Auszug mit 16 - Wie machen ?

Hallo !
Ich habe eine Frage zum Thema Auszug aus dem Elternhaus. Meine Freundin , sie ist 16, kommt mit ihren Eltern (Mutter+Stiefvater) absolut nicht mehr klar, weil diese sie nur als Haus- und Kindermädchen ausnutzen. Das geht in ihrem Fall aber weit über die normalen Pflichten anderer Jugendlicher hinaus. Sie muß wirklich den ganzen Haushalt alleine machen und auf ihre 3 jüngeren Geschwister aufpassen. Für sich selbst hat sie sogut wie nie Zeit, worunter natürlich auch ihre schulischen Leistungen leiden. Ihre „Eltern“ sitzen wirklich den ganzen Tag auf dem Sofa (Sozialhilfeempfänger) und maulen rum, wenn irgendwas nicht zu ihrer Zufriedenheit läuft oder schnell genug geht. Der Stiefvater kann keine Kinder leiden und läßt das auch ständig spüren. Besonders meine Freundin leidet sehr darunter, weil er seine ständige schlechte Laune meist an ihr ausläßt.(Anm: Ist wohl Frust,weil seine Tochter aus 1.Ehe genau aus diesem Grund nix von ihm wissen will). Ihre Mutter steht unter der Fuchtel des Stiefvaters und hat nur eine Meinung - seine. Ihr Umgangston gegenüber den Kindern unterschreitet die Fäkalsprache bei weitem. Selbst kleinste Wünsche der Kinder werden schon abgelehnt, wenn sie auch nur angeschnitten werden. Wagt es jemand zu widersprechen, dann gibts u.U. auch schon mal Ohrfeigen. Wenn meine Freundin zB mal bei mir übernachten will, dann das eigentlich fast immer mit wirklich idiotischen Begründungen verneint. Und wenn ihnen gar nichts mehr einfällt kommt dann das obligatorische „Wir sind dir doch keine Rechenschaft schuldig, warum du nicht bei ihm bleiben darfst“. Kurzum: Es ist in dieser Familie wirklich ein Horror-„Leben“ für meine Freundin (und auch ihre Geschwister). Übrigens : Ich habe mir die beiden Eltern zwar schon ein paar Mal kräftig verbal zur Brust genommen, aber nach 2-3 Tagen ist die erzielte Wirkung immer wieder verpufft.
Ich möchte meine Freundin da rausholen und mit ihr zusammenziehen (bin 25 und habe eine eigene Wohnung). Aber alleine hat sie Angst vor dem Absprung aus dem „Elternhaus“, denn ihre Eltern werden sie wohl kaum von sich aus gehen lassen. Sie hat außerdem Angst, daß mich die Eltern wegen „Verführung Minderjähriger“ anzeigen könnten. Ich wollte mit ihr zum Jugendamt gehen und dort die ganze Situation schildern. Wir erhoffen uns dort Hilfe beim Auszug. Nun meine Frage an diejenigen, die diese Situation schon mal hatten: Wie sieht die Lage aus, würde uns das Jugendamt unterstützen ?

Gruß
Marco

Hallo Marco,

wegen „Verführung Minderjähriger“ kann Dich niemand belangen. Das ist Schnee von gestern bei einem 16jährigen Mädchen.

Die Eltern Deiner Freundin haben aber das Aufenthaltsbestimmungsrecht und es müssen schon handfeste Gründe vorliegen, um den „Erziehungsberechtigten“ beizukommen. Hilfe im Haushalt, Aufpassen auf Geschwister, Eltern Sozialhilfeempfänger - das wird nichts bringen. Das Jugendamt hat zwar Ermessensspielraum, andererseits wird hier aber durch Auszug eine neue Abhängigkeit und ein weiterer Sozialfall geschaffen.

Versucht es trotzdem beim Jugendamt, aber viel Hoffnung würde ich Dir nicht machen wollen. Wenn es objektiv feststellbare Mißstände in einer Familie gibt und das Jugendamt erfährt davon, wird es zunächst versuchen, auf die Familie einzuwirken, um die Mißstände zu beheben.

