Hilft die Krankenkasse bei der Arztsuche

Guten Tag,
ich bin seit über 20 Jahren (Selbstständigkeit) privat krankenversichert und nun aufgrund verschiedener Erkrankungen erwerbsunfähig und schwerbehindert. So bin ich nun seit 2010 im Basistarif der PKV versichert. Dieser Tarif orientiert sich an den Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen, ist jedoch für den Patienten mit vielen Schwierigkeiten verbunden, da er in den Apotheken bei Rezepten in Vorleistung treten muss und gegebenenfalls auch bei den Ärzten das Honorar vor der Erstattung der Kasse begleichen muss, ohne sicher zu sein, dass die Leistungen auch wirklich übernommen werden.
Das eigentliche Problem jedoch sind die Arzttermine selbst. Die Ärzte beklagen sich, dass die Vergütungen noch weit unter denen von den gesetzlichen Kassen liegen und verweigern daher dann oft eine Terminvergabe, es sei denn, es handelt sich um eine lebensbedrohliche Situation, die zur Behandlung führt.
Aufgrund einer genesenden Krebserkrankung nebst regelmäßiger Nachsorge und einer chronischen Immunschwäche bin ich jedoch häufig auf Praxen angewiesen, die nicht zu den Stammärzten zählen und erlebe hierbei zum Teil Situationen, die man vielleicht sogar als schikanös bezeichnen könnte.
Frage:
Wenn nun also der Patient nicht vorankommt und gleichzeitig aber auch am Leben hängt,- kann er dann von der Krankenkasse (egal ob gesetzlich oder privat) verlangen, bei der Arztsuche und einer Terminvergabe behilflich zu sein?
Ich freue mich auf Eure Antwort und verbleibe mit einem ganz lieben Gruß
Tutein

Also mein Onkel ist zwar bei der AOK aber die hat für ihn auch einen Augenarzttermin besorgt, da er keinen bekommen hat. Aber mal ehrlich das ist ja schon ein Fall für die Zeitung. Es kann doch nicht sein, das ein krebserkrankter wenn auch in Heilung keine Termine bekommt wegen seiner Krankenkasse. Ich drück dir die Daumen. Ruf einfach bei deiner Krankenkasse an und frage nach.

Ich habe bei entsprechender Nachfrage den Leuten immer empfohlen, die PKV zu meiden und sich nach Möglichkeit in der GKV versichern zu lassen.
Die PKV ist nur gut für Leute, die jung und gesund sind (=geringes Risiko). Als Zusatzversicherung mag’s ja hingehen, etwa für Krankenhausaufenthalte.

über 20 Jahren (Selbstständigkeit) privat
krankenversichert und nun aufgrund verschiedener Erkrankungen
erwerbsunfähig und schwerbehindert. So bin ich nun seit 2010
im Basistarif der PKV versichert.

Das eigentliche Problem jedoch sind die Arzttermine selbst.
Die Ärzte beklagen sich, dass die Vergütungen noch weit unter
denen von den gesetzlichen Kassen liegen und verweigern daher
dann oft eine Terminvergabe,

Richtig, schauen Sie Sich mal an, was der Doktor so kriegt, wenn er sich auf diesen Basissatz einläßt. Eim Klempner würde sich dafür noch nicht einmal die Schuhe anziehen.

Für den Arzt handelt es sich ein Geschäft mit roten Zahlen, und was das bedeutet, können Sie Sich ja selbst gut vorstellen.

Frage:
Wenn nun also der Patient nicht vorankommt und gleichzeitig
aber auch am Leben hängt,- kann er dann von der Krankenkasse
(egal ob gesetzlich oder privat) verlangen, bei der Arztsuche
und einer Terminvergabe behilflich zu sein?

Verlangen kann man alles, aber ob man’s kriegt, ist eine andere Frage.Krankenkassen vergeben übrigens keine Arzttermine.

Ich habe nur einen Rat: Versuchen Sie, bei der GKV unterzuschlüpfen.

Hallo,

Richtig, schauen Sie Sich mal an, was der Doktor so kriegt, wenn er sich auf diesen Basissatz einläßt. Eim Klempner würde sich dafür noch nicht einmal die Schuhe anziehen.

Für den Arzt handelt es sich ein Geschäft mit roten Zahlen, und was das bedeutet, können Sie Sich ja selbst gut vorstellen.:
Heißt das, dass du dieses Verhalten für richtig hältst?
Der Patient selbst kann ja gar nichts dafür, wie die Ärzte honoriert werden und es mag vielleicht zu „romantisch“ klingen, aber sollten Ärzte allein vom Ethos her nicht auch das Wohl des Patienten im Auge haben?

