Industrialisierung, warum

Hallo zusammen!

Warum konnte sich England als Mutterland der Industrie herausbilden, warum nicht Spanien (es hatte damals das größte Koloniereich), Portugal , Frankreich, Deutsches Reich (es war nach Russland, das größte Reich Europas, außerdem progagierten dort Calvin, Zwingli), Irland, Niederlande, Russland (das größte Reich Europas), Polen, Österreich- Ungarn Monarchie, Schweden, Norwegen, Dänemark, Belgien oder Italien.

Viele Grüße
Falco

Ich danke im Voraus.

Hey :smile:

Ich weiß nicht, ob dir das jetzt weiterhilft aber im Geschichteunterricht haben wir bei der Industrialisierung gelernt, dass sie von England ausging weil es da einige Erfindungen gab. Besonders die Spinning Jenny(von James Hargreaves), eine Spinnmaschine hat dann die Industrialisierung ins Rollen gebracht, da dann Textilien viel leichter und schneller hergestellt werden konnten.

Ich hoffe das ist soweit das was du gesucht hast… :smile:

Lg Sabine

Hallo,

das lag an mehreren Faktoren…

1.Adlige und Lehen
Anders als auf dem Kontinent waren in England die Grundbesitzer
(Adlige) freizügiger und so konnten auch einfache Leute schon
zu Grundbesitz (und damit zu einem bescheidenen Einkommen)
gelangen…dadurch war

2.Kapital
vorhanden,das nach Ertrag suchte…

3.kein Zunft(un)wesen
Anders als auf dem Kontinent war der Handwerksbereich in England schon
freizügig (während hier in D zum B. ja noch heute das
Zunft(un)wesen seine Finger überall drin hat…)

4.Gute Verkehrswege
In England hatte man schon recht früh mit dem Ausbau von Land
(Strassen) und Wasserwegen (Kanälen) für eine gute Infrastruktur gesorgt. Diese wurde dann später noch wesentlich durch die Eisenbahn
verstärkt

5.Rohstoffe
In England waren wichtige Rohstoffe wie Kohle und Erz in räumlicher Nähe vorhanden…das begünstigte zusätzlich…

Hallo,
in England kamen - wie von Frank erwähnt - viele begünstigende Faktoren zu einer günstigen Zeit zusammen.

warum nicht Spanien (es hatte damals das größte
Koloniereich),

„Damals“ im 18. Jh. war aber Spanien nicht mehr DIE Seemacht, das war Großbritannien, das eine mächtige Handelsflotte und eine mächtige Marine hatte.
Zu den Faktoren:
Handel mit den Kolonien, der erstens Zugang zu günstigen Rohstoffen sicherte, zweitens für Kapitalanhäufung im Mutterland sorgte.
offenere Gesellschaftsstruktur als im Rest Europas mit etwas mehr sozialer Mobilität; der Adel hatte als Basis nicht nur den Grundbesitz, sondern verdiente teilweise auch sein Geld durch Handel o.ä.
Kein Zunftzwang wie z.B. in Dtld. - wie von Frank erwähnt, der die Berufsausübung behinderte.
die Entwicklungen in der Landwirtschaft - enclosures/Einhegungen von allgemeinem Land sorgten dafür, dass der Grundbesitz konzentriert wurde in den Händen weniger, die durch die Erträge (aus Schafzucht usw. statt wie vorher Ackerbau) mehr Geld verdienten und wieder Kapital anhäufen konnten, das man dann in Unternehmungen (Kanalbau o.ä.) investieren konnte.
Die Bauern, denen dieses Land nicht mehr zur Verfügung stand, verarmten und standen dann, brutal gesagt, als billige Arbeitskräftereserve zur Verfügung.
Recht früh wurde in Verkehrswege investiert - Kanalbau. Von Natur aus durch insulare Lage aber auch SChiffsverkehr vorhanden
Das Bankenwesen war weiter entwickelt als auf dem Kontinent, so dass man Kapital leihen konnte;
Das politische System: im Rest Europas rigider Absolutismus (mehr oder weniger), mit staatlich gesteuerter Wirtschaft (Merkantilismus); in GB war das Parlament sehr mächtig. Im Parlament saß v.a. die Gentry (niederer Landadel, die aus der Schicht v. Kaufleuten usw. aufgestiegen waren ), die Interesse daran hatte, dass sich der Staat aus der Privatwirtschaft zurückhält - liberales Wirtschaftssystem.
Die Rolle der Puritaner: zwar nur eine Minderheit, aber von Staatsämtern und Universitäten usw. ausgeschlossen, Karriere also nur anders möglich, hielten „praktischere“ Bildung für notwendig, hatten deshalb eigene Akademien und wurden dann in Wirtschaft, Wissenschaft und Technik tätig.
z.B. deshalb viele Erfindungen in GB zu dieser Zeit (Dampfmaschine, spinning jenny…), in die dann Kapitalgeber investierten und die deshlab schnell genutzt werden konnten und ihrerseits die wirtsch. Entwicklung beschleunigten
–> Alles hing miteinander zusammen und begünstigte sich gegenseitig - anders als im Rest Europas.

