekommen UND eine eigene Firma gründen geht aber auch nicht. Soll sie sich also selbständig machen und ein Gewerbe gründen? Und, egal ob sie wo arbeitet, arbeitslos ist und ALG bekommt, eine Ich-AG gründet, sich einen Gewerbeschein holt, oder nur halbtags arbeitet, was das Arbeitsamt nicht gern sieht, was macht sie wenn sie schwanger wird, was wir ja auch hoffen? Fragen über Fragen. Nun werden einige von euch sagen: Sie soll mit der Schwangerschaft warten oder Sie soll mit der Selbstständigkeit warten, aber das kann sie ja auch nicht, denn mit 36 Jahren ist sie nicht mehr sooo jung und außerdem stecken wir ja mitten drin, dieses Problem mit der Schwangerschaft hoffentlich bald zu lösen, und wieder wo arbeiten zu gehen ist ja auch keine Lösung, wenn sie eh bald schwanger ist und die Vorbereitungen für die eigene Firma schon auf Hochtouren laufen. Also was nun am besten? Ich-AG, Gewerbeschein, Angestellt, Halbtags, Arbeitslosengeld, Schwangerschaft und Mutterschutz, Erziehungsurlaub, Halbtagsjob, Sozialhilfe, Schwarzarbeit, gemeinsamer Suizid? Im Ernst, ihr seht, es ist eine vertrackte Situation und wir würden uns sehr freuen, wenn uns da Leute einen guten Rat geben könnten, wie wir uns da am besten dadurchkämpfen, beide genug verdienen (zumindest soviel wie bisher) und trotzdem eine Familie gründen können – und das ganze noch auf legale Weise und damit glücklich sind!
Wenn ihr Rat wißt, dann meldet euch bitte bei uns und sagt uns, was ihr tun würdet oder wenn ihr mal in einer ähnlichen Situation wart oder jemanden kennt/kanntet, dann erzählt uns von den Erfahrungen!

Hi Stephan,

die einzige Aussage die ich dazu machen kann: Schwanger werden und sich selbständig machen verträgt sich nicht. Nicht in den ersten drei Jahren der Selbständigkeit und nicht in den ersten drei Jahren in denen das Kind da ist. In den Anfängen der Selbständigkeit verdient man nur so viel wie man an Arbeitskraft mitbringen kann (manchmal auch weniger). Das klappt mit einem Baby nicht.

Selbst mit Geschäftspartnern zusammen wäre es ein Unding sich selbständig zu machen um kurz darauf ein Kind zu bekommen. So etwas ist zum Scheitern verurteilt.

Wenn Ihr auf das Geld angewiesen seid dann soll sich Deine Frau einen neuen Job suchen so lange bis sie schwanger ist. Alternativ verzichtet Ihr auf das Kind bis die „Ich-AG“ Deiner Frau steht und Gewinne abwirft. Das dürfte aber alterstechnisch nicht sooo klasse sein.

Byebye
Rolf

…eigenes kleines Häuschen, :besseres Auto,
selbstbestimmtes Leben, :vielleicht 2-3 mal im Jahr :ein kleiner Urlaub…

Hallo Stephan,

aus dem selbstbestimmten Leben kann mit der Existenzgründung etwas werden, sofern man unter Selbstbestimmung auch die Einsicht in Sachzwänge versteht. Die Finanzierung des eigenen Hauses ist für einen Angestellten mit ordentlichem, regelmäßigen Einkommen deutlich einfacher darstellbar als für einen Selbständigen, sofern Bankdarlehen gebraucht werden. Jeder Einzelfall entwickelt sich individuell, aber rechne getrost mit der Größenordnung eines Jahrzehnts, bevor unter dem Strich - wenn alles gut läuft - bescheidener Wohlstand auf einigermaßen gesicherten Füßen heraus kommt.

Alljährlich mehrmals Urlaub kannst Du getrost vergessen. Die 30 Urlaubstage eines Angestellten sind ein paradiesischer Zustand, den viele Selbständige ein Leben lang nicht erreichen. Während sich ein Angestellter südliche Sonne auf den Bauch scheinen läßt, läuft das Einkommen weiter, wird die Sozialversicherung bezahlt. Das im Skiurlaub gebrochene Bein führt zu keinem einzigen Tag Urlaubsverlust und zu zusätzlichen arbeitsfreien Wochen bei vollen Bezügen. Ein Selbständiger hat anders zu denken. Er muß nötigenfalls auch mit gebrochenen Knochen arbeiten, weil andernfalls alles den Bach herunter geht.

Wer sich selbständig machen möchte, soll es unbedingt tun. Freizeit- und wohlstandsorientierte Erwartungen werden aber i. d. R. für viele Jahre unerfüllbar bleiben. Im Zweifel wird stets die Firma Vorrang haben müssen, weil kein Cent automatisch am Monatsende kommt. Geld gibts eben nur als Folge erledigter Aufträge.