Gruß
Wolfgang

das jugendamt interessiert sich vor allem für eine gefährdung des kindeswohls, die bei allen 4 kinder vorliegen könnte (vernachlässigung der sorgepflicht, körperverletzung)
wie das amt auf eine anzeige reagiert, ist sehr vom sachbearbeiter abhängig. wenn sich die eltern quer stellen, kann das jugendamt nur dann wirklich eingreifen (sorgerecht aufenthaltsbestimmungsrecht einschränken), wenn eine gefährdung nachgewiesen werden kann.
ein weiterer ansprechpartner wäre auch der asd (allgemeiner sozialdienst, gehört auch zum sozialamt), dort kann man sich in allen fragen beraten lassen. auch hier hängt es wiederum sehr vom sachbearbeiter ab, was dabei raus kommt.
vor deine freundin 18 ist, könnte es also schwierig werden. ich würde es auf jeden fall versuchen und auch etwas, was den kleinen drei helfen könnte, da gibt es ja auch einige möglichkeiten.
viel glück
cordula

Hi,
ich habe da andere Erfahrungen als meine beiden Vorredner. Der Allgemeine Sozialdienst, der meistens dem Jugendamt angegliedert ist, ist für so etwas zuständig. Wenn ihr dort den Fall schildert und sich ein(e) Sozialarbeiter(in) evtl. mal die Familie anschaut, werden sie deine Freundin bestimmt bei dem Vorhaben unterstützen. Das ist jedenfalls meine regelmäßige Erfahrung in solchen Angelegenheiten. Viel Glück!

K.

Danke !
Danke für alle Antworten. Wir werden es auf jeden Fall mal probieren.

Gruß
Marco

hi Marco,

Ich bin auch mit 16 ausgezogen,ich glaube also nicht das es da größere Probleme geben wird,deine Freundin muß aber auf jeden Fall erst Mal einige Beratungsgespräche (mit ihrer Mutter zusammen) beim Jugendamt führen,dort wird dann halt geguckt ob es „wirkliche Gründe“ gibt für das ausziehen.

Was aber bestimmt schwieriger wird ist das sie dann bei Dir einziehen kann, ich weiß nicht genau wie es in der Hinsicht aussieht aber ich kann mir nicht vorstellen das sie eine 16 jährige so ganz ohne „Aufsicht“ lassen…Ausserdem kann das Jugendamt sich ja nicht darauf verlassen das ihr beiden zusammen bleibt usw.Ich persönlich finde das ehrlich gesagt auch ganz gut so!!
Ich bin damals in eine betreute Jugend-Wg gezogen, in seltenen Ausnahmen (aber ich kenne das eigentlich nur aus Fällen wo die jenigen vorher schon mindestens 1 Jahr in einer betreuten Jugend-Wg gewohnt haben)genehmigt das Jugendamt auch „betreutes Einzelplatzwohnen“ das heißt das Deine Freundin dann eine „eigene“ Wohnung hat, aber 1-4 Mal im Monat eine Betreuerin vorbei kommt und nachsieht ob als seinen geregelten Gang geht…

Ich hoffe ich konnte mit meinen Erfahrungen helfen :smile:)

Gruß
claudia

hi Marco,

Ich bin auch mit 16 ausgezogen,ich glaube also nicht das es da
größere Probleme geben wird,deine Freundin muß aber auf jeden
Fall erst Mal einige Beratungsgespräche (mit ihrer Mutter
zusammen) beim Jugendamt führen,dort wird dann halt geguckt ob
es „wirkliche Gründe“ gibt für das ausziehen.

Hallo Claudia !
Genau diese Beratungsgespräche sind ja das Problem: Ihre Eltern verstehen es in der
Öffentlichkeit,die perfekte Familie vorzuspielen,auf dem Jugendamt werden sie diese Komödie
genauso machen und alles abstreiten,was ihre Tochter sagt. Sobald die aber wieder daheim
sind,fliegen die Fetzen. Das ist jedesmal so.
Ich koche innerlich vor Wut auf ihre Eltern und bin wiedermal kurz davor, den beiden Eltern
meine Meinung in klaren,unmißverständlichen Worten zu sagen und ich bin der Typ,der kein
Blatt vor den Mund nimmt. Obwohl ich genau weiß,daß sie sowieso nicht darauf reagieren und
sie ihre Meinung dazu nur die Kinder zu spüren lassen kommen. Zu mir selbst haben sie noch
nie was gesagt,denn sie wissen genau,daß von mir Kontra kommt und ich mit meinen Aussagen
auch Recht habe. Sicherlich kann sich das Jugendamt auch nicht darauf verlassen,daß wir mal
zusammenbleiben. Aber die derzeitige Situation kann so nicht weitergehen,denn auch das ist
auf Dauer tödlich für unsere Beziehung. Sie geht von unter dem Druck,den ihre Eltern auf
sie ausüben,psychisch langsam kaputt.
Wir werden auf jeden Fall mal zum Jugendamt gehen und unser Glück versuchen.
Noch eine Frage: Würde es was bringen,wenn sich eine dritte Person unabhängig von uns über
die Zustände in der Familie beschwert ?

Gruß
Marco