14Jähriger wird immer dicker

Hallo,

meine Freundin verzweifelt langsam:
Seit Jahren isst ihr knapp 14 Jähriger Sohn alles, was ihm zwischen die Finger kommt. Er wird immer dicker, wiegt bei ca. 175 cm mittlerweile an die 100 kg.
Seit der Vater aus dem Leben der beiden verschwunden ist (vor ca. 10 Jahren) geht das so, und in den letzten Monaten wurde es immer massiver. Er reagiert genervt auf das Thema „Essen“ - obwohl meine Freundin versucht, das Ganze nicht so zu thematisieren, damit es nicht erst Recht zu einem Problem wird muss man ihn hin und wieder auf das Thema ansprechen.

Mittlerweile verweigert er sich zu wiegen (es ist seine Sache, was er wiegt, sagt er) und auch Aufforderungen, sich einen oder zwei Sportvereine zu suchen, werden mit „Ja,ja“ beantwortet aber nicht umgesetzt.

Natürlich ist uns klar, dass er Essgestört ist, natürlich ist uns klar, dass er damit etwas kompensieren will. Ihm fehlt mit Sicherheit der Vater, aber den kann man aufgrund fehlenden Kontakts nicht herzaubern, und selbst wenn, er hat einfach kein Interesse an seinem Kind. Vermutlich wird er auch in der Schule etc. verarscht, was das alles noch viel schlimmer macht.

Was kann man tun? Therapie? Eine Gruppe für Essgestörte Jugendliche?
Alle Vorschläge werden dankbar angenommen!

Gruß DM

Hallo,

Was kann man tun? Therapie? Eine Gruppe für Essgestörte
Jugendliche?

Alle Vorschläge werden dankbar angenommen!

Es tut mir leid, was mit dem Kind passiert und leider kann ich auch keinen Vorschlag unterbreiten.
Ich wollte nur anmerken, dass eine Gruppe für Essgestörte nur dann Erfolg haben kann, wenn derjenige die Nowendigkeit selbst einsieht und aus eigenen Stücken mitmacht. Zwingen bringt nichts und schon gar nicht Erfolg.

Demnach meiner Meinung nach, man kann da nur erfolgreich sein, wenn ihr es schafft, dass er seine krankhafte Haltung einsieht. Ich glaube, DAS ist der richtigen (und einzigen) Ansatz dafür.

Viel Erfolg und Glück!
Helena

Hi,

auch wenn es etwas hart klingt, sehe ich nicht alleine das Problem bei dem Jungen. Egal, ob er seinen Vater vermisst, aber mit 4 Jahren kann ein Kind nur soviel essen und besonders nur soviel ungesunde Dinge, die dickmachen, wie er von den Erwachsenen bekommt. Dass heißt deine Freundin hat ihrem Sohn ein falsches Essverhalten, auch wenn ungewollt, anerzogen. Und das lässt sich nach 10 Jahren nicht einfach wieder abschalten. Gerade da eine strikt gesunde Ernährung in fast allen Familien nicht praktiziert wird. Bei Normalgewichtigen sind ab und zu Sünden kein Problem, aber nicht bei einen Jungen, der immer mehr zunimmt.
Deshalb mein Ratschlag den Haushalt auf gesundes Essen umstellen. Also, nur mageres Fleisch, Gemüse, Obst, fettarmen Käse, Vollkornbrot, Wasser usw. in der Wohnung lagern. Alle ungesunden Lebensmittel und Getränke (auch Saft) aus der Wohnung verbannen (auch deine Freundin muss sich daran halten). Damit hat er wenigstens zu Hause nur die Möglichkeit gesund zu essen. Einmal die Woche würde ich ihm eine Portion von seiner Lieblingsnascherei geben(Schokolade, Kekse, Gummibärchen, Chips usw.), die er sich dann selbst über die nächste Woche einteilen kann. Ich würde ungefähr 50 g für angemessen halten.
Damit lernt er gesundes Essen. Und selbst ein Taschengeld von ca. 20€ pro Monat reicht nicht ewig für Süßigkeiten, Pizzen, Döner und Burger. Auch gerade nicht, wenn etwas noch für Hobbys übrig bleiben soll.

Auch ein Besuch beim Arzt ist unabdingbar. Der kann eine physiologische Indikation ausschließen und mit deiner Freundin und ihrem Sohn die weiteren Schritte besprechen (Therapie, Kur…). Von weitem, ohne den Jungen zu kennen, ist eine Einschätzung der richtigen Vorgehensweise schwer.

