Hoher Blutzuckerwert am Morgen

Lieber Experte, liebe Expertin
Ich bin seit 20 Jahren Diabetiker, seit 10 Jahren mit intensivierter Insulintherapie. Seit 2 Jahren bin ich pensioniert. Ich spritze am Morgen (gegen 7:00 Uhr) 19 Einheiten Lantus. Während des Tages zu den Mahlzeiten entsprechend der Nahrung Humalog.

Mein Hba1 pendelt seit Jahren zwischen 6,3 - 6,6. Seit 1 1/2 Jahren habe ich morgens nüchtern einen relativ hohen Blutzuckerwert (zwischen 150 - 190 ) Ich habe seit dem sehr viel versucht (auch nach Rücksprache mit meinem Diabetologen), aber ohne Erfolg.

  • Umstellung von Lantus von Morgens auf Abends (wieder geändert, da das meinem Rhythmus besser bekommt);

  • höhere Dosis Lantus (bis 23 Einheiten), wenig Erfolg dafür aber mehrmals Unterzuckerung während des Tages;

  • vor dem Zubettgehen (gegen 24:00 Uhr) gemessen und ab Wert von 150, je nach Höhe, zwischen 6-9 Einheiten Humalog gespritzt (ohne etwas zu Essen) dabei ist mir nicht ganz wohl aus Angst vor einer möglichen Unterzuckerung während des Schlafens. Ist aber noch nicht passiert.
    Der Wert ist dann morgens nicht mehr erhöht aber auch nicht niedriger als vor dem Zubettgehen;

  • der Wert scheint gegen 3:00 - 6:00 Uhr anzusteigen

Was sollte ich noch versuchen oder sollte ich damit leben?

MfG Hermann

Hallo Hermann,

Mein Hba1 pendelt seit Jahren zwischen 6,3 - 6,6.

Nach den aktuellen Empfehlungen darf dein HBa1C im Bereich von 7-8 liegen.
In unserer Altersklasse ist die Vorbeugung gegen Folgeschäden, welche erst in 30 oder mehr Jahre auftreten können, nicht mehr so wichtig, da wir sie nicht mehr erleben werden.
Es hat sich gezeigt, dass ein höherer HBa1C weniger schädlich ist, als Unterzuckerung.

  • der Wert scheint gegen 3:00 - 6:00 Uhr anzusteigen

Was sollte ich noch versuchen oder sollte ich damit leben?

Typischerweise so 6-8 Stunden nach dem letzten Essen fängt die Leber an Zucker auszuschütten, dies ist meistens der Grund, wieso man Morgens einen hohen BZ hat. Also vor dem Schlafen noch ein paar Vollkorn-Biskuits knabbern, kann deshalb helfen.

Seit 1 1/2 Jahren habe ich morgens nüchtern einen relativ hohen Blutzuckerwert
(zwischen 150 - 190 ) Ich habe seit dem sehr viel versucht (auch nach Rücksprache mit
meinem Diabetologen), aber ohne Erfolg.

Der Körper selbst und der Hormonhaushalt verändern sich dauernd. Das sieht man auch im BZ wieder.
Bei mir macht das manchmal grundlos Sprünge von einem Tag zum Anderen. Ersichtliche Gründe sind z-B. Erkältungen und Medikamentenumstellungen. Die ganze Bandbreite bei der Insulindosierung liegt etwa bei einem Faktor 2, es ist schon vorgekommen, dass ich die Dosierung von einem Tag zum anderen um den Faktor 1.5 anpassen musste. :frowning:

Mein Leber funktioniert irgendwie etwas anders, der sind die 6-8 Stunden gal. Meine bevorzugt feste Zeiten, so um 17 Uhr.
Die bringt es dann fertig, den BZ innerhalb einer Stunde um bis zu 6 mmol/l ( 110 mg/dl) zu erhöhen. Gegenspritzen ist dann aber gefährlich, da die Leber dann einige Sunden später den Zucker ebenso schnell wieder einsammelt.

Allerdings hilft die Leber auch bei Unterzuckerung im Schlaf, bevor der BZ zu Tief wird, schüttet sie dann Zucker aus.

MfG Peter(TOO)

Hallo Hermann,

Wie stets in solchen Fällen muss ich zunächst darauf hinweisen, dass es mir nicht gestattet ist Ferndiagnosen zu stellen oder Behandlungsvorschläge zu unterbreiten. Deshalb kann ich hier nur allgemein antworten.
HbA1c:
Hier hat Peter (TOO) schon eine gute Antwort gegeben. Es ist in der Tat so, dass jüngere Studien aufgezeigt haben, dass bei älteren Diabetikern der HbA1c nicht zu tief sein sollte. Werte von 7,0 - 7,5 % wären in Deiner Alterskategorie in Ordnung. Unterzuckerungen sollten vermieden werden.
Hoher Nüchternwert:
Unter diesem sog. Dämmerungsphänomen haben vor allem Typ 1-Diabetiker zu leiden. Hier muss man ausprobieren, ob man durch andere Spritzzeiten des basalen Insulins einen besseren Effekt sehen kann. Man muss versuchen, das Wirkungsmaximum des Insulins da zu haben, wo der nächtliche Blutzucker-Anstieg erfolgt. Das kann manchmal zu „komischen“ Spritzzeiten führen, die auf den ersten Blick verwirrend erscheinen. Hier kann ich nur empfehlen, zusammen mit Deinem Diabetologen und einigen engfristigen nächtlichen Blutzucker-Messungen Klarheit zu schaffen und zu probieren. Vielleicht hat Dein Diabetologe auch die Möglichkeit für einige Tage eine kontinuierliche Glukosemessung (CMG) mit einem Sensor auszuprobieren. Das ergibt natürlich durch die Vielzahl der Messwerte ein viel besseres Bild.
Deine Überlegungen  mit dem Spritzen vor dem Schlafengehen sind schon völlig richtig, auch das darauf achten, keine Unterzuckerungen zu provozieren. Werte um die 150 mg/dL in der Nacht gehen in Ordnung (siehe Anmerkungen ganz oben)! 
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Andreas Müller

Hallo Peter,
vielen Dank. Das hilft mir schon weiter (im Sinne von „ruhig bleiben“ und nichts übereilen.

MfG
Hermann

Sehr geehrter Herr Dr. Müller,
auch Ihre Antwort hilft mir bei meinen Überlegungen weiter.

MfG
Hermann

Hallo Hermann,

vielen Dank. Das hilft mir schon weiter (im Sinne von „ruhig
bleiben“ und nichts übereilen.

Hier gibt’s jede menge Leute mit unsern Problemen:
http://www.diabetesclub.ch/

Musst halt von mmol/l in mg/dl umrechnen. Deutschland verwendet noch die alten Einheiten

MfG Peter(TOO)