Hai, Julia,
Krank, im Sinne von arbeitsunfähig ist man dann, wenn
a) eine, für den ausgeübten Job benötigte, Fähigkeit ausfällt.
Das kann sogar ein winziges Loch im rechten Zeigefinger sein (mit Nähmaschine durchgepiekst), wenn dadurch der Finger hypersensibel wird und eine sachte Berührung einer Tischkante einen gleich unter die Decke kleistert und deshalb eine riesen Verbandsbommel notwendig ist, man aber eigentlich winzige Bauteile prüfen soll und Rechtshänder ist… (was bin ich mir blöd vorgekommen)
b) eine Infektion vorliegt, die sich sonst munter in der ganzen Firma verbreitet - nunmehr auf der Artbeitgeberseite gelandet, schicke ich solche nach Hause
c) eine Krankheit vorliegt, die den Mitarbeiter grundlegend gefährdet und die sich mir selbst als medizinischem Laien aufdrängt (MA wird immer gelber im Gesicht…) Der MA wird zum Arzt geschickt - zickt er rum, wird 'ne betriebsärztliche Untersuchung angeordnet.
d) der Arbeitgeber ein A****l*** ist. Fallbeispiel: ich hatte 'ne Entzündung im Zehengelenk - Schuhe anziehen war nicht, nur ein paar Badelatschen mit eingeschnittener Lücke über zwei paar Socken klappte noch (im November). Der Arzt wollte mich krankschreiben, weil Badelatschen keine angemessene Kleidung für die Jahreszeit wären und ich alle zwei Tage vormittags 'ne Spritze kriegen müsste - ich war der Meinung, daß es günstiger für meinen damaligen AG wäre, wenn ich an drei Tagen je eine Stunde später käme, als daß ich zwei Wochen ganz wegbliebe. Brav die Bescheinigungen vom Arzt abgeliefert und 'n ziemlich dummes Gesicht gemacht, als sich Ende des Monats rausstellte, daß die mir die Zeit von meinem Gleitzeitkonto abgezogen haben und ich sie nacharbeiten durfte (zu der Zeit war sowieso schon Vorarbeit für die Brückentage angesagt). Statt also wie normal 7 1/2 Stunden, oder wie die Anderen 8 1/2 Stunden durfte ich im Dezember 9 1/2 Stunden täglich arbeiten - ab der Zeit war ich wegen jeden Wehwehchens beim Arzt…
Und ansonsten kommt es ganz auf die persönliche Konstitution an:
bei einem kommt ein Zahnarzt in die Nähe eines Nervs und derjenige übersteht die nächsten drei Tage nur mit hammerharten Schmerzmitteln und ist trotzdem nicht schmerzfrei und leidet und bei einem anderen wird der Kiefer aufgefräst und 'ne Wurzelspitze rausgehämmert und derjenige gibt am nächsten Tag die mitgegebenen Schmerzmittel zurück und erkundigt sich irritiert, wozu den die dreitägige Krankschrift ist.
Der eine hat 'ne schwere Malaria-Infektion und muß vom Arzt darauf hingewiesen werden, daß er eigentlich gerade hohes Fieber haben und delieren müsste und der nächste bekommt schon Fieber, wenn ein einsamer Schnupfenvirus an ihm vorbeischwebt und ist sofort unzurechnungsfähig. Der eine wird von 'ner Magen/Darm-Grippe für eine Woche ins Krankenhaus gebracht, ein anderer, zeitgleich angesteckt, jammert 8 Stunden, verputzt dann 'ne große Packung Dominosteine und ist wieder fit. …und all diese Fälle waren junge, gesunde Menschen Anfang 20.
Fazit: was für Dich ein zu vernachlassigendes Wehwehchen, gerademal lästig, ist, kann für jemand anderen ernsthaftes Leiden sein und umgekehrt - unabhängig davon solltest Du aber darüber nachdenken, wie Dein AG wohl reagiert, wenn aus der leichten Erkältung, trotz der Du ins Büro bist, eine schwere Lungenentzündung mit ein paar Begleitscherzen geworden ist, weil Du ins Büro bist; bringt er Dir nach acht Wochen Blumen oder die Kündigung?
Gruß
Sibylle