Wärmedämmung Geschoßdecke und Dachschräge

Hallo Experten,

ich möchte bei meinem EFH Bj. 64 die Geschoßdecke ( 1. Etage ) und die Dachschräge dämmen. Da das Dach noch gut ist, soll es gedeckt bleiben. Derzeit sieht der Aufbau so aus: Zimmerdecke und Dachschräge Reet, verputzt. Darauf liegt eine ca. 2cm dicke Dämmmatte (Isolierwolle). Nun ist ca. 10 bis 15cm Luft. Dann kommt in der Schräge die Unterspannbahn und dann die Eindeckung bzw. der Fußboden des Dachbodens.
Die Dachschräge ist nach unten hin geschlossen.
Mein erste Idee war, den Hohlraum mit Styrporkugeln vollzuschütten. Das ginge vom Dachboden aus ganz einfach. Aber was ist, wenn das Dach mal runter muß. Dann verteilen sich die Kubikmeter an Styropor.
Die zweite Idee war die, alles mit Isolierwolle zu füllen. Das gab Probleme, weil die sich beim Heineinschieben verhakt und verkeilt.
Meine letzte Idee ist, Styropoplatten von oben hineinzuschieben.
Oder gibt es eine noch bessere Lösung?
Die Hohlschicht der Außenwände habe ich ausschäumen lassen.
Wäre das auch mit der Dachschräge möglich?

Hallo Hanzfranz,

in keiner deiner Varianten kommt das Wort „Dampfbremse“ vor.

Und damit gilt brutal gesagt: Alles Mist!

Sorry, aber du wirst dir mit jeder der angesprochenen Varianten Schimmelpilze und u.U. langfristig massive Schäden an der Bausubstanz in Haus holen.

Für die einzige richtige Variante muss die Innenverkleidung (sprich: das verputze Reed) komplett raus. Dann kann man die Bereiche zwischen den Sparren sauber mit Mineralfaser oder was anderem auffüllen (dabei unbedingt 2-3 cm Abstand bis zur Unterspannbahn lassen, damit das hinterlüftet wird!), dann über die Sparren die Dampfbremse tackern, diese supersauber verkleben und an den Giebelwänden ankleben (die muss wirklich über die gesammte Breite und an den Rändern und den Übergängen und auf beiden Seiten absolut luftdicht sein!), dann möglichst noch eine kleine Untersparrendämmung quer zu den Sparren (50 mm), und dadrauf dann Rigipsplatten. Oder für die Öks: wieder Reet und verputzen.

Alles andere ist Pfusch und wird dich früher oder später teuer zu stehen kommen.

lg, mabuse

Danke
Ich dachte, die Dampfbremse sei die Unterspannbahn unter den Ziegeln.

Gruß

Ich dachte, die Dampfbremse sei die Unterspannbahn unter den Ziegeln.

Nein, die Unterspannbahn ist „nur“ dafür da, damit bei eventuellen Undichtigkeiten der Ziegel nicht die Unterkonstruktion einschließlich der Dämmung nass wird - die Dachziegel sind ja nie wirklich dicht, weil nur aufgelegt. Bei Wind kann z.B. etwas Regenwasser durchgedrückt werden. Oder wenn im Frühling die Schneedecke darauf abtaut - runterlaufen ist ja erst mal nur eingeschränkt möglich, weil überall Schnne im Weg ist.

Die Dampfbremse dagegen ist innen angebracht und verhindert, das Luftfeuchtigkeit (beispielsweise die in deiner Atemluft, oder vom Wäschetrocknen, kochen, baden u.s.w.) in die Dämmung eindring und dann dort - weil Richtung Außenwand/Dachziegel immer kälter - auskondensiert. Was 1. Schimmel bringt und zweitens bei genug Feuchtigkeit auch die Dämmwirkung ganz schnell auschaltet.

99% aller Probleme bei Innendämmungen (dazu zählt auch der Dachstuhl, sofern bewohnt/genutzt) lassen sich auf eine fehlende oder undichte/verletzte Dampfbremse zurückführen.

lg, mabuse

Beim Durchlesen der Antworten von Mabuse war ich doch echt überrascht.
Gut geschrieben, erklärt und fachmännisch auf jeden Fall richtig.

Eins ist mir jedoch aufgefallen:
Wenn ich den Aufbau in der Frage richtig verstanden habe, wird wahrscheinlich eine Sparrentiefe von 10 - 15 cm vorhanden sein.
Ich gehe jetzt mal vom Mittelwert aus, sprich 135 mm

Bei einer Sparrentiefe von 135 mm abzüglich 2 - 3 cm Luft zur Unterspannbahn wird der Einbau einer nach EnEV (Energieeinsparverodnung)geforderten und überschlägig ermittelten Wärmedämmung wohl schwer möglich sein. Auch die Montage der Untersparrendämmung ist ohne weitere Arbeitsschritte nicht möglich, da die benötigte Unterkonstruktion in der Erklärung vergessen wird zu erwähnen.

Mein Vorschlag ist vielmehr:
Einbau einer Wärmedämmung von 120 mm zwischen die Sparren. Diese Wärmedämmung sollte die Wärmeleitgruppe 035 halten.
Quer über die Sparren eine Lattung von Kanthölzern 50/50 mm (alternativ 2 Lagen Dachlatten) anbringen und diese mit einem Achsabstand von 50 cm ausrichten. (Achtung: immer abgelagertes Material verwenden, da es ansonsten im Zuge der Austrocknung zu Rissen in der Verkleidung komen wird.)
Der Zwischenraum der Sparrenaufdoppelung wird mit einer weiteren 50 mm starken Wärmedämmung WLG 035 ausgefüllt. Auf diesen Aufbau dann die beschriebene Dampfbremsfolie und die Beplankung.

Durch diesen Aufbau erreicht man einen überschlägigen U-Wert von 0,24 W/m2*K, was den Vorschriften der EnEV für Steildächer bei Modernisierungsarbeiten Stand 2010 entspricht.

LG Oliver