Welchen Dialekt sprach Hitler?

Hallo und Guten Tag,

was ich mich immer schon gefragt habe: Wenn Hitler 1889 in Österreich auf dem Land geboren wurde, zu einer Zeit also, als es weder Radio, Fernsehen noch Telefon gab, und er also in Österreich auf dem Land als Kind und Heranwachsender seine sprachliche Prägung erhalten hatte, dann hätte das doch auf seinen Sprechakzent als Erwachsener gewaltig durchschlagen müssen. Allerdings klingt Hitlers Sprechweise in seinen Reden zwar bekanntlich „hart“ und unangenehm „schnarrig“, aber eine richtige mundartliche Färbung, die auf Österreich hindeuten würde, habe ich da bisher kaum oder gar nicht heraushören können (wenn man sich vorstellt, man würde Hitler zum ersten Mal hören und wüsste nicht, wo er herstammt).

Hatte sich Hitler seinen Dialekt „abgewöhnt“ und Hochdeutsch bewusst „eingeübt“? Oder kann man doch seine Herkunft heraushören?

Vielen Dank im Voraus für Antworten,

Jasper.

Hallo !

Es gibt mehrere Privatfilme, in denen er redet. Einwandfrei Österreicher.
Würde man ihn nicht sehen, würde man ihn an der Stimme nicht erkennen.

mfgConrad

Hallo Jasper,
Hitler wurde nicht „auf dem Lande“ geboren, sondern in einer Kleinstadt. Sprechen gelernt hat er allerdings weniger in Braunau als in Passau (Wohnsitz 1892-1894). Die Volksschule besuchte er allerdings tatsächlich in ziemlich ländlicher Gegend (Lambach 1894 - 1898). Prägender war allerdings seine Jugendzeit in dem für damalige Verhältnisse ausgesprochen urbanen Linz (eine der größten Städte Cisleithaniens), wo er die Realschule besuchte.

Hitlers Vater war Zollbeamter im gehobenen Dienst - das war schon nicht mehr kleinbürgerlich, sondern ausgesprochen gutbürgerlich. Hitlers Jugendzeit (und nicht nur die) war trotz deutlich unterdurchschnittlicher schulischer Leistungen von einem ausgesprochenen gesellschaftlichen Ehrgeiz geprägt. So jemand spricht keinen Dialekt - er bemüht sich vielmehr, ihn loszuwerden.

Hinzu kamen dann natürlich die Wiener Jahre und die Münchener Zeit. Hitlers Deutsch als Privatmann war landsmannschaftlich nur schwach gefärbt und zwar - wie bei seiner persönlichen Geschichte zu erwarten - mit oberösterreichischen und südbayerischen Anklängen.

Hitlers öffentliche Reden wiederum waren sorgfältig geplante Inszenierungen. Da redet nicht jemand, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, sondern das ist auf seine Wirkung ganz bewusst kalkuliert. Gelegentlich soll er auch (leichten) Dialekt ganz bewusst als rhetorisches Mittel eingesetzt haben, um Volksnähe zu suggerieren - einschlägige Tondokumente, die dies belegen, sind mir persönlich allerdings nicht bekannt.

1932 nahm dann Hitler wegen einer durch Überanstrengung drohenden Stimmbandlähmung Sprechunterricht bei dem Operntenor Paul Devrient, selbstverständlich unter sorgfältiger Geheimhaltung. Wie Devrients Tagebuch belegt, unterrichtete er nicht nur Stimmbildung und Sprechtechnik, sondern gab auch Hinweise zu Gestik und Mimik - bemühte sich also um eine regelrechte rhetorische Ausbildung. Spätestens hier - nach Einbürgerung und der dadurch ermöglichten Kandidatur bei den Wahlen des Reichspräsidenten - dürfte Hitler sich auch bemüht haben, die letzten Dialekteinfärbungen in seinen Reden zu vermeiden.

Freundliche Grüße,
Ralf

Es gibt Tonaufnahmen. Da hört er sich an wie Udo Jürgens.

LG

Gitta

Hallo,

aus einem Interview mit Bernd Eichinger, Regisseur und Drehbuchautor des Films „Der Untergang“:

„Es gibt auch einen Mitschnitt, wo man ihn im privaten Kreis, im Gespräch mit Mahnstein, in einer Dialogsituation reden hört.
Aus all diesen Quellen habe ich eine Sprache für Hitler gestaltet. Außerdem habe ich ein gutes Ohr für Dialekte, und er sprach eine Mischung aus gehobenem österreichischen und südbayerischem Dialekt: das Gutturale mit rollendem „R“, nur nicht so stark ausgeprägt wie in seinen öffentlichen Reden.“

Aber ob man solche privaten Mitschnitte im Netz findet???

Grüße
Pit

Der vergessene Link zum Interview
http://www.djfl.de/entertainment/stars/b/bernd_eichi…

Hallo Gitta,
Try harder! Für uns hier hat Udo J. die Sprachmelodie des Kärntner Dialektes, allerdings nur in Andeutungen, denn er hat seine Sprache seinem überregionalen Publikum zuliebe so neutral gestaltet, daß man wirklich nur Spuren des Kärntnerischen entdeckt, wenn man es gut kennt. Der Gröfaz hat sicher nicht die kleinste Andeutung davon, denn der wuchs ja in Oberösterreich usw. auf, wie andere schon dargelegt haben; diese Region hat eine dutlich verschiedene Dialektfärbung.
Servus aus Wien
von Julius

Deine Frage bezüglich Hitlers Aussprache betreffend:

Die anderen haben das sicher schon erwähnt, aber hier nochmal die ganze Wahrheit:

Die einzige Tonaufnahme, in der Hitler im Tischgespräch zu hören ist, wurde von einem finnischen Tontechniker am 5. Juni 1942 gemacht, als Hitler zu Besuch bei Feldmarschall Carl Gustaf Mannerheim gewesen ist. Dieser war damals finnischer Staatschef und mit Deutschland verbündet.
Diese Aufnahme dauerte 11 Minuten und wurde heimlich angefertigt, da Hitler nie seine Zustimmung
gegeben hätte, es widersprach ihm, persönliche Zeugnisse wie Unterschriften, private Tonaufnahmen usw.
zu hinterlassen.
In diesem Gespräch - einen Ausschnitt habe ich selbst in einer Doku gehört - hat Hitler eine sehr tiefe Stimme, ohne übertrieben rollendes R, aber ihm Unterton doch ziemlich schnarrend.
Man kann wirklich sagen er hört sich an wie Udo J., sogar noch etwas tiefer.
Einen bayerischen oder österreichischen Dialekt konnte ich jedoch sehr schlecht heraushören, seine Aussprache war wirklich klar, deutlich und gut verständlich.