Wartezeiten beim Arzt

Hallo,
nachdem ich heute nach einer Stunde Wartezeit beim Orthopäden (mit
Termin) gefragt habe, wann ich denn nun endlich dran bin, die patzige
Antwort bekam, dass noch 6 Patienten vor mir sind und ich mit
mindestens noch anderthalb Stunden rechnen muss, gegangen bin, frage
ich mal hier nach Meinungen - mit Vorliebe von Ärzten!
Es handelt sich hier nicht um einen Einzelfall - während meiner
gesamten Schwangerschaft hatte ich Wartezeiten von nicht unter einer
Stunde, woraufhin ich nach der Gebrut den Arzt gewechselt habe.
Sinnos, denn beim Neuen warte ich genauso lange.
Warum macht man überhaupt einen Termin, wenn man sowieso Stunden
warten muss? Warum ist es einer Sprechstundenhilfe nicht möglich zu
kommunizieren, also mal kurz ins Wartezimmer zu gehen und die
Patienten darüber zu informieren, dass es länger dauert und wie lange
es voraussichtlich noch dauern wird? Warum bekommt man wenn man
nachfagt nicht eine Entschuldigung, dafür, dass man so lange warten
muss, sondern eine patzige Antwort? Warum sind Ärzte, so wie andere
Dienstleister, nicht in der Lage zu koordinieren, organisieren und
Termine zu halten? Wird tatsächlich geglaubt, dass der Patient
(Kunde) immer Zeit hat und umgekehrt keinen Terminplan hat und diesen
auch hält? Warum lassen es auch so viele Menschen mit sich machen?
Die regen sich innerlich auf, tauschen sich vielleicht noch mit
Leidensgenossen im Warteraum aus, halten aber vor dem weissen Kittel
die Klappe?
Dass die Ärzte weniger verdienen und dafür mehr Verwaltungsaufwand
haben, seit diverser Reformationen ist mir bekannt, als eine Antwort
aber allerhöchstens als eine Erklärung für eine unzureichende
Oragnisation akzeptabel. Ich kenne eine Zahnärtin, da wartet man
höchstens 5 Minuten. Warum klappt das nicht bei den anderen?
Viele Grüße
Chili

hallo chili
du hast recht, das ist voll nervig. aber zum beispiel bei meinem sportarzt hab ich in dem buch gesehen, in das die die dermine eintragen, dass er immer 2 patienten für einen termin eingetragen hat!!! verrückt.
natürlich kann es sein dass mal ein notfall dazwischen kommt, aber beim zahnarzt doch wohl eher selten, oder?
Elena

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Hallo,

darf ich mal raten, du bist pflichtversichert?

Warum sind Ärzte, so wie
andere
Dienstleister, nicht in der Lage zu koordinieren, organisieren
und
Termine zu halten?

Weil viele Leute der Sprechstundenhilfe nicht mitteilen wollen was sie genau wollen („ich spreche nur mit dem Arzt“), so kann sie nicht planen, wie lange der Termin wohl dauern wird.

Grüße,
Sue

Hallo.

[…] frage ich mal hier nach Meinungen - mit Vorliebe von Ärzten! […]

Mitnichten ein solcher ich bin. Eine Meinung habe ich aber trotzdem …

Beim Zahnarzt, soweit auch meine Erfahrung, klappt die Termineinhaltung in der Tat deutlich besser. Das dürfte damit zu tun haben, dass Zahnbehandlungen im Voraus planbar sind und auch geplant werden. Der Notfall - also der Patient mit ganz schlimm Aua, der sofort drangenommen wird - macht nur einen relativ kleinen Anteil des Tagesprogramms aus. Ansonsten sind Zahnarztpatienten entweder zum Nachgucken da (Maul auf, reingucken, maximal 32 Zähne, Maul zu), oder es wird eine Behandlung am Zahn x.y durchgeführt. Beides ist auch zeitlich recht gut vorauszuplanen. Und vor allem schwätzen die Patienten nicht so furchtbar viel … :wink:

Der Hausarzt weiß im günstigsten Falle, wer da wieder zum Stören kommt und in etwa, wo es wehtut. Ob die berühmten „unklaren abdominellen Beschwerden“ nun von der Leber oder von einem verklemmten Furz herrühren, muss erst geklärt werden, und das kann 5, aber auch 25 Minuten dauern. Zwei oder drei Patienten von der Sorte, und die Tagesplanung kann man den Hasen geben. Hat man den Nächsten für eine halbe Stunde später bestellt, ist ggf. 20 Minuten nix zu tun, während sämtliche Kosten weiter laufen. Das kann sich kein Freiberufler leisten. Also bestellt man den Nächsten für 10 Minuten später und hofft, dass es einigermaßen klappt - wenn dann aber drei 25-minütige (die vielleicht auch noch hier und da ein Wehweh haben, oder noch ein Rezept oder eine Überweisung brauchen) hintereinander kommen, sitzt der für 15 Uhr bestellte Patient um 16 Uhr immer noch da. Entweder man schränkt also die Untersuchungsqualität drastisch ein, oder man nimmt in Kauf, dass es eben auch mal dauern kann.