Daraus folgt ohne weiteres, daß sich der Aufbau einer eigenen Existenz und eine Schwangerschaft mit anschließender Betreuung eines Säuglings und Kleinkinds ausschließen. Das funktioniert schon nicht, wenn alles glatt läuft. Nun stelle Dir vor, es gibt Komplikationen in der Schwangerschaft. Deine Frau kann wochenlang überhaupt nicht arbeiten. Die Neugründung fliegt ihr komplett um die Ohren.

Einer macht sich selbständig und der Ehepartner verfügt über ein regelmäßiges Einkommen - das kann eine tragfähige Konstellation sein, um die Anfangszeit (die ersten Jahre!) zu überstehen.

Du willst zu viel gleichzeitig. Der Wunschzettel muß zusammengestrichen werden. Soll der Kinderwunsch erfüllt werden, muß die Selbständigkeit noch einige Jahre warten. Wird dann das Vorhaben in Angriff genommen, dürfen nicht sofort Wohlstand und Freizeit zu weit oben auf der Prioritätenliste stehen.

Gruß
Wolfgang

Hallo Stephan,

ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen, möchte aber noch eines von mir geben:
Über meine Frau kenne ich drei ‚mittelalte‘ Frauen, die sich so Anfang Dreißig selbständig gemacht haben. Alle drei wollten noch Kinder bekommen. Keine der drei hat welche bekommen, weil sie vor der Entscheidung gestanden hätten, entweder Kind oder Selbständigkeit. Und dabei sind das Therapeutinnen, die pro Stunde Arbeit ein festes Einkommen haben. Die konnten einfach durchrechnen, wieviel monatliche Kosten sie für die Praxis haben und wussten dann, wieviele Stunden sie arbeiten mussten, um bei +/- Null rauszukommen. Das geht m.E. nur mit etwas Gelassenheit und Sicherheit, wenn ihr von Deinem Einkommen leben könnt und ihr Verdienst ein Zusatz ist.

Nebenbei bemerkt ist Stress auch nicht der größte Erfolgsfaktor, um schwanger zu werden und ein gesundes Kind auszutragen. Und schließlich: Wenn Deine Frau wegen der geplanten Schwangerschaft keinen neuen Job annehmen möchte, wie verhält es sich dann gegenüber ihren Geschäftspartnern? Wissen die davon und sind einverstanden?

Gruß
Oskar van de Kaalstraat

was wäre wenn…
Hi Stephan,

deine Frau selbständig ist, ein Kind bekommt und dieses vielleicht chron. krank ist/wird oder pflegebedürftig wäre???

Wünsch euch für die Zukunft nur das Beste!

Gruß *wink* Daggi

meines wissens…
… sind säuglinge und (klein)kinder von natur aus schon pflegebedürftig.

gruß
ann

1 Like

und arten…
…im Allgemeinen in so viel Arbeit aus, dass die Bezeichnung „Mutter eines Kleinkindes“ durchaus als Fulltime-Job durchgehen kann.

Grüsse

Sven

… sind säuglinge und (klein)kinder von natur aus schon
pflegebedürftig.

gruß
ann

Hi Ann,
ja, das sowieso.
Aber ich meinte, dass man keine Garantie bekommt, ein gesundes Kind zu bekommen. Mit pflegebedürftig meinte ich in dem Fall (vielleicht mehrfach) behindert!
Gruß *wink* Daggi

Hi!

In meinem Bekanntenkreis gab es einen ganz ähnlichen Fall.
Mitte 30, mit dem Gehalt unzufrieden, Kinderwunsch…
Alles parallel zu realisieren ist nicht möglich, soviel sei vorausgeschickt.
Die Gründung eines eigenen Unternehmens bedarf eines erheblichen Zeit- und Kraftaufwandes.
Zudem verdient man während der Anlaufphase erst mal nichts, das liegt in der Natur der Sache. Wie lange diese Phase dauert, ist natürlich individuell verschieden, allerdings sollte man bei einem Einzelunternehmen nach einem Jahr die ersten Gewinne verbuchen können, sonst dürfte es mit den privaten Rücklage bei den meisten Leuten eng werden.

Parallel zu einer Unternehmensgründung Kinder zu bekommen, halte ich für problematisch, wie gesagt belegt einen die Firma ohnehin ausreichend mit Beschlag. Meine Bekannten jedenfalls haben nun nach den ersten drei Jahren mit ihrer kleinen Firma immer noch keine Kinder und sind auch einnahmenseitig noch nicht auf dem Level des vorherigen Gehaltes.

Ihr müsst Euch in meinen Augen schlichtweg davon verabschieden, dass man bei einer Firmengründung, zudem wie bei Euch mit Partnern, weniger tun muss, als in einem Angestelltenverhältnis. Ein neu gegründetes Unternehmen verlangt 200% Einsatz und Eure Partner in spe werden es ebenfalls nicht akzeptieren, dass einer der Beteiligten sich zu Hause mit seinem Nachwuchs vergnügt, während sie die Arbeit machen sollen.