Hoffe, geholfen zu haben
Grüße

Hallo zurück!

Warum konnte sich England als Mutterland der Industrie
herausbilden, warum nicht Spanien …

Es gibt wie immer viele Ursachen. Eine wohl sehr wichtige ist, dass sich Spanien „auf dem Gold“ des ausgebeuteten Südamerikas „ausruhte“. Über die Kanaren (die ja zu Spanien gehören) habe ich mal gelesen, dass „der Wirtschaft dort mehr als die ständigen englischen Angriffe das Fehlen einer bürgerlichen Mittelschicht geschadet hat.“ Das kann man wohl auch über Spanien sagen. Es gabe ein ganz oben und ganz unten, dazwischen nix. In England war das anders, wie ja schon von meinen Vorrednern gesagt.

Ich danke im Voraus.

Bitte im Nachhinein
Laika

Hallo Falco,

Warum konnte sich England als Mutterland der Industrie
herausbilden, …?

Sehr vieles wurde schon geschrieben. Ich will davon nur einen
Blickwinkel hervorheben und was extrem wichtiger Fehlendes nennen.
Die Sichtweise: ‚Weil Watt die Dampfmaschine erfand, Stevenson
die Eisenbahn und Hargreaves die Spinnmaschine kam es zur
industriellen Revolution‘ erscheint mir etwas trivial.

Der Geist des Calvinismus herrschte an praktisch allen frühen
Kristalisationspunkten der frühen Industrialisierung. Die Aussage,
dass man Gottes Wohlgefallen am Reichtum eines Menschen sehen
kann und das Krämergeist und Investitionen einem den Weg in den
Himmel ebnen steht diametral dem katholischen Geist, dies durch
Askese und Stiftungen an die Kirche zuerreichen, gegenüber.

Der wichtigste Zündfunke war aber die Plünderung von Bengalen
nach der Schlacht bei Plassey 1757. Dadurch kam Kapital in fast
unermesslicher Höhe nach England welches dringend investiert
werden musste während gleichzeitig schlagartig ein gewaltiger
Markt zu Monopolbedingungen beliefert werden konnte.

Vergleichbar damit ist die deutsche ‚Gründerzeit‘ nach 1875,
die durch die Kriegsbeute des Krieges gegen Frankreich 1870/71
finanziert wurde.

Siehe hier unter ‚Folgen‘:
http://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_Plassey

Allein die Kriegsreparationen der Bengalen an die Ostindische
Kompanie betrugen um die 13 Millionen Pfund Sterling (wobei
ein Pfund eine heutige Kaufkraft von 12.000 € hatte). Dazu kommen
Steuern, Plünderungen und Monopolgewinne. Wenn man dann schätzt,
welche Kredite durch dieses frische Kapital gegeben wurden,
dann wird einem klar wie man plötzlich Dampfmaschinen, Lokomotiven,
Eisenbahnen, Bergwerke und verarbeitende Industrie finanzierte
und warum viele Ingenieure plötzlich jahrelang an Erfindungen
basteln konnten während anderswo die Ingenieure schlicht arbeiten
mussten.

Spannend finde ich die Frage, warum der immense Zustrom von Werten
aus Südamerika in Spanien 200 Jahre vorher so wenig bewirkte …
diese Frage sollte in den Schulen bearbeitet werden!

Viele Grüße

Jake

OT Faktor 3 Zünfte
Hallo

3.kein Zunft(un)wesen

Anders als auf dem Kontinent war der Handwerksbereich in
England schon

freizügig (während hier in D zum B. ja noch heute das

Zunft(un)wesen seine Finger überall drin hat…)

Mag ja sein, aber wie alles hat auch diese Medaille ihre zwei Seiten, wie jeder weiß, der schon mal die handwerkliche „Qualität“ eines englischen Hauses erlebt hat im Vergleich zu dem, was man aus Deutschland gewohnt ist.

Gruß
smalbop

Im Radioprogramm der BBC lief eine mehrteilige Reihe über die industrielle Revolution. Kam man hier http://www.bbc.co.uk/programmes/b006qykl/episodes/2010 noch mal nachhören.

