Korrektur: Heinrich von Kleist "Michael Kohlhaas" - Kommasetzung

Hallo ihr Lieben,

ich studieren unter anderem Germanistik und wollte mich bezüglich Kommaregeln fit machen. 
Ich habe mich nun an der ersten Seite von Kleists „Michael Kohlhaas“ versucht. Das kam dabei raus (siehe unten). Wäre toll, wenn Ihr mir ein Feedback geben könntet. 
… Achso beim ersten Satz hatte ich wirklich Probleme (Fett gedruckt --> Warum ist da ein Komma???)

Vielen Dank

Caro  

PS: Es handelt sich immer um einen Satz aus dem Buch und dann eine Erläuterung dazu.

An den Ufern der Havel lebte, um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts, ein Roßhändler, namens Michael Kohlhaas, Sohn eines Schulmeisters, einer der rechtschaffensten zugleich entsetzlichsten Menschen seiner Zeit. – Dieser außerordentliche Mann würde, bis in sein dreißigstes Jahr für das Muster eines guten Staatsbürgers haben gelten können.

Bei dem Teilsatz um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts handelt es sich um einen Zusatz, welcher mit paarigem Komma gekennzeichnet ist. Diese Teilsätze namens Michael Kohlhaas, Sohn eines Schulmeisters, einer der rechtschaffensten zugleich entsetzlichsten Menschen seiner Zeit können als identifizierende Zusätze (ohne Einleitungswort) gedeutet werden. Sie beziehen sich direkt auf ein Roßhändler und beschreiben diesen näher. 

Er besaß in einem Dorfe, das noch von ihm den Namen führt, einen Meierhof, auf welchem er sich durch sein Gewerbe ruhig ernährte; die Kinder, die ihm sein Weib schenkte, erzog er, in der Furcht Gottes, zur Arbeitsamkeit und Treue; nicht einer war unter seinen Nachbarn, der sich nicht seiner Wohltätigkeit, oder seiner Gerechtigkeit erfreut hätte; kurz, die Welt würde sein Andenken haben segnen müssen, wenn er in einer Tugend nicht ausgeschweift hätte.

Die Relativpronomen das, sowie welchem und die leiten hier Attributsätze ein und beziehen sich auf das jeweilige Substantiv des Matrixsatzes (das à Dorf; welchem à Meierhof; die à Kinder). Die Teilsätze in der Furcht Gottes, zur Arbeitsamkeit und Treue kann man als Aufzählung analysieren. Sie beziehen sich, als Nachträge, direkt auf den Prädikatsteil erzog er. Das Relativpronomen der leitet wieder einen Attributsatz ein und bezieht sich auf das Substantiv Nachbarn. Das Komma vor dem oder wird in der Regel nicht mehr gesetzt, es handelt sich also um ein fakultatives Komma. Nach dem Wort kurz folgt ein Komma, da es sich um einen Einschub handelt und keinen thematischen Bezug zum umgebenen Satz hat. Bei dem Nebensatz, der mit wenn eingeleitet wird handelt es sich um einen eingeleiteten finiten Nebensatz, daher ist hier ein Komma unerlässlich.  

Das Rechtgefühl aber machte ihn zum Räuber und Mörder. Er ritt einst, mit einer Koppel junger Pferde, wohlgenährt alle und glänzend, ins Ausland, und überschlug eben, wie er den Gewinst, den er auf den Märkten damit zu machen hoffte, anlegen wolle: teils, nach Art guter Wirte, auf neuen Gewinst, teils aber auch auf den Genuß der Gegenwart: als er an die Elbe kam, und bei einer stattlichen Ritterburg, auf sächsischen Gebiete, einen Schlagbaum traf, den er sonst auf diesem Wege nicht gefunden hatte.

