August der Starke und sein Dialekt

Guten Tag,

August der Starke (1670 - 1733) war ja sächsischer Kurfürst.
Aber sprach der eigentlich auch sächsischen Dialekt, so im Sinne von Uwe Steimle und Walter Ulbricht (etwa „Niemond hod die Obsicht,  in Dräsdn eine Fraungierche zu errichdn.“)?

Sprache am sächsischen Hof Ende 17. Jahrhundert
Servus,

kurz vorab: Walter Ulbricht hat an der Öffentlichkeit nie Sächsisch gesprochen, allenfalls mit einem mehr oder weniger ausgeprägten sächsischen Akzent, teils abweichend vom Standarddeutschen weichen Konsonanten und teils abweichend vom Standarddeutschen intonierten Vokalen.

August der Starke hat comme il fallait ab seinem sechsten Lebensjahr Französisch gelernt und nicht nur als König von Polen, sondern auch als Kurfürst von Sachsen kaum Deutsch, sondern wie der gesamte europäische Hochadel seiner Zeit fast nur Französisch gesprochen.

August war im seit der Reformation lutherischen Sachsen aufgewachsen und ist selber erst 1697 zum Katholizismus konvertiert, hatte also in den prägenden ersten 20 Lebensjahren anders als seine römisch-katholischen Kollegen ausgiebigen Kontakt mit dem damaligen Hochdeutsch.

Dass er Deutsch mit einer mehr oder weniger ausgeprägten sächsischen Färbung der Vokale sprach, wenn er überhaupt mal Deutsch sprach, ist gut möglich - der persönliche Kontakt mit seiner Mutter Anna Sophie war zeit- und standesgemäß nicht intensiv genug, als dass von ihr ein anderer Einfluss hätte wirken können.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Zu dieser Zeit war mittelhochdeutsch die wichtigste Sprache.Man muss in sächsischen Geschichtsbüchern nachschauen, ob damals dieses Mittelhochdeutsch schon sächsisch geprägt war. Ich nehme das stark an, habe mich aber geschichtlich damit nicht auseinandergesetzt.

äääh, hast Du Deinen Doktor an der Baumschule erworben? Mach Dich mal schlau wann man Mittelhochdeutsch sprach und wann August der Starke lebte. Kleiner Tip: das Nibelungenlied ist auf Mittelhochdeutsch…

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Hallo,

so im Sinne von Uwe Steimle und Walter Ulbricht

auch in dieser Hinsicht liegst du etwas daneben.

Steimle ist tatsächlich Ur-Dresdner, aber Ulbrich ist in Leipzig ausgewachsen.
Sächsisch mag für Außenstehende ein Einheitsdialekt sein, aber in Praxis ist
liegen leipziger und dresdner Dialekt recht weit auseinander.
Das Ulbricht gar keine klaren sächsischen Dialekt sprach, wurde ja schon bemerkt.
Gruß Uwi

>Sächsisch mag für Außenstehende ein Einheitsdialekt sein, aber in Praxis ist
liegen leipziger und dresdner Dialekt recht weit auseinander.

Ich weiß, was du meinst. Aber für mich liegen der Leipziger und der Dresdner Dialekt wenigstens nicht so weit auseinander, wie das Voigtländische vom Dialekt der Oberlausitz. Ich bin gebürtiger Leipziger und dort aufgewachsen.

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Hallo,

>Sächsisch mag für Außenstehende ein Einheitsdialekt sein,
aber in Praxis ist
liegen leipziger und dresdner Dialekt recht weit auseinander.

Ich weiß, was du meinst. Aber für mich liegen der Leipziger
und der Dresdner Dialekt wenigstens nicht so weit auseinander,
wie das Voigtländische vom Dialekt der Oberlausitz. Ich bin
gebürtiger Leipziger und dort aufgewachsen.