Gruß
Michael

Hallo!

1.Adlige und Lehen

Anders als auf dem Kontinent waren in England die
Grundbesitzer (Adlige) freizügiger und so konnten auch einfache Leute schon
zu Grundbesitz (und damit zu einem bescheidenen Einkommen)

Ganz verstehe ich den Punkt nicht. Und ich hatte die Tage was gelernt, was dazu auch nicht ganz passt. Da ging es eigentlich um die hiesigen Meier, Halbmeier, Kötner bis runter zu den Brinksitzern. Letztere besonders arme Schweine, aber nicht rechtelos, weil eben bei uns ein Großgrundbesitzer zwar die Macht hatte, aber nur im Rahmen von klaren Regeln, die Willkür ausschloss.

In GB dageben hatten die Adligen, soweit ich das verstand, absolute Macht und konnten mit den Pächtern nach Belieben verfahren, z.B. kündigen ohne Grund und Mangels Alternativen kuschten die Pächter. Und dann urplötzlich gab es mit den ersten Anfängen der Industrialisierung alternative Erwerbsmöglichkeiten und die große Zahl an willigen Arbeitskräften, sei ein entscheidener Faktor für die rasante Industrialisierung in GB gewesen.

Jan

Hallo,

dazu:

Letztere besonders arme Schweine, aber nicht rechtelos, weil eben bei :uns ein Großgrundbesitzer zwar die Macht hatte, aber nur im Rahmen von :klaren Regeln, die Willkür ausschloss.

das war nur auf dem Papier so…die Macht der Großgrundbesitzer
(Adel) wurde in Deutschland erst mit dem Ende des 2.Weltkrieges gebrochen,als die meisten Flächenstaaten des ehemaligen deutschen Reiches unter Sowjetische Kontrolle kamen.

Anders in GB…seit 1689 gilt dort die Bill of Rights

Aber der Hauptfaktor ist ein profaner…seit dem 17.Jahrhundert war GB die größte Seemacht der Welt…
damit einhergehend waren die Adligen dort "Profitgeil"
wie man heutzutage sagen würde…daher fiel es ihnen natürlich viel leichter,dem kleinen Mann „Freiraum“ zu gewähren…denn am Ende verdienten sie ja doch daran mehr als dieser…

Hallo,

also da kann ich nicht klagen…im Haus meiner Londoner Bekannten
aus dem Jahre 1910 waren schon damals Bidets eingebaut,als man diese in Deutschland noch für Vogeltränken im Garten hielt…:smile:

Moin,

im Haus meiner Londoner Bekannten aus dem Jahre 1910 waren schon
damals Bidets eingebaut,als man diese in Deutschland noch für
Vogeltränken im Garten hielt…:smile:

Das Lag aber an der Bedeutung von sexuell übertragbaren Krankheiten
zu dieser Zeit in den Augen der britischen Öffendlichkeit. Und
was dein Verredner meinte, war die Qualität in der die Leitungen
zu diesem Bedet verlegt wurden und nicht ob sowas vorhanden war.

Zu den Krankheiten, auch als Geburtstunde der Frauenbewegung:
http://schottland4fans.de/britallgemeines_gesetzgebu…

Viele Grüße

Jake

Hallo,

ich wollte mit dieser überspitzten Formulierung nur den Vorposter darauf hinweisen,das in GB handwerkliche Arbeiten genauso gut (oder schlecht)
ausgeführt wurden wie im Deutschen Reich.

Einen Qualitätsverlust kann man erst seit der Öffnung der Grenzen und einhergehend mit dem EU- Binnenmarkt feststellen.

Da wird dann die günstigste Handwerkerleistung aus irgendeinem
unbekannten Lande eingekauft und nach 10 Jahren ist weder die Firma noch das Ländchen mehr greifbar…

So geschehen in einem Neubaugebiet in einem Vorort von London…

ich wollte mit dieser überspitzten Formulierung nur den
Vorposter darauf hinweisen,das in GB handwerkliche Arbeiten
genauso gut (oder schlecht)
ausgeführt wurden wie im Deutschen Reich.

Das kann stimmen, allerdings scheint UK auf diesem Entwicklungsstand stehengeblieben zu sein :smile:

Ciao, Allesquatsch

Hallo, vielleicht auch noch der Aspekt ist wichtig, dass es viel Proletariat gab, das man beschicken konnte in die neu entstandenen Fabriken und damit eine Landflucht auslösen (stadtluft macht frei?), nicht unbedingt auszuschliessen, ich denke…