Das Komma vor dem Wort mit wird in der Regel nicht gesetzt, allerdings muss der Teilsatz wohlgenährt alle und glänzend mit paarigem Komma geschrieben werden. Es handelt sich nämlich um einen erweiternden Zusatz (ohne Einleitungswort). Das Komma vor dem und wird in der Regel nicht mehr gesetzt, es handelt sich also um ein fakultatives Komma. Bei mit wie angeschlossenen näheren Erläuterungen ist es dem Schreibenden überlassen, ob er die Fügung als Vergleichsglieder und daher als eng zum Bezugswort gehörig (keine Kommas!) oder als Nachtrag (in Kommas) ansieht - die Kommasetzung ist daher freigestellt. Das Relativpronomen den leitet wieder einen Attributsatz ein und bezieht sich auf das Substantiv Gewinst. Der Teilsatz nach Art guter Wirte wird mit paarigem Komma eingeschlossen, da es sich hier um eine nähere Erläuterung bzw. Heraushebung handelt. Vor dem zweiten teils wird ein Komma gesetzt, da es sich hier um eine Aufzählung handelt. Das Komma vor dem und wird in der Regel nicht mehr gesetzt, es handelt sich also um ein fakultatives Komma. auf sächsischen Gebiete wird hier mit paarigem Komma geschrieben, da es ein erweiternder Zusatz ist. Das Relativpronomen den leitet wieder einen Attributsatz ein und bezieht sich auf das Substantiv Schlagbaum.
 
Er hielt, in einem Augenblick, da eben der regen heftig stürmte, mit den Pferden still, und rief den Schlagwärter, der auch bald darauf, mit einem grämlichen Gesicht, aus dem Fenster sah. Der Roßhändler sagte, dass er ihm öffnen solle.

Der Teilsatz in einem Augenblick wird mit Kommata eingegrenzt, da es sich hier um eine Heraushebung handelt. Ein Komma muss vor dem Wort da stehen, da es in diesem Fall einen kausalen Nebensatz einleitet, dieser ist mit paarigem Kommata eingegrenzt, weil es eine nähere Erläuterung ist, warum er anhielt (Zusatz). Das Komma vor dem und wird in der Regel nicht mehr gesetzt, es handelt sich also um ein fakultatives Komma. Das Relativpronomen der leitet wieder einen Attributsatz ein und bezieht sich auf das Substantiv Schlagwärter. mit einem grämlichen Gesicht ist hier eine Heraushebung und wird mit paarigem Komma geschrieben. Der Roßhändler sagte, dass er ihm öffnen solle: In diesem Satz muss ein Komma gesetzt werden, da ein finites Verb am Satzende steht und ein einleitendes Wort (dass à Konjunktion hier: Subjunktor) vorhanden ist.  

Was gibt’s hier Neues? fragte er, da der Zöllner, nach einer geraumen Zeit, aus dem Hause trat.

Ein Komma muss vor dem Wort da stehen, da es in diesem Fall einen kausalen Nebensatz einleitet, dieser ist mit paarigem Kommata eingegrenzt, weil es eine nähere Erläuterung ist, warum er fragte (Zusatz). 

Landesherrliches Privilegium, antwortete dieser, indem er aufschloß: dem Junker Wenzel von Tronka verliehen. – So, sagte Kohlhaas.

Die wörtliche Rede ist nicht durch Anführungszeichen gekennzeichnet, daher wurde hier zur Verdeutlichung ein Komma gesetzt. Vor dem Wort indem wird ein Komma gesetzt, da es sich hier um eine Konjunktion der Art und Weise handelt. Es folgt demnach ein modaler Nebensatz. Die wörtliche Rede (so) ist nicht durch Anführungszeichen gekennzeichnet, daher wurde auch hier zur Verdeutlichung ein Komma gesetzt. 

Wenzel heißt der Junker? und sah sich das Schloß an, das mit glänzenden Zinnen über das Feld blickte. Ist der alte Herr tot? – Am Schlagfluß gestorben, erwiderte der Zöllner, indem er den Baum in die Höhe ließ. – Hm! Schade! versetzte Kohlhaas.

Das Relativpronomen das leitet wieder einen Attributsatz ein und bezieht sich auf das Substantiv Schloß. Die wörtliche Rede ist nicht durch Anführungszeichen gekennzeichnet, daher wurde hier zur Verdeutlichung ein Komma gesetzt (Der Gedankenstrich soll hier den Dialog der beiden Männer veranschaulichen).  

Ein würdiger alter Herr, der seine Freude am Verkehr der Menschen hatte, Handel und Wandel, wo er nur vermochte, forthalf, und einen Steindamm einst bauen ließ, weil mir eine Stute, draußen, wo der Weg ins Dorf geht, das Bein gebrochen.

