Mehr Tote durch Selbstmord als durch Verkehrsunfal

Hallo zusammen,

ich habe gerade die Nachrichten geschaut und die Meldung gehört, dass es 2003 mehr Tote durch Selbstmord als durch Verkehrsunfälle gab. Aber: Bin ich die Einzige, die findet, dass das gut ist oder zumindest überhaupt keine Aussagekraft hat?

Im Bericht wurde das so dargestellt, als ob das ein großes Drama wäre. Aber es kommt doch auf die jeweilige Zahl an, darauf, dass diese möglichst gering ist. Und ich finde es immer noch besser, wenn mehr Menschen durch FREIEN WILLEN sterben als teilweise UNVERSCHULDET in einem Verkehrsunfall.

Was denkt Ihr darüber?

Angela

Hallo!

Ein - wie ich finde - schlauer Mensch hat mal gesagt: „Selbstmord ist
eine permanente Lösung für ein temporäres Problem.“

Der Vergleich mit Autounfällen ist in der Tat sinnlos weil beides
nicht viel miteinander zu tun hat.

Tschüss

Matthias

Hi,
inwiefern sind Suizide weniger vermeidbar als Verkehrsunfälle?

Wie z.b.sehr unterschiedliche Suizidraten in verschiedenen Ländern zeigen, ist dies z.b. deutlich abhängig von den sozialen Verhältnissen, dem Zugang zu medizinische und psychologischer Betreuuung usw.

Wenn man diese Verhältnisse als gottgegeben hinnimmt, kann man die Suzidrate natürlich nicht beeinflussen.

Ers mal so viel Geld in die Suizidprävention wie in die Verkehrssicherheit investieren, dann kann man darüber reden.

A.

Hi,

bedingt durch bessere (Notfall)medizinische Versorgung und Sicherheitstechnik seitens der Fahrzeughersteller sterben heutzutage viel weniger Menschen auf der Straße als vor zwei, drei Jahrzehnten (Dafür gibt’s dann aber auch mehr Verletzte).

Die Suizidantenfraktion andererseits ist von diesem technischen Fortschritt zumindest nicht direkt betroffen.

Noch ein Grund, warum’s nicht vergleichbar ist.

Grüße, Simon

Hallo Angela,

Und ich finde es
immer noch besser, wenn mehr Menschen durch FREIEN WILLEN
sterben als teilweise UNVERSCHULDET in einem Verkehrsunfall.

wenn die Leute durch freien Willen sterben würden. Es ist aber so, dass Depression zum Teil eine ähnlich aggressive Krankheit wie Krebs ist und von einem freien Willen kaum gesprochen werden kann. Wenn ich an die Mutter einer Freundin denke, die 17 Jahre lang schwerst depressiv war und im letzten Jahr aus dem Fenster gesprungen ist, dann sehe ich da nicht wirklich eine freie Entscheidung, sondern eher ein elendes Dahinsiechen und den Tod als „Erlösung“ dieser langen Quälerei.

Auch bei der Gruppe von Leuten, die unfähig sind, mit ihren Konflikten und Krisen konstruktiv umzugehen und einfach nur noch die Lösung sehen, sich umzubringen, würde ich ungern vom freien Willen sprechen. Es gibt reichlich Leute, die es nicht gelernt haben, Konflikte zu bearbeiten und die einfach kein Handwerkszeug besitzen, die Probleme des Lebens zu handeln.

Liebe Grüße
Burkhard

Hallo,

kleine Ergänzung zur Selbstmordrate. Vor 25 Jahren war ich längere Zeit in den USA. Damals grub ich mal in Statistiken: Mordrate USA / D: 10-fach, Selbstmordrate in den USA nur die Hälfte wie in D. Ich gehe davon aus, dass sich das bis heute nicht nennenswert verändert hat. Ich konnte mir schon damals keinen richtigen Reim drauf machen, außer dem, dass die Deutschen - wir erleben es ja gerade wieder - unzufriedener mit sich sind, mehr über sich klagen.
Verkehrstote: Damals waren die Zahlen etwa vergleicbar, fallen aber wegen der erheblich größeren Autodichte und km-Leistung wohl doch günstiger für die USA aus.

Gruß, Stucki

Hi,

hab diese meldung leider nicht im o-ton gehört. Klingt für mich aber schwer nach dieser typischen statistikverzerrung…
Alà „Raucher sterebn in 30% der fälle… Nichtraucher sterben in 100% der fälle.“:wink:
Statistik is was wunderbares. Du kannst anhand EINER datenbasis 10 und mehr völlig gegensätzliche aussagen bilden…

LG Alex:smile:

Hallo,

ich kann Dir da teilweise recht geben. Vielleicht einigen wir uns darauf, dass man bei Selbstmord keinen anderen physisch verletzt oder tötet während das bei einem Verkehrsunfall der Fall sein kann.