Beim Facharzt wird es noch schwieriger sein : Der bekommt viele der überwiesenen Patienten zum ersten Mal zu Gesicht und wird natürlich eine vollständige Anamnese, zumindest für seinen Kram, durchführen. Beim Orthopäden z.B. gucken, was der Rücken macht, wie die Fußstellung ist und dergleichen Dinge mehr. Nun steht auf dem Überweisungsschein möglicherweise „unklare Rückenbeschwerden“ … herzlichen Glückwunsch.

Wenn es denn was Orthopädisches ist (also nicht das Herz, die Lunge oder eine neurologische Geschichte), müssen zumindest die Wirbelsäule, das Hüftgelenk, die Beine und die Füße untersucht werden. Oder aber der Arzt bemerkt eine Verspannung in der Schulter und zuppelt mal kurz, es macht Knacks und der Patient ist beschwerdefrei - zeitlicher Unterschied mindestens eine halbe Stunde. Und wohlgemerkt : Nicht planbar! Der selbe Effekt wie beim Allgemeinmediziner, nur potenziert, weil es sich noch um ganz andere Zeitdifferenzen handeln kann. Dazu kommen noch die Unfallpatienten (ganz viele Orthopäden sind auch Unfall- und/oder Sportärzte!) : Verkehrs- und Arbeitsunfälle, Kind von der Rutsche gefallen, Wurstfinger im Kühlschrank geklemmt, beim Nordic Walking die Ohren gebrochen … und die haben alle Aua und erwarten - meist mit Recht - einen gewissen Vorrang.

Unhöflichkeit seitens der Praxishelferinnen ist allerdings ein anderes Kapitel. Unter diesen gibt es zwar auch Naturziegen, aber die meisten sind schlicht unterbezahlt und überfordert. Das, was die so bekommen, ist, verglichen mit dem, was sie leisten müssen, ein Armutszeugnis. Das entschuldigt zwar keine Unfreundlichkeit, erklärt sie aber vielleicht ein Stückchen. Zumal leider viele Ärzte mit ihrem Personal auch umgehen wie mit Leibeigenen … außerdem gefällt es den Damen auch ganz toll, wenn sie auf Anweisung ihres Chefs den Terminplan vollwamschen bis zum Anschlag, dafür von den Patienten kurz und lang geheißen werden und, nach des Tages Müh und Last, möglicherweise vom Chef, der sich auch Beschwerden hat anhören müssen, dafür noch einen extra obendrauf bekommen. Dass der Feierabend mal wieder um Viertel Zack vor Schmirk ist, weil die Sprechstunde so voll war (wofür die Arzthelferin in der Regel genau so viel bekommt, wie sie sieht, wenn sie die Augen zumacht), zu Hause Larry ist, weil sier so lange getrödelt hat usw. usw. - alles sehr motivationshebend.

Gruß Eillicht zu Vensre

Hallo Chili
Die Anderen, insbesondere Sue und Eillicht, haben ja schon richtige und wichtige Antworten geliefert, ich kann dem großenteils beipflichten.
Als ich noch meine Allgemeinpraxis hatte, war es deutlich schwieriger, kostendeckend zu arbeiten, ohne Wartezeiten für die Patienten mit drin zu haben. Denn wenn man so wenig Knete für ne Behandlung bekommt wie der Allgemeinarzt, dann muss man sich den Tag vollterminieren.
Als ich mich dann auf die Psychotherapie verlegte, war es deutlich einfacher. Jeder Patient kriegt (normalerweise) einen GTermin zu einer vollen Stunde und gut is. Da gibts keinen Stau - weder im Wartezimmer noch in den Arterien oder der Galle der Mitwirkenden.
Andererseits muss ich hier auch nochmal in das Patienten-Horn blasen: Die Patienen haben schon auch recht, wenn sie sich übe so elend lange Wartezeiten aufregen, denn dieselben kann man als Arzt schon vermeiden, wenn man nach einiger Zeit Efahrung seine Praxis terminlich einigermaßen strukturiert. Ich habe auch amals als Allgemeinarzt grundsätzlich nicht zwei Leute am gleichen Termin bestellt, sondern eher in Kauf genommen, dass einer mal nicht kömmt und ich dann ne Viertelstunde „frei“ habe. Da kann ich ja dann irgend ne doofe Ärzte-Zeitung oder ein gutes Buch lesen. :wink:
Gruß,
Branden