Gruß
Shannon

Hallo Priamos1,

Ich habe nur einen Rat: Versuchen Sie, bei der GKV
unterzuschlüpfen.

wie, bitte, soll er das tun? Gibt es eine solche Möglichkeit überhaupt? Als alter Privatversicherter stellt man sich angesichts des horrenden Prämien diese Frage des öfteren, zumal da die angeblichen Vorteile des Privatpatienten häufig fragwürdig sind.

Gruß
Montanus

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drum prüfe, wer sich ewig bindet
Hallo,
das soll kein Sarkasmus sein, aber zum denken anregen. Wenn ich in jungen Jahren eine Entscheidung treffe, die davon ausgeht, dass man doch auf Dauer ziemlich gesund bleibt, dann muss man die Suppe schlimmstenfalls selber auslöffeln, auch wenns nur der Unwissenheit geschuldet ist. Auch ich bin privat versichert und habe eine Berufsunfähigkeitsversicherung mit dem Kommentar abgeschmettert „ICH werde nicht berufsunfähig“ Pech, wenn ich Unrecht haben sollte. Aber dann bin ich „selber schuld“.
Trotzdem kann man die Versicherung bitten, nachzuhelfen. Früher konnte man in die GKV gehen, wenn man angestellte Arbeit unter der Bemessungsgrenze annahm. Vielleicht ist Ihnen das möglich? Muss ja nur für kurze Zeit sein. Sicher nicht ganz fair dem Sozialsystem gegenüber, aber fürs Individuum hilfreich.
Vom Arzt zu verlangen, dass er für die Behandlung, also seine Arbeit, auch noch sein eigenes Geld einsetzt (wie weiter unten suggeriert), statt zu verdienen, ist sicher mutig. Wüßte auf die schnelle keinen Berufszweig, dem man sowas anträgt. Schlüsseldienst? Autowerkstatt? Maler? Leider wurde der Appell an das Berufsethos seitens der Krankenhausverwaltungen in den 90ern so brutal mißbraucht, dass wir die Ärzte gegen das Argument auch immun bekommen haben.

pp

Hallo,
Ihnen allen für die bisherigen Antworten und zum Teil lieb gemeinten Ratschlägen einen herzlichen Dank.
Da ich aber bei der einen oder anderen Antwort auch etwas Kritik erkenne, dass man sich privat krankenversichert und später dann anfängt sich zu beklagen, möchte ich nochmals kurz Stellung nehmen, da es den meisten Selbstständigen, die einen Zeitungskiosk, einen kleinen Handwerksbetrieb mit einem oder zwei Beschäftigten oder den berühmten Ich-AGs, ähnlich geht.
Vor weit über 20 Jahren machte ich mich selbstständig mit je nach Jahreszeit 4-7 festangestellten Mitarbeitern, welchen ich den jeweiligen Arbeitgeberanteil der Krankenkassen finanzierte, wie es sich im geregelten Ablauf auch gehörte. Alle gesetzlichen Krankenkassen ermöglichten einem Selbstständigen eine freie Mitgliedschaft, welche schon damals beim vier bis fünffachen Satz einer privaten Krankenversicherung lag, so dass der Eintritt in die freiwillige Versicherung der GKV (gesetzlichen Kassen), für mich wie auch für die meisten Selbstständigen oder Freiberufler nicht finanzierbar war. Dies war im Übrigen schon in den Achtzigern ein politisches Thema, welches allen regierenden Parteien bekannt war und von sämtlichen Gesundheitsministerien (damals Rita Süssmuth1985-1988 bis Andrea Fischer 1998-2001) nicht reguliert worden ist.
Der Basistarif wurde letztendlich von Ulla Schmidt (2001-2009) ins Leben gerufen, um angeblich gerade den wenig verdienenden Privatversicherten die Möglichkeit einer Krankenversicherung im hohen Alter und bei Krankheit zu ermöglichen. Dass dieser Tarif nicht durchdacht ist und die Patientinnen und Patienten von der Kasse selbst gemoppt werden und von vielen Ärzten nicht behandelt werden, obgleich eine Behandlungspflicht im Basistarif besteht, interessiert niemanden und es entstehen unwürdige Situationen.