Liebe Grüße,
Angela

Stimme Dir zu, aber erstens ist die absolute zahl nicht so klein und zweitens ist es fraglich, ob zB Depressive Leute aus freiem Willen im Sinne im vollbesitz Ihrer geistigen Kräfte sich zum Suizid entschliessen. Depressive sind übrigens die grösset gruppe der selbstmörder. (Ähnliches gilt übrigens auch für Affekthandlungen. Mord im Affekt ist kein Mord, sondern maximal Totschlag, wegen bverminderter Zurechungsfähigkeit. Und selbstmord ist ja auch Mord, oder?

Gruss
beat

Hi Stucki,

Verkehrstote: Damals waren die Zahlen etwa vergleicbar, fallen
aber wegen der erheblich größeren Autodichte und km-Leistung
wohl doch günstiger für die USA aus.

Kann sein, dass ich Deine Aussage falsch verstehe. Aber bei uns ist die Zahl der Verkehrstoten in den vergangenen 25 Jahren massiv und kontinuierlich gesunken. Für die USA weiß ich dies nicht. In der BRD haben Gurtpflicht und Kopfstützen sehr zu diesem Absinken beigetragen.

Liebe Grüße
Burkhard

Hallo Angela,

dass man bei Selbstmord keinen anderen physisch verletzt oder tötet während das bei einem Verkehrsunfall der Fall sein kann.

Doch, wenn zum Beispiel der Selbstmörder mit seinem Auto auf die verkehrte Seite der Autobahn fährt.
Oder von einer Brücke springt, wenn gerade ein Auto durchfährt.
Von dem Schock, den ein eisenbahner erleidet, wenn jemand plötzlich vor die Schjienen springt, will ich gar nicht sprechen.

Viele Grüße
M.

Und ich finde es

immer noch besser, wenn mehr Menschen durch FREIEN WILLEN
sterben als teilweise UNVERSCHULDET in einem Verkehrsunfall.

Was denkt Ihr darüber?

Hallo,

das mit dem FREIEN WILLEN und dem UNVERSCHULDET ist eine fragliche Geschichte.
FW
Ich habe noch keinen Menschen getroffen, von ihm gehört oder gelesen, der einfach so aus lauter Jux und Dollerei aus dem Leben geschieden ist. Da sind immer Hintergründe. Allerdings ist Voraussetzung, hinzusehen. - Das ist jetzt natürlich allenfalls sehr kurz das Thema gestreift und von daher etwas platt ausgedrückt.
U
Es ist zumindest eine Definitionsfrage. Ich erinnere da einen schweren Verkehrsunfall, der vor der Reha erst mal davon überzeugt werden musste, dass er durchaus das Recht hatte, sich zu dieser Zeit an diesem Ort in dieser Form zu befinden. - Auch sehr kurz gegriffen.
Insgesamt
ist es natürlich bedeutend einfacher zu sehen, wenn materieller Schaden durch materielle Einflüsse behoben werden kann. Allerdings möchte ich mich schon von einer Maschine unterscheiden. Also nicht nur aus Materie bestehen oder darüber definiert werden. Der nichtmaterielle Teil des Lebens ist vielleicht der wesentlichere. Zumindest für mich.
Und
es hört sich so an,als wenn so ein Selbstmörder ja sonst niemand was tut. Das möchte ich stark in Frage stellen.

Gruß
R

Hallo,

ich kann allen Euren Antworten etwas abgewinnen. Aber ich denke da zum Beispiel auch an Leute, die hohe Schulden haben und sich deshalb umbringen (ich kenne so einen Fall). Da hat dann jemand aus freiem Willen Schulden gemacht und sich aus freiem Willen eben nicht dazu entschieden, die Verantwortung dafür zu tragen oder um Hilfe zu bitten.

Ich glaube, daß jeder Mensch in der Lage ist, Entscheidungen zu treffen. Ich glaubt auch, daß depressive Menschen Phasen haben, in denen sie sich Hilfe (in welcher Form immer) holen könnten. Wenn sie das nicht tun, sehe ich den Selbstmord aus freiem Willen heraus verübt. Ansonsten kann man freilich darüber streiten.

Und damit Mißverständnisse ausgeschlossen sind: Ich gebe niemandem Schuld daran, wenn er Selbstmord verübt oder wenn er es versucht. Und es gibt viele Gründe für Selbstmord, die ich irgendwie verstehen kann. Aber ich finde auch, daß es nicht unbedingt eine Entscheidung für etwas „Böses“ ist. Es gibt mehrere Wege ein Problem zu lösen und dann muß man sich eben für eine entscheiden und keiner hat das Recht, ihm diese Entscheidung abzusprechen oder ihn für dumm oder „nicht normal“ zu halten.

Liebe Grüße,
Angela

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