Servus Chilli,
eigentlich sollte man Eillichts fulminantem Essay nichts hinzufügen, aber nachdem ich für einige Zeit verantwortlich für die Termingestaltung in einer Zahnarztpraxis war, vielleicht doch ein paar Gedanken dazu:

Es gibt Praxen, wo man vielleicht mal länger als 30 min warten muß. Dann gilt all das, was Eillicht schon geschrieben hat. Jeder von uns wünscht sich, daß beim Arzt soviel getan wird, wie im Augenblick notwendig ist. Ich habe mal im Warteflur der Münchner Poliklinik gesessen und die Blutpfütze vor meinen Füßen immer größer werden sehen. Ärzte und Schwestern haben dann beim Vorbeigehen einen kleinen Bogen gemacht, um nicht auszurutschen. Da hatte ich den Eindruck, daß diese Bedingung suboptimal erfüllt war. Heute weiß ich, daß man mit ziemlich wenig Blut eine große Pfütze machen kann, und sehe das nicht mehr so eng :smile:
Wenn das Notwendige für eine/n PatientIn länger braucht als geplant - OK. Wenn man in bestimmten Praxen immer-, und in anderen Praxen gelegentlich mal -, länger warten muß, liegt es wahrscheinlich an der Organisationsbereitschaft der Praxis. Jeder Depp kann seine Sprechstundenzeiten pro Jahr durch die Anzahl seiner Patienten teilen, wenn er will. Damit hättte er schon mal eine Kalkulationsgrundlage. Ich gestehe als Patient einem Kollegen einmal eine Terminüberschreitung von > 30 min und ein weiteres mal von > 15 min zu - dann bin ich weg, wegen erwiesener Unprofessionalität. Wer schon seine Behandlungszeiten nicht auf die Reihe kriegt, kriegt auch anderes wichtige nicht hin, wie die wichtige Koordination des Personals in der eigenen Praxis, die Optimierung der Kontakte zu Labors, Kollegen, Krankenhäusern etc. Das berühmte ‚Händchen‘, oder die diagnostische ‚Nase‘ sind ‚nice to have‘, spielen aber heute bei der Qualitätsbeurteilung einer Praxis eher eine Nebenrolle. Darüber sind sich übrigens bei Befragungen auch die Patienten einig, siehe:

http://www.kbv.de/8700.html

Ich selbst glaube, daß manche ÄrztInnen so eine Art ‚Dagobert-Duck-Effekt‘ brauchen: „hineinspringen, wie ein Maulwurf darin herumwühlen“. Erst wenn das Wartezimmer seinen Namen bestätigt, wenn es drin riecht, wie nasser Hund, weiß man, daß man ein gesuchter Arzt ist. Das macht sicher und läßt einen doch noch schlafen, wenn die Bank wieder einmal behauptet hat, daß man mit jedem Patienten einen bestimmten Betrag draufgezahlt hätte. „Bornierte Idioten!“
Ich kann mir vorstellen, daß manche/r lieber die vierte Fortbildung zum ‚irritable bowel syndrome‘ besucht, als einmal einen Kurs über Zeitmanagement.

Kai

Hallo Kai,
danke - du sprichst mir aus der Seele.
Ich weiss das ja alles: Überfüllter Terminkalender mit zeitlicher
Doppelbelegung, Überstunden, schlechte Bezahlung, keine Bezahlung
usw. usw.
Mir geht es aber darum dass die Ärzte ihr Zeitmanagement nicht auf
die Reihe kriegen und das ist ein ignorantes Verhalten ihren
Patienten gegenüber. Vielleicht sollte man tatsächlich eher von
„Kunden“ als von „Patienten“ sprechen!
Und wenn ein Arzt eine unprofessionelle Terminierung hat dann möchte
ich als Patient darüber informiert werden, dass ich so und soviel
Zeit mitbringen soll. Und zwar in dem frühstmöglichen Moment, wenn es
sich also um die Regel handelt, dann wenn ich den Termin vereinbare
und wenn es sich um eine Ausnahme handelt, in dem Moment wo es
abzusehen ist. Dann kann ich selber entscheiden, ob ich das möchte
oder nicht. Alles andere ist Arroganz. Das sagt in jedem anderen
Bereich funktioniert das auch so, warum sollten die Ärzte da eine
Ausnahme sein?
Viele Grüße

Hallo,

Mir geht es aber darum dass die Ärzte ihr Zeitmanagement nicht auf
die Reihe kriegen und das ist ein ignorantes Verhalten ihren
Patienten gegenüber. Vielleicht sollte man tatsächlich eher von
„Kunden“ als von „Patienten“ sprechen!

