Angeblich steht bei Neithart über K.d.G. „er war der
Frauenliebe sehr bedürftig“
Blödsinn. Vermutlich meinst du Einhard (ca. 770 - 840), den ersten Biografen Karls. Und auch der hat das nicht geschrieben, sondern der drittklassige Schriftsteller Gustav Freytag (1816 - 1895) in seinen “Bildern aus der Deutschen Vergangenheit”.
Aus Einhards Vita Caroli Magni wissen wir jedenfalls, dass Karl (mindestens) vier mal verheiratet war - zunächst mit einer Tochter des Langobardenkönigs Desiderius. Einhard nennt keinen Namen, laut Andreas von Bergamo hieß sie Berterad. Radbert hingegen nennt sie Desiderata, es ist jedoch zweifelhaft ob dies tatsächlich als Eigenname zu verstehen ist. Die vorangegangene Ehe mit Himiltrud unterschlägt Einhard bzw. bezeichnet die Mutter von Karls ältestem Sohn Pippin (‚der Bucklige‘) als Konkubine, ohne ihren Namen zu erwähnen. Dieser Name (Himiltrud) ist jedoch durch Paulus Diakonus und aus den Lorscher Annalen bekannt. Papst Stephan III. bezeichnet sie in einem Schreiben von 770 an Karl (das die Verbindung Karls und seines Bruders Karlmann mit Desiderius hintertreiben sollte) als rechtmäßige Gemahlin. Die „Sprachregelung“, die Himiltrud zur Konkubine degradierte und Pippin damit von der Erbfolge ausschloss, wurde jedoch wahrscheinlich erst nach der Verschwörung von 792 getroffen, an der Pippin maßgeblich beteiligt war. Pippin verbrachte danach den Rest seines Lebens als Mönch in der Abtei Prüm.
Seine langobardische Gattin (ob es nun erste oder zweite war) verstieß Karl nach nur einem Jahr und heiratete die Alamannin Hildegard, eine Nachkommin Herzog Godafrieds und Verwandte Herzog Tassilos - deutliches Zeichen für einen Bündniswechsel. Nach Hildegards Tod (783) heiratete Karl die Fränkin Fastrada (verstarb 794), danach Liutgard, wieder eine Alamannin. Zwischenzeitlich hatte er eine Konkubine, die Einhard erwähnt, weil sie ihm eine Tochter gebar (Einhard nennt beide Namen nicht). Nach Liutgards Tod hatte Karl laut Einhard noch vier Konkubinen: Madelgard, Gersuinda, Regina und Adallinde. Bei den Konkubinaten handelte es sich übrigens nach germanischem Rechtsverständnis durchaus um gültige Ehen, wenn auch solche minderen Ranges (‚Friedelehen‘). Sie konnten anstatt, aber auch neben einer vollgültigen ‚Muntehe‘ bestehen.
und steht auch, daß er Analphabet
war.
Das waren zu dieser Zeit nahezu alle Nichtkleriker. Lesen und Schreiben gehörte auch für hohe Adlige nicht zum Bildungsprogramm. Seine eigenen Kinder allerdings, eheliche wie ‚uneheliche‘ (d.h. solche aus Friedelehen), Söhne wie Töchter(!) ließ er zuerst in „den Wissenschaften“ unterrichten - d.h. lesen, schreiben und rechnen lernen - bevor sie die übliche Ausbildung erhielten (d.h. die Söhne lernten dann reiten, jagen und den Umgang mit Waffen, die Töchter weben und spinnen). Für seine Zeit war das äußerst ungewöhnlich. Einhard berichtet auch, dass Karl selbst versuchte, schreiben zu lernen, es jedoch nicht weit damit brachte, weil er zu spät, d.h. erst als Erwachsener, damit angefangen habe. Einhard berichtet allerdings auch, dass Karl Latein so gut wie seine Muttersprache sprechen konnte und sogar außerordentlich beredt war. Grammatikunterricht erhielt er (als Erwachsener) von Petrus von Pisa, Unterricht in Rhetorik, Dialektik sowie Mathematik und Astronomie von Alkuin - beides führende Gelehrte seiner Zeit. Auch Griechisch verstand er gut, sprechen konnte er es allerdings weniger gut als Latein. Eines seiner Altersprojekte war die Abfassung einer fränkischen Grammatik - wenn auch sicher nicht eigenhändig, sondern nach Diktat.
Freundliche Grüße,
Ralf