Das Relativpronomen der leitet wieder einen Attributsatz ein und bezieht sich auf das Substantiv Herr. Vor dem Wort Handel wird ein Komma gesetzt, da es sich hier um eine Aufzählung handelt. Das Wort wo fordert ein Komma, da es sich hier um einen Nachtrag handelt. Forthalf wird mit einem Komma abgetrennt, da es zu der Aufzählung dazugehört. Das Komma vor dem und wird in der Regel nicht mehr gesetzt, es handelt sich also um ein fakultatives Komma. Vor dem Wort weil muss ein Komma gesetzt werden, da ein finites Verb am Satzende steht und ein einleitendes Wort (weil à Konjunktion hier: Subjunktor) vorhanden ist. Draußen dient hier als Heraushebung und benötigt daher das Komma. Vor dem Wort wo wird ebenfalls ein Komma benötigt, da es sich um eine Konjunktion des Ortes handelt und somit einen lokalen Nebensatz einleitet. 

Nun! Was bin ich schuldig? – fragte er; und holte die Groschen, die der Zollwärter verlangte, mühselig unter dem im Winde flatterenden Mantel hervor.

Das Relativpronomen die leitet wieder einen Attributsatz ein und bezieht sich auf das Substantiv Groschen. Da der Hauptsatz noch nicht zu Ende ist, wird der Relativsatz mit paarigem Komma eingegrenzt. 

„Ja, Alter“, setzte er noch hinzu, da dieser: hurtig! Hurtig! murmelte, und über die Witterung fluchte: „wenn der Baum im Walde stehen geblieben wäre, wärs besser gewesen, für mich und Euch“, und damit gab er ihm das Geld und wollte reiten.

Nach dem Ja wird ein Komma gesetzt, da dieses als Ausruf bezeichnet werden kann. Ein Komma nach einem Anführungszeichen verdrängt einen vor ihm stehenden Punkt. Da der Satz nach „Ja, Alter“ weitergeführt wird, benötigt man das Komma, allerdings keinen Punkt o.ä… Ein Komma muss vor dem Wort da stehen, da es in diesem Fall einen kausalen Nebensatz einleitet, dieser ist mit paarigem Kommata eingegrenzt, weil es eine nähere Erläuterung ist, warum er noch hinzufügt(Zusatz). Das Komma vor dem und wird in der Regel nicht mehr gesetzt, es handelt sich also um ein fakultatives Komma. Vor dem Wort wenn muss ein Komma gesetzt werden, da ein finites Verb am Satzende steht und ein einleitendes Wort (wenn à Konjunktion hier: Subjunktor) vorhanden ist. Bei dem Teilsatz für mich und Euch handelt es sich um eine Rechtsherausstellung und benötigt daher das Komma. Da der Satz nach dem Anführungszeichen mit einem und weitergeführt wird, benötigt man das Komma, allerdings keinen Punkt o.ä…    

Er war aber noch kaum unter den Schlagbaum gekommen, als eine neue Stimme schon: halt dort, der Roßkamm! hinter ihm vom Turm erscholl, und er den Burgvogt ein Fenster zuwerfen und zu ihm herabeilen sah.

Vor dem Wort als muss ein Komma gesetzt werden, da ein finites Verb am Satzende steht und ein einleitendes Wort (als à Konjunktion hier: Subjunktor) vorhanden ist. Nach dem Wort dort wird ein Komma gesetzt, da es sich um eine Art Ausruf handelt. Das Komma vor dem und wird in der Regel nicht mehr gesetzt, es handelt sich also um ein fakultatives Komma.

Hallo!

Warum macht das einfach keinen Spaß zu lesen und zu beantworten ?

duck313

Um sich mit den aktuellen Kommaregeln vertraut zu machen, ist die Wahl eines zweihundert Jahre alten Textes KEINE gute Idee… Erstens waren solche Regeln seinerzeit noch gar nicht fixiert, zweitens hatten gleichzeitige Autoren dahingehend unterschiedliche Gewohnheiten, und drittens schwankt die Interpunktion durchaus auch bei den einzelnen Autoren selber.