Viel Erfolg und viele Grüße,

Mathias

Hallo Daggi,

was wäre wenn einem plötzlich der Himmel auf den Kopf fiele…?
Wenn Du mit einer derartigen „was könnte alles passieren“-Denkweise an die Selbständigkeit herangehst, kann das nichts werden.

Wie ich oben schon schrieb, kann man das, egal ob das Kind krank oder gesund ist, sowieso vergessen. Bei einer Existenzgründung des einen und einem festen Job des anderen Partners ist kein Platz für ein (neugeborenes) Kind.

Grüße,

Mathias

deine Frau selbständig ist, ein Kind bekommt und dieses
vielleicht chron. krank ist/wird oder pflegebedürftig wäre???

Wünsch euch für die Zukunft nur das Beste!

Gruß *wink* Daggi

Ohne auf einzelene Punkte der unfangreichen Darstellung einzugehen wage ich zu bezweifeln, dass die Grundeinstellung und Erwartungen passend sind für ein Existenzgründung. Was Ihr (alles) sucht, gibt es vielleicht (noch) in Beamten-ähnlichen Arbeitsverhältnissen.

Hallo Stephan,

natürlich haben alle recht mit Ihrer Meinung. Ich habe da noch eine andere Ansicht zu bieten. Seid Ihr eigentich verheiratet? Falls nicht, gibt es noch so ein paar mehr Möglichkeiten in Bezug auf Einkommen.
Für den Kinderwunsch drücke ich Euch die Daumen und Ihr solltet dabei bleiben. Ob es jemals klappt, ist natürlich eine andere Sache. Deswegen sollte dies auf jeden Fall mit den Geschäftspartnern besprochen sein und eine vernünftige Kinderfrau ist zu finden, die das Kind auch zum Stillen vorbeibringt. Damit muss Euch klar sein, dass das Kind zu einem anderen Menschen eine starke Bindung aufbaut - aber so lange es dem Kind gut geht …

Es ist richtig, dass Selbständigkeit permanente Arbeit bedeutet, aber man muss ja nicht alles bis um 17:00 geschafft haben und vielleicht muss man ja auch nicht permanent vor Ort sein, sondern hat schon zeitliche Spielräume. Richtiger Urlaub ist bestimmt Utopie, aber ein verlängertes Wochenende, auf dem auch in Ruhe noch einige Unterlagen durchgearbeitet werden, das wird drin sein.

Zum Thema Wohlstand: Den solltet Ihr einfach anders in Euren Köpfen definieren. Vergesst das bessere Auto und das kleine Häuschen vorerst. Wie wäre es mit einer adäquaten Wohnung mit Garten oder so eine Hütte in einem Kleingartenverein? Luxus ist das nicht, ermöglicht aber Tapetenwechsel. Vielleicht findet man darüber auch Kinderbetreuung … Und zum Wohlfühlen hilft auch hin und wieder mal ein Besuch der Sonnenbank.

Selbstbestimmtes Leben: Davon träumen wir alle, doch das ist von niemandem zu verwirklichen. Die Zwänge sind zu groß durch Gesetze, Verordnungen, Verpflichtungen, sozialer Herkunft und vor allem sozialem Miteinander.

Gern würde ich wissen, ob Deine Frau überhaupt Klage gegen die Kündigung eingereicht hat?

Selbstverständlich muss sich Deine Frau nun auch bei anderen Firmen vorstellen. Die einzige Frage, auf die eine Frau bei einem Vorstellungsgespräch lügen darf, ist die Frage nach Schwangerschaft und die Familienplanung geht niemanden was an. Also wird sie den Firmen erzählen, falls die doch mal fragen, das Thema sei abgeschlossen, sie hätte das mal mit künstlicher Befruchtung probiert, hat sich dann aber damit abgefunden und ist dafür lieber eine prima Patentante und ihren Lebensstandard will sie auch nicht mehr einschränken, weil sie Arbeit toll findet.

Wenn sie schwanger wird - was ich Euch sehr wünsche - dann geht sie in den Mutterschutz, kümmert sich dann um den Aufbau der Selbständigkeit (das muss natürlich mit den Partnern auch besprochen sein, so dass sie jetzt schon Arbeiten übernehmen kann - z. B. am Wochenende). Vorteil ist, dass sie nach Ablauf des Mutterschutzes Elternzeit beantragt und damit fast drei Jahre die eigene Firma aufbauen kann. Falls es nicht klappt, hat sie auf jeden Fall dann wieder den Job sicher.

Um Deine Frage also zu beanworten: Weiter den Kinderwunsch verfolgen, sich weiter vorstellen, möglichst einen Job annehmen, der unter 40 Stunden liegt. Nebenbei die Selbständigkeit weiterverfolgen. Mit Kind eine gute Betreuung besorgen und sich während der Elternzeit um die Firma kümmern. Dabei wird sie extrem von Ihrem Mann unterstützt, ist ja klar.

Unser Kind kommt übrigens in den nächsten zwei Wochen …

Viele Grüße