Taubheitsgefühle, Sehstörung etc.Was kann es sein?

Gesundheit Medizin
#1

Hallo,
ich habe seit Ende April verschiedene Symptome, die immer wieder auftreten:

  • Kribbeln und gelegentlich Taubheit in den Extremitäten (fing mit einem Finger der linken Hand an, mittlerweile ist es in allen Fingern an beiden Händen sowie in den Zehspitzen und in der Hacke, kommt und geht in unregelmäßigen Abständen, auch nachts)
  • zwei mal eine Sehstörung (einmal in Form von Flimmern auf dem linken Auge, ca. 5-10 Minuten - es kam und ging recht plötzlich; ein anderes Mal bin ich morgens aufgewacht und beim Öffnen der Augen ruckte das Bild, was ich gesehen habe, kurz nach unten, ähnlich wie im Kino manchmal, das habe ich ca. 4xhintereinander gemacht)
  • Ringfinger der linken Hand (nur das erste Fingerglied) schnappt etwas hoch (oft direkt nach dem Aufstehen wenn ich die Faust langsam öffne)
  • seit ca. 10 Tagen habe ich andauernd Druck auf den Ohren (es knackt andauernd, wenn ich z.B. schlucke), gelegentlich wird er (vor allem rechts) plötzlich stärker, hatte auch schon kurzzeitiges Pfeiffen (ca. 5 Minuten lang, das Ohr ging dabei zu)
  • Schwindel (evtl. von den Ohren her?), Druck im ganzen Kopf, besonders auf den Augen, als wenn ich zu lange am PC gearbeitet hätte
  • (ich weiß nicht, ob es irgend etwas damit zu tun hat aber) seit ca. 3 Wochen bekomme ich sehr schnell fettige Haare und mein Gesicht fühlt sich auch schnell fettig an (habe sonst eher Probleme mit zu trockener Haut)

Im Krankenhaus wurde ein Vitamin B12 Mangel festgestellt, bekomme seitdem Spritzen, erst ging das Kribbeln für ca. 10 Tage weg, kam aber wieder, als ich wieder einige Tage zu Hause war. Multiple Sklerose stand auch im Raum, konnte aber weder nachgewiesen noch komplett ausgeschlossen werden. Ärzte meinten, eskönnte ein erster Schubgewesen sein und ich solle wiederkommen, wenn die Symptome wieder auftreten.
Folgende Untersuchungen wurden bisher gemacht:
Blutbild (alles unauffällig außer dass ich eine kompensierte Schilddrüsenunterfunktion habe)
elektrophysiologische Untersuchung(rechts monokulär leicht verzögerte VEP)
MRT vom Kopf (einzelne, unspezifische Marklagerläsionen) und Halswirbelsäule
Lumbalpunktion
EKG

Alles soweit unauffällig.
Zu meiner Person: Ich bin 27 Jahre alt, sehr schlank und habe keine Erkrankungen. Erhöhten Stress oder andere Belastungen hatte ich in letzter Zeit nicht.

Nun meine Fragen:
1.) Seit ca. 3 Wochen bin ich aus dem Krankenhaus raus, seit ca. 2 Wochen ging es mit dem Kribbeln wieder los - Macht es Sinn, jetzt schon wieder die ganzen Untersuchungen machen zu lassen oder wäre das noch zu früh, um MS nachzuweisen? Oder soll ich erst zu einem niedergelassenen Neurologen gehen?
2.) Kann mann MS auch nachweisen, wenn gerade kein akuter Schub da ist?
3.) Was könnte es sonst sein? (evtl. Durchblutungsstörungen oder andere neurologische Erkrankungen?)

Da mich das Ganze nun mittlerweile sehr mitnimmt und leider auch mein alltägliches Leben beeinträchtigt, wäre ich für Ratschläge sehr dankbar.

#2

Hallo lohfink.

zunächst mal möchte ich dir schreibe, dass du mein Mitgefühl. Die völlige Unsicherheit und die Angst schwer erkrankt zu sein ist grausam.

