Hallo hier noch ein Artikel aus der FAZ
Das Funktionsprinzip der „Rollbombe“
Die Bombardierung der Möhnetalsperre folgte einem ausgeklügelten Plan - hier nach den Recherchen von Helmuth Euler („Als Deutschlands Dämme brachen“) dargestellt. Eine zylinderförmige Bombe, 4,2 Tonnen schwer, 1,52 Meter breit und 1,27 Meter im Durchmesser, die in V-förmigen Spezialhalterungen an „Lancaster“-Bombern hing, wurde in Rückwärtsrotation versetzt. Da barometrische Höhenmesser Flughöhen unter 30 Metern nicht anzeigten, wurde die Abwurfhöhe von 18,30 Metern mit einer originellen Methode berechnet. Zwei Soldaten hatten die Idee in einem Variete geboren, in dem eine Tänzerin von zwei Scheinwerfern angeleuchtet wurde. Die Lichtkegel zweier Punktscheinwerfer, die vorn und hinten am Flugzeug angebracht waren, mußten sich auf der Wasseroberfläche zu einem Oval formen - dann war die Abwurfhöhe erreicht. Entfernungen errechneten sich ähnlich originell: Schaute man an der Ecke eines Sperrholzdreiecks durch ein Loch und sah die beiden Türme der Staumauer deckungsgleich mit Nägeln, die in die beiden anderen Ecken geschlagen waren, stimmte die Entfernung für den Abwurf. Die auf 500 Umdrehungen in der Minute gebrachte Rollbombe wurde freigegeben. Bei Vorwärtsrotation wäre sie schnell versunken. Wegen des Rückwärtsdralls aber hüpfte sie wie ein Kieselstein über das Wasser. Sie übersprang die Torpedonetze, die knapp aus dem Wasser ragten, stieß gegen die Mauer und lief an ihr hinunter. In einer Tiefe von 9,10 Metern wurde der hydrostatische Zünder ausgelöst. Zur Sicherheit - damit die Deutschen nicht in den Besitz nicht gezündeter Bomben kamen - war auch ein Neunzig-Sekunden-Zünder installiert. Die meisten Bomben verfehlten ihr Ziel, sprangen über die Mauer oder gingen im See unter. Eine Bombe aber traf genau. (kai.)
Quelle: F.A.Z., 16.05.2003 / Alfons Kaiser