Erwachsene motz wie Kleinkind!

Hallo,
ich beschreibe mal mein Problem und hoffe jemand hat einen guten Rat für mich!
Für alle Antworten bedanke ich mich im Vorfeld!

Ich habe eine Bekannte (65 Jahre, w)Diese Bekannte lag eine ganze Zeit im Koma wegen einer Lungenembolie, es sah lange schlecht aus da auch die Ärzte wenig Hoffnung hatten! Doch sie schaffte es und konnte in eine Lungenklinik mit Früh, es dauerte nicht lange und die Lunge hatte sich erholt, keine Beatmung war mehr nötig usw. Jetzt müsste sie nur noch laufen lernen und auf ihre Medikamente richtig eingestellt werden und sie könnte wieder nach hause! Doch Sie verweigert alles! Sie fühlt sich total wohl dabei in ihrem Krankenhaus bett zu liegen und sich bedienen zu lassen! Ich habe so etwas noch nicht erlebt! Sie drangsaliert das ganze Personal, hat kein Schamgefühl mehr, verweigert Krankengymnastik, ErGO, Essen, Medikamente! Sie weigert sich zu sitzen, selbständig auf die Toilette zu gehen! Sie könnte schon zu hause sein aber sie will einfach nicht!Sie verweigert sämtliche Mitarbeit und benimmt sich wie ein kleines motziges Kind, wenn sie nicht bekommt was sie möchte! Am Anfang erzählte sie noch das sie keine Kraft habe um das alles zu schaffen, doch die Krankengymnasten beschweren sich darüber das sie es nicht mal versucht wieder zu laufen! Wenn sie so weiter macht, muss sie in einem Pflegeheim untergebracht werden, und wird ein Pflegefall bleiben! Das Krankenhaus schiebt sie bald ab da sie keinen Grund mehr sehen sie stationär zu behandeln! Ist hier wohl die Psychiatrie anzuraten? Es ist doch nicht normal das ein Mensch es geniest den ganzen Tag im Krankenbett rum zu liegen!

Wie seht ihr das?

Hallo !

Es stellt sich die Frage WARUM die bekannte sich so verhält. Oberflächlich betrachtet vielleicht aus Faulheit, aber das ist ja schwer vorstellbar.

Die Frau hat Schweres durchgemacht. Durchaus vorstellbar, dass die Erkrankung sie traumatisiert hat und sie es nun nicht schafft, diese beängstigenden und schmerzhaften Erlebnisse zu verarbeiten. Wenn sie sich dann überfordert und unverstanden fühlt, könnte das ihr „motziges“ Verweigern erklären. Vielleicht benötigt sie (auch unbebewußt) jetzt einfach noch sehr viel Zuwendung, „Aufgepäppel“, „Betüddelei“. Es wäre zwar medizinisch nicht mehr nötig, aber die körperliche Seite ist halt nicht alles. Vielleicht hat sie nach dem Erlebten unbewußt Angst vor der Entlassung nach Hause.

Das alles sind Spekulationen, aber ich haltes es nicht für abwegig zu denken, dass eine schwere Krankheit die Seele des Menschen (und somit sein Verhalten) „aus der Bahn wirft“.

Ich denke, vielleicht sollte seitens des Krankenhauses mal ein psychologischer Dienst (oder auch Seelsorger falls die Dame irgendwie christlich gläubig ist) eingreifen und Gespräche mit ihr führen.

Vielleicht könnte auch ein „sanfter“ Übergang helfen, z.B. durch eine Anschlussheilbehandlung (kann das Krankenhaus locker verordnen) in einer guten Reha - Einrichtung, vielleicht in guter Umgebung (am Meer, in den Bergen). Dort könnte die Frau sowohl körperlich, als auch seelisch auf die Baaiene kommen, allerdings schon auch mit ihrer Mitarbeit.

Einfach von ihr „nun mach doch“ zu fordern und ihr Verhalten zu beurteilen wird wohl nichts ändern und helfen. Leistungsdruck nützt nichts gegen Angst und Depression.

Gruß !

Wie seht ihr das?

Es ist doch nicht normal

Stimmt, es ist nicht normal, was diese Frau erlebt hat. Denn das, was sie erlebt hat, ist nicht nur eine ungeheure Belastung für den Körper, sondern auch für die Psyche. Nur ist es so, dass oft genug das Umfeld genau diesen Teil nicht sieht. Zum Umfeld gehören nicht nur Angehörige und Bekannte, sondern durchaus auch „Professionell“, d.h. behandelnde Mediziner und Pflege. Die Haltung ist da eher, dass derjenige doch (gefälligst) froh sein soll, dass er / sie noch lebt und sich doch nicht so anstellen soll. Das ist aus beinahe jeder deiner Zeilen rauszulesen.

Was man allerdings auch aus deinen Zeilen rauslesen kann, dass da jemand mit sehr großer Sicherheit ein psychisches Problem hat. Einiges spricht für depressive Symptome bzw. allgemeiner in Richtung Anpassungsstörung, d.h. deine Bekannte hat ein Problem, die Erlebnisse psychisch zu verarbeiten. Dafür spricht:

Doch Sie verweigert alles!
Sie drangsaliert das ganze Personal
Sie weigert sich zu sitzen, selbständig auf die
Toilette zu gehen!
Am Anfang erzählte sie noch das sie
keine Kraft habe um das alles zu schaffen

Gemeint ist damit wohl eher die innere Kraft

Was man allerdings mit sehr großer Wahrscheinlichkeit sagen kann, dass das:

Sie fühlt sich total wohl dabei in ihrem Krankenhaus bett zu

liegen und sich bedienen zu lassen!

… nicht stimmt.

Ist hier wohl die Psychiatrie anzuraten?

Im Zweifel wohl ja bzw. die Richtung. Wobei Psychiatrie hier nicht salopp als „die ist ja bekloppt“ zu verstehen ist, sondern im genannten Sinne, dass da jemand so viel heftiges erlebt hat, dass sie ohne professionelle Unterstützung da nicht rauskommt.

Es ist leider noch so, dass erst langsam dieser Aspekt ins Bewusstsein der verantwortlichen Mediziner rückt. Bspw. im Bereich Onkologie, wo der Part der Psychoonkologie - auch noch ein junger - sich genau mit dieser Problemstellung, allerdings eben nach onkologischen Erkrankungen beschäftigt. Nicht jede Fachabteilung, in der es zu solch extremen Situationen kommt, hat Psychotherapeutische Unterstützung „im Programm“.

Du schreibst, dass dies eine Bekannte ist. Von der Nähe zu ihr hängt wohl ab, wie aktiv du eingreifen kannst und / oder möchtest. Helfen tust du ihr in jedem Fall, in dem du deine Wahrnehmungen anders einordnest. Nicht als Böswille, Undankbarkeit, Aggression - sondern als Überforderung nach extremer Belastung.

Hallo,

google mal nach „Durchgangssyndrom“.

GrussGDA