Abschließend rate ich hier auch jedem jungen Menschen auf eine Selbstständigkeit zu verzichten, wenn nicht der weitere Lebensverlauf durch das Erbe von Oma und Opa abgesichert ist. Eine private Krankenversicherung erhöht bei schweren Erkrankungen (Krebs, Aids, Multiple Sklerose usw.) im jeweils kommenden Versicherungsjahr die Beiträge so gewaltig, dass bereits nach fünf Jahren eine Verdoppelung des monatlichen Beitrages entsteht.

Guter Letzt erlaube ich mir noch darauf hinzuweisen, dass die wenigsten Selbstständigen, abgesehen von einer notwendigen Krankentagegeldversicherung, wahlweise Zusatztarife wie Chefarztbehandlung oder Zweibettzimmer in Ihrem Vertrag als Bestandteil haben.

Gruß an alle
Tutein

Ich habe nur einen Rat: Versuchen Sie, bei der GKV
unterzuschlüpfen.

wie, bitte, soll er das tun? Gibt es eine solche Möglichkeit
überhaupt? Als alter Privatversicherter stellt man sich
angesichts des horrenden Prämien diese Frage des öfteren,
zumal da die angeblichen Vorteile des Privatpatienten häufig
fragwürdig sind.

Wie wahr!
Allerdings gibt es da eine gesetzliche Regelung, nach welcher jeder krankenversichert sein muß (seit etwa 6 oder 7 Jahren). Ich denke, ein Gespräch würde sich lohnen

Heißt das, dass du dieses Verhalten für richtig hältst?
Der Patient selbst kann ja gar nichts dafür, wie die Ärzte
honoriert werden und es mag vielleicht zu „romantisch“
klingen, aber sollten Ärzte allein vom Ethos her nicht auch
das Wohl des Patienten im Auge haben?

Ich werde an jenem Tage zustimmen, wenn man als Arzt vom Bäcker seine Brötchen „aus ethischen Gründen“ billiger kriegt.

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Den Satz merk ich mir!
Hallo Primus,
Den Satz werde ich ins Repertoire meiner Standardantworten auf Standardfragen aufnehmen. Herzlichsten Dank und *

pp

er ist ja Basis versichert owt
.

Gut geschrieben
Hallo Tutein,
diesen Beitrag sollte man einrahmen und öffentlich aushängen. Macht er doch klar, dass unsere auf vollständige Absicherung fixierte deutsche Gesellschaft eben doch ihre Nischen hat, in denen man auf eigenes Risiko geht. Dessen sollte man sich unbedingt bewußt sein. Ob es das eigene Handeln beeinflusst, ist was anderes. Was soll man denn als Selbständiger machen, wenns für die freiwilligen GKV-Beiträge nicht reicht? Nur Hoffen auf Gesundheit bleibt einem.
Meine Frage dennoch: Kann man in die GKV wie von mir beschrieben zurück mit geringfügiger angestellter Tätigkeit oder ist das seit Basistarif PKV auch nicht mehr möglich? Im Jahr 2003 ging das noch (in meinem Erziehungsurlaub, in dem ich sonst auch voll PKV hätte zahlen müssen.
Sonstige Ansprechpartner für das Problem wären für mich Selbsthilfegruppen, manche haben guten Kontakt zu den Fachärzten. Und der persönliche Kontakt hat noch manches Problem lösen können. Vielleicht sogar selbst in so ner Gruppe engagieren, würde das gehen?

pp

Sorry, aber von der PKV wirst Du da keine Hilfe bekommen. Der Grund ist nicht mal, das sie es nicht wollten, sie dürfen es einfach nicht.

Grund sind hier kartellrechtliche Gründe (ach, wär das schön für unsereins, Patienten so steuern zu können), aber man darf halt keinen empfehlen, sonst kommt gleich der neidige Nachbararzt gegenüber und verklagt einen.

Das mag in der GKV anders sein, denn da hat der Arzt auch einen Vertrag mit den Krankenkassen (seine Kassen-Zulassung). In der PKV gibt es zwischen Arzt und Versicherer gar keine Beziehung. Nur Du machst einen Vertrag mit den Ärzten und einen anderen mit der PKV. Also muss man da sich selber drum kümmern.

Allerdings ist das Problem bekannt. Ob sich mit der neuen Gebührenordnung („Öffnungsklausel“) da was ändert, ist aber noch bei weitem nicht raus. Da sträubt sich die Ärzteschaft vehement dagegen.

Schöne Grüße, Bernhard