Wie sah das britische Volk damals Heinrich den 8.?

Wie nahm das Volk zur Zeit Heinrichs den 8. ihren König war? So grässlich wie wir es heute tun?
Danke schon einmal!

Wie nahm das Volk zur Zeit Heinrichs den 8. ihren König war?
So grässlich wie wir es heute tun?
Danke schon einmal!

Da muss ich dir ehrlich gestehen, überfragt zu sein. ich weiß auf anhieb nur, dass das Volk damals schwören musste Heinrich VIII. als Oberhaupt des Thrones und der Kirche zu sehen. Das könnte bei einigen Gläubigen Unmut ausgelöst haben.

Bitte Verzeih, dass ich dir nicht mehr dazu raus suchen kann, aber ich muss eine Präsentation für die Uni ausarbeiten.

Beste Grüße und frohes Schaffen.

Sorry Ich kann dir leider nicht weiter helfen
Wie nahm das Volk zur Zeit Heinrichs den 8. ihren König war?
So grässlich wie wir es heute tun?
Danke schon einmal!

Wie nahm das Volk zur Zeit Heinrichs den 8. ihren König war?
So grässlich wie wir es heute tun?
Danke schon einmal!

Hallo Nina!

Tut mir leid, dass ich Dich so lange habe warten lassen. War viel unterwegs und musste dann erstmal die Zugangsbarrieren hier überwinden.

„Das Volk“ gab es in England und Wales damals so wenig, wie es so etwas bis heute irgendwo auf der Welt gibt. Es gab Menschen, die wurden von der landbesitzenden Kirche und ihren Profiteuren ausgebeutet und andere, die vom landbesitzenden Adel, zu dem auch der König gehörte, ausgebeutet wurden. Sie konnten sich ihre Ausbeuter so wenig aussuchen, wie wir uns das Wetter aussuchen können (oder den Bundespräsidenten, oder in den allermeisten Fällen den Unternehmer zu dessen Vorteil wir unsere Arbeitskraft zu Markte tragen müssen - oder hast Du schon mal welche zum Bewerbungsgespräch einladen können?) Selbst die Spitzen der Hocharistokratie hatten nicht die Möglichkeit, den König oder einen seiner einflussreichen Berater abzuwählen, aber mit den Mitteln von Mord und Totschlag, gedeckt durch schlagkräftige eigene Truppen, versuchten sie gelegentlich, die Weichen hier und da ein wenig zu Ihren Gunsten zu stellen. Der König, als einer von ihnen, bediente sich der üblichen Methoden. Von Ehefrauen, die ihm keinen Vorteil mehr brachten, weiterem Profit gar im Wege standen, konnte er sich nach geltendem Recht - und weil der Papst, von dessen „Dispens“ das abhängig gewesen wäre, aus eigenen Interessen nicht zugestimmt hätte - nicht scheiden lassen. So musste das Problem im Stil der herrschenden Klasse der Zeit gelöst werden.

Schön war das nicht, aber schön ist es auch nicht, wenn von „unseren“ Soldaten in Afghanistan 170 Menschen hinterhältig abgeschossen und verbrannt werden, um mal „Stärke zu demonstrieren“.

Heinrich VIII. hat den Landbesitz der Kirche und der Klöster privatisiert, (Schulen und Bibliotheken wurden geschlossen) d.h. an den landbesitzenden Adel verkauft, so wie die „Treuhand“ der Kohl-Regierung die volkseigenen Betriebe der DDR enteignet und an Unternehmer aus dem Westen verscherbelt hat, mit dem Ergebnis, dass viele, die vorher dort oft seit Jahrzehnten gearbeitet hatten, von dieser Last „befreit“ wurden, von jeglichem Recht auf Mitbestimmung so wie so. Ähnlich sah es für viele Mönche und Nonnen, aber auch für eine Menge Frohnarbeiter auf kirchlichen Gütern aus. (In Folge dessen sank natürlich auch der Wert - und die Wertschätzung - der Arbeitskraft auf den Gütern des Adels) Wenn sie fit genug waren, konnten freigesetzte Arbeiter und Bauern sich irgendwo als Soldaten anwerben lassen oder auf den Kriegsschiffen des Königs oder der reichen Kaufleute „dienen“. - Was meinst Du, warum „unser“ Kriegsminister meint, es sich leisten zu können, die Wehrpflicht „auszusetzen“?

Noch mal zu Deiner Frage: Es gab Gewinner. Das war vor allem der landbesitzende Adel, aber auch große Kaufleute in den Städten, bei denen einiges vom neuen Reichtum des Adels landete, Schiffbauer und andere Handwerker konnten sich über mehr Aufträge freuen, selbst wenn sie vorher für die Kirche gearbeitet hatten, denn die hatte einen beträchtlichen Teil ihrer Erträge nach Rom abliefern müssen. Vergleichen kannst Du das vielleicht mit dem, was heute von den ungeheuren Profiten der neuen Oligarchen in Russland nach unten durchsickert. Auch manchem cleveren Kirchenmann gelang es, auf Grund seiner besseren Ausbildung - oft waren sie weit und breit die einzigen, die lesen und schreiben konnten - sich unter den veränderten Bedingungen einzurichten.

Für die große Zahl der arbeitenden Menschen auf dem Lande, denen das Fell über die Ohren gezogen wurde (vielleicht meinst Du die mit „das Volk“), war es zunächst egal, ob sie von der Kirche oder vom Adel ausgebeutet wurden, der Feind blieb fast der gleiche, zumal die Profiteure der kirchlichen Ausbeutung, die hohen Kleriker, ebenfalls in den allermeisten Fällen reichen adligen Familien entstammten. Viele brauchten oft sehr lange, bis sie gewahr wurden, wer ihnen auch noch ihre bescheidenen Privilegien, wie freies Weideland für ihre Ziege und ihr Schwein, oder das Recht zum Sammeln von Brennholz im Wald, streitig machte.

Ist das anders, wenn heute Hartz-Opfern auch noch das Kindergeld weggenommen wird, während andere, nicht nur Ackermänner und ähnliche Bänker, sondern auch die Abgeordneten des niedersächsischen Landtags, den Hals nicht voll genug bekommen können? Was meinst Du, wer Zinsen und Tilgung zahlen soll für die Milliarden, die in den vergangegen Monaten den Großbanken in den Rachen geschoben wurden oder der Regierung Griechenlands, damit sie Kriegsschiffe, Panzer und Kampfflugzeuge, die ihr mit Millionenschmiergeldern aufgedrängt wurden, weiter bei deutschen und französischen Waffenhändlern und -produzenten bezahlen kann?

Beste Grüße

BB

P.S.: Interessieren würde mich, wie Du auf die Frage gestoßen bist.

P.P.S.: Es gibt eine lesenswerte Broschüre von G.W.O. Woodward: The Dissolution of the Monasteries, London 1974. Vielleicht kannst Du sie in Deiner Bibliothek ausleihen, sonst könnte ich Dir die paar Seiten auch kopieren