Kennt jemand einen früheren Einsatz der Symbolik?
Jacques Tati sagt über die ausgeklügelte Farbdramaturgie in „Jour de fête“ („Tati’s Schützenfest“) von 1947:
„Farben sollten in meinem Film erst auftreten mit der Ankunft der Schausteller im Dorf, mit dem Zirkuszelt, mit den Karussellpferden. Sobald jedoch dieser bunte Jahrmarkt verschwindet, sollten auch die Farben aus dem Film verschwinden - als hätte man sie mit dem Gepäck der Schausteller abtransportiert.“
„Jour de fête“ sollte der erste französische Farbfilm nach dem Zweiten Weltkrieg werden, allerdings erwies sich das neuartige französische Farbfilmverfahren, mit dem Tati experimentierte, als tragischer Flop: die Firma ging pleite bevor das Kopierwerk errichtet war, und das Filmmaterial konnte nicht mehr entwickelt werden. Dem Misstrauen von Tatis Kameramann gegen die neue Technik ist zu verdanken, dass der ganze Film zur Sicherheit parallel mit einer zweiten Kamera im traditionellen Schwarzweißverfahren mitgedreht worden war.
„Jour de fete“ kam erst 1949 in einer teilweise handcolorierten Schwarzweißfassung in die Kinos: sämtliche farbigen Aspekte (die bunten Wimpel, einzelne Gesichter usw.) mussten in langwieriger Kleinarbeit Bild für Bild (24 Bilder pro Sekunde!) händisch nachcoloriert werden.
http://www.dvdbeaver.com/film/DVDCompare2/jourdefete…
http://www.riocinema.ndirect.co.uk/2003/Nov03/images…
(1987 begann Tatis Tochter mit der Entwicklung neuer Techniken, um das ursprüngliche farbige Originalmaterial zu rekonstruieren. Nach siebenjähriger Arbeit erlebte „Tatis Schützenfest in Farbe“ 1995 seine Weltpremiere, nun erstmals in der Form, die Jacques Tati 1947 im Sinn hatte.)
Grüße, Michl