Sehe die Sache doch mal von der anderen Seite.

Wenn Du doppelt so viele Kunden hast, wie Du reel bedienen kannst,
und die Hälfte noch nicht mal ihre Dienstleistung angemessen
bezahlen kann, dann suchst Du Dir im Geschäftsleben die die guten
Kunden raus und läßt die anderen am Steifen Arm verhungern.

Zum Glück für die Kundschaft hat der Onkel Doktor jedoch keine
Kunden, sonden eben Patienten und alle wollen mal rankommen.

Viele kommen auch weil’s ihnen langweilig ist oder weil ein Pups
steckengeblieben ist oder weil Sie die 8€ für die frei verkäuflichen
Hustentropfen sparen wollen.

Da hilft nur eines. Alle anstehen lassen und mit stoischer Gedult abwarten bis die ca. 25% Kunden … ähm Patienten wieder gegangen
sind, welchen doch nicht so dolle krank sind und deshalb nicht
unbedingt 5h freiwillig sinnlos rumsitzen wollen.
Da freut sich der Onkel Doctor, daß er nicht 16h sondern nur
12h am Tag seine Kundschaft … ähm Patienten bedienen muß.
Gruß Uwi

Jeder Depp kann seine Sprechstundenzeiten pro Jahr durch die
Anzahl seiner Patienten teilen, wenn er will. Damit hättte er
schon mal eine Kalkulationsgrundlage.

Meine Rede, Kollege, meine Rede. (siehe unten) So isses und nicht anders.
Es grüßt Dich
Branden

Hallo Chili,

da muß ich aber die Orthopäden/Unfallchirurgen ein bissl in Schutz nehmen…

Es stellt sich häufig erst während der Untersuchung heraus, daß diese etwas ausführlicher ausfallen muß, daß zusätzlich noch Röntgen/Sono/was-weiss-ich erforderlich ist, daß punktiert oder genäht werden muß, etc. Und wenn noch ein Notfall dazwischen kommt, dann gerät nun einmal selbst der perfekte Terminplan durcheinander.

Im Prinzip gebe ich Dir aber Recht: stundenlange Wartezeiten in einer Bestellpraxis bedeuten schlechtes Praxis-Management. Nur ist keineswegs der Arzt schuld: Terminplanung und Organisation der Sprechstunde ist Chefsache, nur ist hier mit Chef nicht der Doc gemeint, sondern die Praxismanagerin bzw. die Rezeptionistin - schließlich kennt sie ihren Chef und die Praxisabläufe (zumindest in der Theorie). Von Notfallpatienten mal abgesehen, fängt es fängt bei der Terminvergabe an. In vielen Praxen vergibt Termine derjenige, der gerade in der Nähe des Telefons ist und das ist grundfalsch, denn jeder kritzelt im Kalender herum und schreibt nicht einmal dazu, worum es bei dem Termin geht.

  1. Eine - übrigens sehr beliebte - Todsünde: zwei neue Patienten hintereinander, mit Vorliebe gleich zu Beginn der Sprechstunde. Wenn die beiden durch sind, kannst Du den gesamten Terminplan in die Tonne kloppen.
  2. Nicht jeder, der einen Termin begehrt, muß auch wirklich zum Doc. Oft stellt sich auf eine einfache Nachfrage heraus, daß derjenige z. B. nur ein Rezept, fünfzehn Überweisungen oder eine Unterschrift auf einem Formular für die Krankenkasse braucht.
  3. Unrealistische Terminierung: einen 5 Minuten-Termin kann ich eine AU-Verlängerung reservieren, aber nicht für eine Befundbesprechung, OP-Planung oder einen neuen Patienten einplanen. Fehlende Puffer im Terminkalender: wenn ich weiß, daß sich die Sprechstunde ewig hinzieht, weil häufiger Notfälle reinkommen, dann baue ich entsprechende Pufferzeiten ein.
  4. Notorische ‚Ich habe zwar keinen Termin, müßte mal aber wieder mit dem Doc plaudern‘-Patienten bis zum Ende der Sprechstunde warten lassen. Ich garantiere Dir, daß sich diese Leute spätestens nach dem zweiten Mal brav anmelden. Auch Pharmareferenten sind reine Zeitdiebe, aber auch hier kann man mit einer Terminplanung entgegenwirken.
  5. Manchmal ist auch die Einführung von Schwerpunktsprechstunden sehr hilfreich, weil man da ganz anders planen kann.

