Hallo Doney,
eine komplexe Frage, deren Antwort mir nicht leicht fällt, und ich nur sagen kann: Es kommt darauf an …
Zu den Details:
- Verlage anschreiben und bei Zustandekommen eines Vertrags zurücklehnen
(Problem: Der überaus geringe Verdienst für den Autor)
- Book-on-Demand und Eigenvertrieb (Problem: Hohe Druckkosten)
Was glaubst Du denn an Deinem Buch verdienen zu können? Wenn es ums Geldmachen geht, dann solltest Du Deine Zeit lieber in andere Projekte stecken. Die Wahrscheinlichkeit, mit Büchern richtig Geld zu machen, ist leider gering.
Bei Deiner Gegenüberstellung solltest Du ein paar Punkte nicht außer Acht lassen:
Der Verlag übernimmt für Dich allerhand: Lektorat, Herstellung, Marketing, Vertrieb, Presse und die gesamte Abrechnung. Ja, das ist wirklich hartes Brot, überhaupt zu einem Verlag zu kommen usw. usf. Wenn Du es aber auf dieser Schiene geschafft hast, kannst Du Dich sofort auf Dein nächstes Werk konzentrieren. Denn nur so verdient man Geld mit Büchern: Schreiben, schreiben, schreiben - bis irgendwann »der große Wurf« gelingt bzw. Du so viele Bücher am Laufen hast, dass Dein Kleinvieh ordentlich Mist macht.
Bitte bedenke, dass Autoren, die bei BoD publiziert haben, es üblicherweise bei »normalen« Verlagen deutlich schwerer haben, ihre Bücher unterzubringen. Da gibt es noch gewisse Animositäten innerhalb der Branche …
Der »geringe Verdienst« beim Verlag ist ja auch eine Art von Bezahlung: Der Verlag legt ordentlich Geld auf den Tisch, um Dein Buch zu produzieren und sich darum zu kümmern. Bei BoD müsstest Du die einzelnen Leistungen, die der Verlag bietet, dazukaufen.
Nehmen wir also an, ich würde mich dazu entschließen, meine
Bücher selbst zu drucken und zu binden:
- Was brauche ich alles?
Das nötige Know-how in allen Bereichen, hauptsächlich: Satz, Weiterverarbeitung. Die Leute kaufen keine schlecht produzierten Bücher.
Bücher wie »Detailtypografie«, »Lesetypografie«, »Erste Hilfe Typografie«, »Erste Hilfe Schrift« u.Ä. solltest Du schon aufmerksam durcharbeiten, um eine gewisse Basis zu bekommen. Das machen normalerweise Buchgestalter und Hersteller (beides Studiengänge, Ausbildungen wie Mediengestalter dauern bis 3 Jahre - nicht ohne Grund).
Ein ordentliches Satzprogramm. Du kommst natürlich auch mit Word aus, aber Du brauchst definitiv mehr Programmwissen als der normale Word-Anwender und das in Kombination mit den Typo-Büchern.
Einen leistungsfähigen Drucker. Die meisten Drucker sind für den Durchsatz nicht geeignet und sterben früh. Außerdem ist der Durchsatz zumeist zu gering: Die Drucker sind einfach zu langsam.
Eine Basisausstattung von Buchbindereimaterial und -zubehör, damit Deine Bindungen auch wirklich was werden. Von dem nötigen Wissen und der handwerklichen Fähigkeit mal ganz abgesehen (auch hier: Buchbinder ist ein Lehrberuf, der 3 Jahre dauert).
Papier in der richtig Laufrichtung.
Viel Platz zum Arbeiten, viel Zeit.
Vieles, was mir in dieser kurzen Zeit noch nicht eingefallen ist. Du möchtest etwas selbst machen, was normalerweise zig verschiedene Firmen nacheinander abarbeiten.
- Taschenbücher bestehen meist aus billigerem, holzhaltigem
Papier. Wo bekommt man solches Papier
Das Problem ist dann eher: Kannst Du es auch bedrucken? Die wenigsten Papiere sind Laser- oder Inkjet-geeignet. Mit dem Offset kann man deutlich mehr Papiersorten bedrucken.
- Was ist mit der Tinte? Wie kann man da sparen?
o) Gar nicht.
- Lohnt sich das ganze im Vergleich zu BoD oder zur Verlagslösung?
Ich denke: Nein. Du wirst sehr viel Zeit brauchen (Know-how aneignen, Fertigkeiten einüben, Material aussuchen, einkaufen, Werkstatt einrichten undundund), überhaupt Dein erstes zu einem vernünftigen Preis verkaufbares Buch selbst produziert zu haben. Und dann hast Du noch kein bisschen Aufwand getrieben, Dein Buch überhaupt zu vermarkten. Wie willst Du das denn anstellen? Buchhandlung um die Ecke? Dem Verlag stehen potenziell alle Buchhandlungen in Deutschland zur Verfügung - sowohl was Lieferbarkeit als auch Marketingaktionen usw. angeht; ferner jede Menge Pressearbeit usw. usf.
Es wird sich nur für kleine Auflagen (Freundeskreis o.Ä.) lohnen, aber nicht für echte Auflagen (2000-x Exemplare).
Der Preis pro produziertem Exemplar sinkt mit steigender Auflagenhöhe dramatisch. Eine Handproduktion von Büchern ist immer sehr teuer! Die Druckerei und Binderei ist auch unendlich viel schneller - nur als Beispiel: Ein Handbuchbinder schafft vielleicht etwa 20 Broschuren pro Tag (inkl. Trockenzeit). Clausen & Bosse (eine »Buchfabrik« im Norden Deutschlands) produziert etwa 1 Mio. Bücher pro Tag!
Ich hoffe, ich konnte Dir kleine Einblicke in den Prozess geben. Es ist alles andere als einfach, ein professionelles (also auch gut verkaufbares) Ergebnis zu erreichen.
Ich rate Dir eher davon ab. Wenn Du wirklich als Autor arbeiten möchtest, dann konzentriere Dich auf das Autorendasein und bezahle eben andere für den Rest. Als Autor besser zu werden und produktiv zu sein, ist schon eine Lebensaufgabe für sich …
Gruß
Tobias
Wie jeder weiß, ist die wohl gängigste Buchform für Romane das
Taschenbuch.
Das würde ich so nicht unbedingt sagen … Auch hier gilt: Es kommt darauf an. Natürlich gibt es viele Taschenbuch-Neuerscheinungen. Der »übliche« Weg ist allerdings zunächst das Hardcover und dann erst das Taschenbuch. Damit ist insgesamt mehr Umsatz möglich, da es auch viele Leute gibt, die sich niemals ein Taschenbuch ins Regal stellen würden, sondern stets nur ein gut gemachtes Hardcover.