Zu Frage 2 kann ich was schreiben:

2.) Kann mann MS auch nachweisen, wenn gerade kein akuter
Schub da ist?

Im MRT lassen sich durch die entsprechende Gewichtung unterscheiden, ob es sich um eine „alte“ Läsion oder eine akute Entzündung handelt.

Neben dem VEP gibt es gibt es andere Verfahren, welche die Leitfähigkeit der Nerven messen. Es gibt:

  • MEP (Magnetisch evozierte Potenziale)
  • SEP (Somatosensibel evozierte Potenziale)

Zu Frage 1:
Gehe auf jeden Fall zum Neurologen!
Die Symptome und damit die Erkranung ist noch da.
Gegbenenfalls muss du zu unterschiedlichen Ärzten gehen, bis eine abschließende Diagnose gestellt wird.

Gruß
Carlos

#3

Hallo,
soweit ich sehe, gibt es bei Dir vier auffällige Befunde (i. Labor + Untersuchungen) - im MRT des Gehirns vereinzelte Marklagerläsionen, in den VEP einseitige Latenzverzögerung und bei den Blutwerten Hinweise auf Schilddrüsenunterfunktion sowie die Vitamin-B12-Störung.

Leider sagt eine einseitige VEP-Latentverzögerung nicht so viel aus, auch wenn man einen augenärztlichen Befund hätte, der anderweitige Ursachen ausschließt. Je nach Kurvenverlauf (falls unauffälliger Augenarztbefund) eine frischere ODER ältere Neuritis?
Die Marklagerläsionen können etwas bedeuten, müssen aber nicht, und es fehlen Hinweise auf ihre Aktualität(in dem von Dir zitierten Befund).
Inwieweit die Schilddrüsenstörung für Deine Beschwerden Bedeutung hat, weiß ich nicht, warst Du damit beim Endokrinologen? Falls nicht, geh unbedingt zu einem, die Schilddrüse ist von großer Bedeutung für Hirnfunktionen. Dein „fettiges“ Gesicht brächte ich dort auch zur Sprache, da so etwas auf Nebennierenrinde hinweisen KÖNNTE.

Was die Vitamin-B12-Störung angeht: entgegen unser aller Überzeugung wissen wir tatsächlich längst nicht genug über die Vitamine - auch nicht über das fürs Nervensystem zentral wichtige B12. Bist Du damit jetzt in ständiger Kontrolle und Behandlung? Das B12und sein Mangel sind ein weitaus bedeutungsvolleres Thema als es vielen Ärzten bewußt ist! Nur daß das Blutbild in Ordnung ist, bedeutet oft noch keineswegs, daß der Mangel sicher behoben ist. Und für die Zukunft bedeutet ein früher festgestellter B12-Mangel: zuverlässige Versorgung damit und Kontrollen.

Alles in allem führen die Befunde, die Du nennst, erst einmal nicht weiter. So dürfte es auch Deinem Arzt gehen, vermutlich?

Carlos weist auf weitere Untersuchungsmöglichkeiten hin, aber die Ergebnisse z.B. der somatosensorisch evozierten Potentiale zeigen meist keine überzeugend beweiskräftigen Ergebnisse (eher können sie vorhandene Verdachtsdiagnosen bekräftigen oder entkräften).

Vielleicht führte es weiter, die anderen bei Dir durchgeführten Untersuchungen zu überdenken.
Was genau wurde bei der Liquoruntersuchung untersucht? Da gäbe es ziemlich viele Fahndungsmöglichkeiten! Schon primär: Hinweise auf hirneigene Entzündungsprozesse, ganz generell? Auch wegen der Marklagerdefekte von Interesse. Falls ja, welche Antikörperuntersuchungen wären sinnvoll, welche wurden durchgeführt? Welche sinnvoll wären, das hinge (u.a.) auch von Deiner Krankheitsvorgeschichte ab (Zeckenbisse, schwere Grippeinfekte,Herpes, anderweitige Infektionen usw.). Sollte nochmal der Liquor untersucht werden, versuch, das in einer Klinik machen zu lassen, wo auch die Zellen im L. untersucht werden (nicht nur deren Zahl festgestellt).
Das MRT des Gehirns: T1 UND T2-gewichtet?
Das MRT der HWS: wie genau lautet der Befund des Myelon, und welche „Etagen“ wurden erfaßt von wo bis wo? Sie ist ja 7 Etagen hoch …