Warum sind Ärzte, so wie
andere
Dienstleister, nicht in der Lage zu koordinieren, organisieren
und
Termine zu halten?

Weil sie häufig schlicht nicht wissen, daß das Wartezimmer immer noch brechend voll ist. Auch hier ist die Arzthelferin gefordert.

Dass die Ärzte weniger verdienen und dafür mehr
Verwaltungsaufwand […]
aber allerhöchstens als eine Erklärung für eine unzureichende
Oragnisation akzeptabel.

Das ist an sich auch keine Sache des Arztes sondern der Praxismanagerin. Nur kann das natürlich nicht funktionieren, wenn die Praxismanagerin lediglich halbtags oder gar auf Mini-Job-Basis arbeitet.

Grüße
Renee

Hallo!

Ich muss meine Berufskolleginnen mal ein bißchen in Schutz nehmen. Die Arzthelferinnen bestimmen in den allermeisten Fällen nicht selbstherrlich darüber, in welchem Takt Patienten einbestellt werden. Wenn der Chef (also: der Arzt) Termine doppelt belegt haben will, müssen halt zwei Patienten für die selbe Uhrzeit bestellt werden. „Praxismanagerin“ klingt übrigens toll, aber letztendlich wird auch die Erstkraft einer Praxis zur Handlangerin des Arztes degradiert. Sie wäre ihren Job schnell los, wenn der Terminkalender Leerzeiten hätte.

Mal ein Beispiel: ich habe bei einem Augenarzt gearbeitet, der grundsätzlich im Viertelstunden- Abstand Termine vergab. Klappte wunderbar, Leerlauf war kaum einmal, aber länger als 10-20 Minuten saß auch selten jemand im Wartezimmer. Und das, obwohl täglich auch einige Leute ohne Termin kamen (die dann problemlos zwischen geschoben werden konnten).

Dann habe ich bei einem Augenarzt Probe gearbeitet, der die Leute im 5-Minuten-Takt einbestellte- teilweise sogar Ehepaare gleichzeitig. Das Wartezimmer quoll über, die Leute standen zum Teil auf dem Flur, Überstunden waren dadurch natürlich eher die Regel als die Ausnahme. Gott sein Dank konnte ich ein anderes Arbeitsangebot annehmen und musste dort nicht anfangen! Für den Arzt sicherlich ein einträgliches Geschäft, die Arzthelferin mit ca. 1600 Euro brutto für 40- 42 Std./ Woche kriegt Überstunden aber oft nicht zusätzlich vergütet.

Das übrigens jeder in einer Praxis im Terminkalender rumkritzelt (wie hier in einer Antwort geschrieben wurde), stimmt so auch nicht ganz. Meist gibt es Einteilungen, wer an der Anmeldung sitzt und die Terminvergabe erfolgt nicht mehr „in Kladde“, sondern mittels Eintrag im elektronischen Terminkalender. Aber wie gesagt: die Planung kann nur so gut sein, wie die Vorgaben für die Terminvergaben sind. Wenn der Arzt meint, das er 100 Leute am Tag schon irgendwie bewältigen kann, dann wird er kaum auf 50 reduzieren und seine Einnahmen damit verringern, nur damit die Kundschaft nicht so lange im Wartezimmer sitzt.

Ein ähnliches Phänomen gibt es aber auch in anderen Berufen. Wie oft hat man schon stundenlang auf einen Handwerker gewartet, der sich durch seine vorherigen Termine verspätet hat. Nur das hier der Markt mittlerweile heiß umkämpft ist, während in ländlichen Regionen der nächste Arzt oft weit entfernt ist. Meiner Freundin im tiefsten Sachsen- Anhalt haben sie beim Facharzt (Mitte September 2006!) einen Termin für April 2007 (!) angeboten. Nur, wenn sie aus eigener Tasche bezahlt, könne sie noch dieses Jahr zur Untersuchung kommen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt…

Liebe Grüße
Kata Rina