lieber michael,
weinbau ist ein unglaublich vielfältiges arbeitsfeld, das die meisten weinbauern bereits von jugend an von ihren eltern lernen, danach noch mindestens eine dreijährige, besser aber eine fünfjährige ausbildung absolvieren - und dennoch jedes jahr vor neuen herausforderungen stehen, die sie nur mit ihrem gesamten wissen meistern können.
es genügt also nicht, den ha-ertrag zu kennen, den preis der setzlinge auszuloten und das wasserangebot zu checken.
ich halte deine idee nur dann für durchführbar, wenn du einen fachmann engagierst, dem du völlig freie hand geben musst, weil du mit mit deinem nicht-wissen nicht einmal kontrolle ausüben kannst.
es beginnt mit der auswahl der setzlinge. nicht jeder boden, jedes klima ist für jeden setzling geeignet (von den veredelungen rede ich jetzt mal gar nicht - die sind ein eigenes kapitel). die falsche auswahl bindet dich mindestens 30 jahre (die durchschnittliche lebensdauer eines weingartens) an einen möglichen minderertrag, an krankheitsanfälligkeit, an ernteausfälle usw. bis du das problem realisieren kannst, sind mindestens fünf jahre vergangen, weil erst zu diesem zeitpunkt eine falsche entscheidung sichtbar wird.
zum aufbau eines weinstockes benötigst du wiederum viel wissen über wüchsigkeit der sorte. du musst dir darüber klar werden, wie der weingarten bearbeitet werden soll (menschen oder maschinen), danach richtet sich der zeilenabstand und die stockanzahl je ha. hier kommt auch noch das qualitätsanspruch an den wein ins spiel: viele stöcke, wenig ertrag pro stock = gute qualität und immens viel mehr handarbeit als weniger stöcke mit mehr ertrag pro stock. als grobe richtlinie musst du in europa bei der anlage eines ha weingartens mit kosten von etwa 40.000,-- euro rechnen.
du brauchst sehr viel wissen über krankheiten (sowohl im boden als auch auf der pflanze), über spritz- und düngemittel, sogar übers klima, weil ein weingarten die klassische monokultur darstellt, die sich kaum biologisch bewirtschaften lässt.
und wenn du dich bis hierher fit fühlst, dann benötigst du noch einmal mindestens den gleichen brocken wissen, um den wein herzustellen. für deine angedachten 100 ha rechne mit etwa 800.000 kg trauben (500.000 l wein). wie sollen die verarbeitet werden, mit welchen geräten, erntemaschinen, pressen, pumpen, tanks, kühlhäuser.
die weinchemie wird dir als nächstes kopfzerbrechen bereiten. da ist nichts mit einfach den wein in die flasche füllen. der wein des einen tanks hat zuviel eisen, der andere eiweiss, der dritte noch einen der dutzenden weinfehler, die möglich sind. erst wenn der wein bakteriell und chemisch völlig in ordnung ist, kannst du an flaschenfüllung denken.
jetzt brauchst du wieder maschinen: füllanlagen, etikettierung, palettierung, lagerung, transportmöglichkeiten.
wenn du so weit gekommen bist, hast du das grösste problem: du musst den wein auch noch verkaufen:smile:
noch fragen? you’re welcome:smile:
millia