Stickstoffanzeiger

Wenn ich immer wieder lese, die Pflanze ist ein Stickstoffanzeiger, ist das gut oder schlecht oder was wäre zu tun?
Für Euren guten Rat dankt im voraus
Nesi

Hi Nesi,

Wenn ich immer wieder lese, die Pflanze ist ein
Stickstoffanzeiger, ist das gut oder schlecht

das bedeutet eigentlich nur, daß diese Pflanze einen gewissen Anspruch an den Boden stellt, den dieser eben entsprechen kann.

Gandalf

Servus Nesi,

ein netter Überblick über Zeigerpflanzen (freilich ersetzt er keine Bodenprobe) ist hier:

http://www.bio-gaertner.de/Articles/II.Pflanzen-allg…

Stickstoffzeiger: Heißt, der Boden ist gut bis überversorgt mit Stickstoff. Das wird im Garten regelmäßig bedeuten, daß der Gärtner es mit „Blaukorn“ und Konsorten ein bissel zu gut meint.

Falls Stickstoff so reich verfügbar ist, daß andere Nährstoffe ins limitierende Mimimum geraten, kann das zu Problemchen führen, die über den Grundwasserschaden hinaus gehen: K im Minimum ergibt wenig robuste und u.a. sehr Kälteempfindliche Pflanzen. P im Minimum kann Blüten und Fruchtbildung beeinträchtigen.

Eine reiche N-Versorgung braucht dringend einen Ausgleich in organischer Substanz (Kompost, Rasenmulch etc.), sonst wird der Humus im Boden zügig „verbrannt“. Es braucht viele Jahre, um in so einer Situation wieder eine halbwegs ordentliche Humusversorgung herzustellen.

Eine übermässige Stickstoffversorgung führt bei Pflanzen, die ihn gut aufnehmen (Rhabarber, Spinat, auch Kohlarten) zu hohen Nitratwerten in der Pflanze. Die holt man besser bei L**l, da ist das Standard und kostet weniger.

Typische Unkräuter auf stickstoffbetonten Böden sind u.a. Löwenzahn, breitblättriger Ampfer, Vogelmiere. Letztere verschwindet, die beiden anderen lassen sich viel leichter kontrollieren, wenn der Boden wieder im Gleichgewicht ist.

Das größte Problem aus einer N-Überdüngung betrifft allerdings nicht den Garten und den Gärtner selber, aber seine Umgebung: Harmlos scheinende Gartenparzellen werden auf diese Weise zu bedeutenden Grundwasserverschmutzern. Rasenfäns hören das selten gerne, aber sie tun je nach Wirtschaftsweise der Welt nichts Gutes mit Blaukorn, Nitrophoska, Kalkstickstoff etc. Brunnenwasser aus N-überdüngten Gärten sollte mit Vorsicht, von Kleinkindern überhaupt nicht getrunken werden.

Aber eine gute N-Versorgung hat auch was für sich:

Starkzehrer wie Kohl, Mais, auch Zucchini, Gurken und Kartoffeln freuen sich sehr darüber!

Wenn man feststellen will, ob eine Überversorgung oder bloß eine gute N-Versorgung vorliegt, kommt man an einer Bodenanalyse (an verschiedenen Punkten in 30-60-90 cm gezogene Proben) nicht vorbei. Einfacher gehts, wenn man schlicht weiter beobachtet, was sich so tut, wenn man mit N mal ne Pause macht.

Schöne Grüße

MM

Hallo Martin,
herzlichen Dank, dass Du Dir die Mühe einer so dezidierten Erklärung gemacht hast.
Zuerst einmal möchte ich festhalten, dass ich noch nie Blaukorn o. ä. künstliche Zeugs in meinem Garten verwendet habe. Es ist ein alter Garten, mit jahrelanger „Tradition“ und ich selbst verwende höchstens organischeen DSünger bzw. Kompost. Aber wie du schreibst, scheint das mit „Stickstoffanzeiger“ zu heißen, dass genug Dünger = gute Erde gegeben ist (ev. nur Kompost oder jetzt einmal gar nichts nötig??)
Du scheinst dich sehr gut auszukennen, ich lese immer wieder von Düngekalk (z. B. aus Algen) wäre dies ein Ausgleich? (ich war in Chemie keine besondere Leuchte!)
Mit herzlichem Dank grüßt Dich
Nesi

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