Abschließend noch ein Rat. Je öfter ihr ansprecht, dass er übergewichtigt ist, sich einen Sportverein suchen soll und sich wiegen soll, desto schlechter kann es für die Situation sein. Es ist gut möglich, dass er gelernt hat, seine Probleme und alle seine Gefühle durch Essen zu kompensieren. Dass heißt, je schlechter er sich wegen seines Übergewichts fühlt, desto mehr isst er. Auch ein Sportverein ist für so einen Jungen meist nicht das Richtige, da dort fast ausschließlich sportliche, dünne Jungs rumlaufen, die gerade in dem Alter mit fiesen Kommentaren nicht hinterm Berg halten. Da wäre das Angebot mit ihm zusammen Sport zu treiben besser. Am besten irgendwo, wo ihr relativ ungestört seid. Z.B. Joggen im Wald, Schwimmen ganz früh morgens (keine Jugendlichen)…

gruß
nok

Man muss auch noch bedenken, dass der Junge grade in der Pubertät ist. Da spielen teilweise auch mal die Hormone verrückt, mann isst mehr, etc. Wichtig ist jetzt klare Regeln aufzustellen als Elternteil!Es kommt nur noch gesundes auf den Tisch und es wird Sport getrieben! Das muss durchgesetzt werden!

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Hallo Münchnerin,

ich denke, dass es hier eines radikalen Schnitts bedarf. Was sich zehn Jahre lang in der Familie verfestigt hat, lässt nach meiner Erfahrung nicht mal eben eine komplette Lebensumstellung zu.

Und: Mit Einsicht von Seiten des Jungen ist erst mal nicht zu rechnen. Der arme Kerl steht vor einem solchen Berg (auch im wahrsten Sinne des Wortes), dass er nur verweigern kann. Zudem müsste er von jetzt auf gleich seine wichtigsten Tröster loslassen - das ist für die Familie so nicht machbar.

Mein Tipp wäre: Eine Kur beantragen, die dem Jungen bei den ersten entscheidenden Kilos zum Abspecken hilft und ihn gleichzeitig psychotherapeutisch begleitet. Und zwar stationär und weg vom häuslichen Umfeld. Das wird er vermutlich nicht wollen, aber da würde ich mich als Mutter durchsetzen. Hier ist sie als Erziehungsinstanz gefragt und falsches Mitleid wird nur eines zur Folge haben: Einen dicken, dauerhaft unglücklichen Jungen.

Die zweite, die Unterstützung braucht, ist deine Freundin. Wenn sie es all die Jahre nicht geschafft hat, dieses Problem erfolgreich anzugehen, dürfte sie einen Grad der Verzweiflung erreicht haben, der sie vielleicht erkennen lässt, dass sie dringend an ihren Anteilen in dieser Problematik arbeiten muss. Sonst wird der Kurerfolg, der sich sicher einstellen wird, schnell wieder verpufft sein.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo,

helfen kann ich da nicht. Mich wundert aber, dass dem Jungen die „Sicherheit des Vater“ fehlt. Kann die Mutter ihm keine Sicherheit vermitteln??
Bin selbst Witwe mit zwei Kindern und finde es zwar anstrengend, alles allein organisieren und machen zu müssen, aber an Sicherheit fehlt es meinen Kindern nicht mehr, als es mit Vater der Fall gewesen wäre.
Das Thema Geld ist akuter als früher, aber das ist m.E. nicht schlecht. Die Kinder sollen ruhig lernen, dass nicht immer z.B. das tollste Handy kaufbar ist.

Kurz, das Problem Sicherheit durch Vater ist mir völlig unklar.

Zum Gewichtsproblem kann ich nur sagen, was ich mal in der Forschungsabteilung meiner Zeitung gelesen habe: dass dauerhafte Gewichtsreduzierungen schwieriger sind, als das Aufgeben des Rauchens.
Als Raucher und erfolgloser Aufgeber kann ich da nur Mitleid mit dem Kind kriegen. Das wird nicht einfach - man sollte auch damit rechnen, dass es nichts wird.

Gruß, Hovke

Hallo!

helfen kann ich da nicht. Mich wundert aber, dass dem Jungen
die „Sicherheit des Vater“ fehlt. Kann die Mutter ihm keine
Sicherheit vermitteln??
Bin selbst Witwe mit zwei Kindern und finde es zwar
anstrengend, alles allein organisieren und machen zu müssen,
aber an Sicherheit fehlt es meinen Kindern nicht mehr, als es
mit Vater der Fall gewesen wäre.
Das Thema Geld ist akuter als früher, aber das ist m.E. nicht
schlecht. Die Kinder sollen ruhig lernen, dass nicht immer
z.B. das tollste Handy kaufbar ist.

Kurz, das Problem Sicherheit durch Vater ist mir völlig
unklar.

Das liegt daran, dass du dich verlesen hast. Im Ursprungspost steht „ihm fehlt MIT SICHERHEIT der Vater“.

LG, Sarah

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Grüß dich, DieMünchnerin,
ich kenne schon auch einen ähnlichen Fall. Hier gibt es natürlich „Therapien“, also z. B. dreiwöchige Kuraufenthalte, die aber nur als Anschub verstanden werden können. Im Grunde geht es hierbei mehr um eine psychische Luftveränderung. Und im Anschluss helfen eben nur kleine Schritte, die ganz verschieden ausschauen können. Falsch sind auf jeden Fall oberlehrerhafte Belehrungen wie „Warum tust du nicht …?“, „Du solltest doch eigentlich…“; richtig sind spontane „Einladungen“ zu Aktivitäten, die auch durchaus etwas „autoritär“ ausfallen dürfen.
Gruß
Sepp