Du siehst, ein komplexes Gebiet.
Ich glaube, Du kannst so etwas weder in einem Forum wie hier eingehender bearbeiten noch auch über die Expertenfunktion. Sondern sinnvoll erscheint mir, Du bekommst Hinweise auf die Fragen, die Du vielleicht bei Deinen Ärzten aufwerfen könntest und solltest und bist selbst etwas genauer orientiert über die Möglichkeiten und Schwierigkeiten.
Und dann solltest Du, wenn sich erneute/ weitere Symptome zeigen und wieder Untersuchungen fordern, in eine große Uniklinik mit guter Neurologie-Abteilung gehen.
Da anscheinend bei Dir - oder von Dir? - eine MS diskutiert wird, könntest Du Dich auch an die Dir zunächst liegende MS - Selbsthilfegruppe wenden. Diese sind in der Regel sehr aktiv und engagiert und viele ihrer Mitglieder haben einen längeren, oft rätselhaften Leidensweg bis zur Diagnosestellung hinter sich bringen müssen, sie würden Dich sicher mit viel Kenntnis und Verstehen begleiten können, auch wenn sich herausstellte, daß es sich bei Dir um eine andere Erkrankung handelt. Dort kennt man in der Regel auch versiertere Neurologie-Abteilungen.
S.I.

#4

Hallo,

Nun meine Fragen:
1.) Seit ca. 3 Wochen bin ich aus dem Krankenhaus raus, seit
ca. 2 Wochen ging es mit dem Kribbeln wieder los - Macht es
Sinn, jetzt schon wieder die ganzen Untersuchungen machen zu
lassen oder wäre das noch zu früh, um MS nachzuweisen? Oder
soll ich erst zu einem niedergelassenen Neurologen gehen?

Lass dir am besten einen Termin bei einem niedergelassenen Neurologen geben. Auf diesen Termin wirst du eh 4-6 Wochen warten müssen (in manchen Gegenden sehr viel länger). Absagen kannst du ihn ja immer noch.

2.) Kann man MS auch nachweisen, wenn gerade kein akuter
Schub da ist?

Die Diagnose der MS ist nicht ganz einfach. Lies es dir am besten mal hier durch (nur die Diagnosekriterien nach McDonald, das andere ist schon überholt): http://de.wikipedia.org/wiki/Diagnosekriterien_der_M…

3.) Was könnte es sonst sein? (evtl. Durchblutungsstörungen
oder andere neurologische Erkrankungen?)

Naja, ein Vitaminmangel wurde ja ausgeschlossen. Es könnte eine Polyneuropathie sein. … Was haben denn die Ärzte gesagt, was es noch sein könnte?

Da mich das Ganze nun mittlerweile sehr mitnimmt und leider
auch mein alltägliches Leben beeinträchtigt, wäre ich für
Ratschläge sehr dankbar.

Naja, mach einen Termin beim Neuro, nimm ein Vitamin-B-Komplex-Präparat, wenn es schlimmer wird, geh als Notfall zum Arzt, wenn nicht, dann befrage den Neuro. … Entspannungsübungen, Meditation, gesunde Ernährung (wenig Fleisch, viel Obst/Gemüse), ein wenig Bewegung können derweil nicht schaden.

Schöne Grüße

Petra

#5

Ich danke euch allen für Eure Antworten, es hat mir wirklich einen Schritt weitergeholfen und ich werde die Tipps berücksichtigen und am Ball bleiben.
Viele Dank!!