Ja, das ist wohl war,

schon deshalb weil sowohl das Vogtländische als auch die Mundart der Oberlausitz eher wenig mit dem originären sächsischem Dialekt zu tun haben.
Auch wenn deren Ursprung in ferner Zeit mal irgend wo beieinander lag, wird so richtiges Vogtländisch sowohl vom Leipziger als auch vom Dresdner kaum verstanden (ich als Preuße verstehe aber auch nicht :wink:

Oberlausitzer und auch Vogtländer würden es konsequentz ablehnen,ihre Mundart als „Sächsisch“ einordnen, auf wenn die Sprachwissenschaften es formal zusammenfassen.
Gruß Uwi

Servus,

Servus

August war im seit der Reformation lutherischen Sachsen
aufgewachsen und ist selber erst 1697 zum Katholizismus
konvertiert, hatte also in den prägenden ersten 20
Lebensjahren anders als seine römisch-katholischen Kollegen
ausgiebigen Kontakt mit dem damaligen Hochdeutsch.

Wie immer ein wunderbarer Artikel von dir. Aber darf ich nachfragen, was das Bekenntnis mit der Sprache zu tun hatte? Hat das vielleicht etwas mit den deutschen Gottesdiensten der Protestanten zu tun?

Schöne Grüße
Dä Blumepeder

Lg,
Penegrin

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Oberlausitzer und auch Vogtländer würden es konsequentz
ablehnen,ihre Mundart als „Sächsisch“ einordnen, auf wenn die
Sprachwissenschaften es formal zusammenfassen.

Ja klar, weil sächsisch lange bei Hannover verbreitet war.

http://www.welt.de/vermischtes/kurioses/article85168…

Hallo Penegrin,

Hat das vielleicht etwas mit den deutschen Gottesdiensten der
Protestanten zu tun?

ja, das meinte ich - die Sprache der lutherschen Bibelübersetzung war rund 150 Jahre vor Augusts Geburt sozusagen das Modell für die Entwicklung der heutigen Standardsprache als einheitliche Schriftsprache für den ganzen deutschsprachigen Raum: Lesung, Predigt, Lieder, Katechismus in einem überregional einheitlichen Deutsch hatten noch weit ins zwanzigste Jahrhundert hinein eine Auswirkung auf den Grad, zu dem Leute in ihrem jeweiligen Dialekt befangen bleiben oder die Standardsprache zumindest passiv beherrschen.

Eine andere, ebenfalls sehr wichtige „Mutter“ der heutigen Standardsprache ist übrigens die „Sächsische Kanzleisprache“, die unabhängig von Luthers Bibelübersetzung und etwas früher entstand. Diese dürfte dem Kurfürsten Friedrich August auch geläufig gewesen sein.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

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Lieber Armin,

du hast darin Recht, dass Mittelhochdeutsch in diesem Zusammenhang nichts zu suchen hat. Aber wenn man in Renates Beitrag die Vokabel „Mittelhochdeutsch“ durch „mitteldeutschen Dialekt“, wozu das Sächsische zweifelsfreu gehört, ersetzt, dann hat sie nicht Unrecht.

Es wäre schön gewesen, wenn du das Versehen korrigiert hättest, ohne eine hämische Herabsetzung.

Gruß
Hardey

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Hallo Penegrin,

Servus

ja, das meinte ich - die Sprache der lutherschen
Bibelübersetzung war rund 150 Jahre vor Augusts Geburt
sozusagen das Modell für die Entwicklung der heutigen
Standardsprache als einheitliche Schriftsprache für den ganzen
deutschsprachigen Raum

Das bestätigt meine Vermutung. Danke :smile:

Schöne Grüße
Dä Blumepeder

Lg,
Penegrin

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MOD: OT-Diskussion gelöscht
Hallo
Ich habe die mit ziemlich viel Säure durchsetzte OT-Diskussion gelöscht.
Ich möchte darum bitten, dass

  1. man beim Brettthema bleibt.
  2. bei Diskussionen stets die Contenance wahrt.

Danke!
Mike