Hi Cluadi,
Trost spenden…
ein weites Feld…
bei Verlusten jedweder Art,
denn nur im Falle von Verlust ist Trost notwendig…
Kannst du den Anlass genauer beschreiben?
Anja
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf’ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden…
Wohlan denn, Herz, mimm Abschied und gesunde!
Quelle:
Hermann Hesse, Die Gedichte, Zweiter Band, hier: Aus den Jahren 1929 - 1941, Suhrkamp Verlag, Berlin
obwohl ich die Werke des Frankfurter Altspontis Göthe insgesamt nicht sehr goutiere, hier ein bekanntes Poesiealbum-Gedicht von ihm zum Thema Trost. Obs zu dem von Dir Gesuchten passt, weiß ich nicht, weil Du recht allgemein gefragt hast:
Feiger Gedanken bängliches Schwanken,
Weibisches Zagen, ängstliches Klagen
Wendet kein Elend, macht Dich nicht frei.
Allen Gewalten zum Trotz sich erhalten,
Nimmer sich beugen, kräftig sich zeigen,
Rufet die Arme der Götter herbei.
ich habe neulich für eine Beileidskarte ein Gedicht gesucht und bin auf der Seite http://www.kondolenz.info
fündig geworden. Ich weiß natürlich nicht, welcher Anlass es bei dir ist, aber vielleicht hilft dir die Seite ja weiter…
Gruß, Annegret
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von Erich Kästner gibt es die lyrische Hausapotheke. Dort findest Du Gedichte zu fast allen Lebenslagen, in denen man Trost und Rat brauchen kann. Ohne zu wissen, worum es geht und wie ernst die Lage ist, ist es schwierig helfen, aber vielleicht findest Du in dem Buch ja etwas Aufmunterung.
es wäre natürlich gut zu wissen, um welchen Anlass es sich handelt, für den man einen Trost in Gedichten sucht: Tod, verlorene Liebe, Abschied für lange Zeit, Unbeschwertsein… Aber gut, Du schreibst, dass Du generell interessiert bin.
Erich Fried wurde Dir bereits genannt. Zu der Zeit, als ich seine Gedichte kennenlernte, begegnete mir auch Jörn Pfennig, dessen Worte manchmal sehr hart, aber auch sehr wahr und dadurch wiederum sehr versöhnlich sein können - weil es einfach so ist, wie es ist, und alles andere sich selbst belügen hiesse. Hier eines seiner Gedichte, das mir einmal sehr zu denken gab:
_Vorher - Nachher
Kein Mensch kann
Dich mir wegnehmen
solange Du nicht
Dich selbst,
mir weggenommen hast.
Kein Mensch kann
mich Dir wegnehmen
solange ich nicht
mich selbst
Dir weggenommen habe.
Hesses Siddhartha ist zwar ein Prosa-Text, aber doch so rhyhthmisch abgefasst, daß er den Untertitel „eine indische Dichtung“ verdient.
Außerdem und überhaupt ist das der tröstendste Text, den ich kenne, tröstender als ein Gedicht je sein könnte, denn das Buch hat u.a. den entscheidenden Vorteil, daß es mit seiner angenehmen Länge einem die halbe Nacht zum Trostpflaster gereichen kann, während man nach einem Gedicht wohl bloß kurz „schnüff“ sagt, um dann wieder in seinen traurigen Gedanken zu versinken.
Wenn es aber dennoch auf Ach und Krach etwas Gereimtes sein soll, dann
lies doch mal Ringelnatz, der bietet zwar nicht den weltschmerz-erlösenden Dienst eines Hesse, ist dafür aber zum Umfallen lustig.