Servus Kermit,
wenn Horst mich so rühmt und Niels sich zurückhält, noch ein paar Ergänzungen:
Ich habe nach Studium Deiner ViKa den Eindruck, dass das Frostrisiko 10.-15. Mai in Deinem Garten bei Küstenklima nicht so bedeutend ist.
Das würde bedeuten, dass für Kürbis und Gurken eine Saat draußen um den 15. April auf jeden Fall einen Versuch wert ist. Der durchlässige sandige Boden ist für diese Gemüse nicht ideal, sie mögen stark humose Böden und haben keine Schmerzen sogar mit kaum abgelagertem Mist.
Die gute Wasserableitung (ich auf meiner Auenton-Ziegelei wäre glücklich darüber) macht es leicht, mit den Frühbeetkästen ein Mistbeet anzulegen: Kasten aufstellen, vielleicht einen halben Spaten tief (15cm) den Boden auskoffern, ohne weitere Drainage eine ordentliche Schicht Mist rein (vom Rind und aus Tiefstall ohne weiteres, vom Pferd ein paar Monate abgelagert), ausgekofferten Boden unvermischt wieder drüber geben. Wenn man das Frühbeet abdeckt, wird es durch die Mistrotte kaum messbar, aber für die Pflanzen schon recht wertvoll geheizt. Wenn die gefräßigen Gurken und Kürbis mit den Wurzeln an die Mistschicht rankommen, sind sie schon stark genug, dass sie das abkönnen. Das Frühbeet im nächsten Jahr an eine andere Stelle, der dann verrottete Mist ist eine feine Sache für z.B. Kohl. Sollte bei Sandboden und Hamburger Winterregen allerdings ein wenig Roggen über Winter drauf, damit die Herrlichkeit nicht gleich wieder nach unten ins Grundwasser rausgeschwemmt wird.
Ohne die Mistoperation können im abgedeckten Frühbeet alle Gemüse aus der Kohlkante (Kohlrabi, Rosenkohl, Wirsing usw.) je nach Erwärmung ab Anfang März ohne Vorkultur im Zimmer gezogen werden. Außerdem Salat - obwohl der im Handel fast nichts kostet, fiebere ich jedes Jahr dem Garten-Romana entgegen. Tomaten eher nicht, die sind wohl zu kälteempfindlich.
Wg. Kräuterkulturen: Halte die Petersilie von allem anderen fern. Ihre Wurzeln machen irgendwas (ich hab mich nicht darum gekümmert, welchen Stoff genau), das das Wachstum praktisch aller Nachbarn auch noch ein Jahr später enorm hemmt.
Wg. Läusen an Dill: Erstmal Gratulation! Dill keimt und wächst wo und wie er will, und meistens nicht so, wie mans möchte. Wenn er das bei Dir tut, ist das wohl ein sehr gutes Omen. Extreme Verlausung in Wellen lässt oft ziemlich schnell durch bloßes Abwarten nach, wenn Schwebfliegen, Florfliegen und Marienkäferlarven mit der Vermehrung nachgekommen sind. Ein wenig fördern kann man mindestens den Schwebfliegenbesatz (die leben nicht ausschließlich räuberisch) durch Phaceliakultur. Phacelia kann ab Ende Februar im Freien ausgesät werden. Als reinen Gründünger sollte sie noch vor der Blüte, solange sie krautig ist, untergehackt werden; als Weide für Bienen, Schwebfliegen und andere Gäste kann man sie ruhig abblühen lassen, sollte sie dann aber nicht unterhacken, sondern als Mulch liegenlassen, damit der höhere Stickstoffbedarf bei der Verrottung der „strohigen“ Pflanzen nicht zu sehr stört.
Phacelia, die jetzt gesät schon früh abgeblüht ist, ist mit ihrem feinen Wurzelwerk eine schöne Vorfrucht für spätes Gemüse, etwa Karotten.
Die „Friedhofspflanze“ Buchs im Garten ist Geschmackssache. Ich habe in einzelnen jährlich nachgeformten und daher dicht gewachsenen Buxus-Büschen haufenweise Florfliegen gesehen: Ohne dieses genau zu wissen, glaube ich, dass der Schutz, den so ein Busch bietet, für sie schon zum Überwintern ausreicht.
Sehr spekulativ noch was anderes zum Thema Läuse: Um mit meinem sehr schweren Boden klarzukommen, säe ich im Februar…März, sobald es nicht mehr zu sehr schmiert, Ackerbohnen in Reihen zwischen den späteren Gemüsereihen. Kurioserweise verlausen diese bloß bei früher Saat extrem, sie sind irgendwann regelrecht schwarz vor Läusen. Ich habe aber den Eindruck, dass dieses reichhaltige Angebot an Läusen schon früh im Jahr den Fraßfeinden der Läuse ziemlich aufhilft - jedenfalls sind die Ackerbohnen einige Zeit nach dem Verlausen genauso plötzlich wieder blank, und die Lauskolonien, die später im Frühsommer von Ameisen an Rosen und trotz aller Leimringe auch an Äpfeln systematisch angelegt werden, bleiben schwach und sind oft schnell wieder weg. Ob dieses bloß subjektiv-spekulativ ist, oder ob man die Förderung von Fraßfeinden duch frühe und gute Ernährung von Läusen tatsächlich empfehlen kann, werde ich erst in fünfundzwanzig Jahren systematisch untersuchen, wenn ich hoffentlich die Zeit dafür habe. In der Zwischenzeit erstmal ein ganz dickes Fragezeichen da dran.
Schöne Grüße
MM