Liebe Militärfachleute,
was würdet Ihr als typisch deutsche Militärtradition aufzählen?
Führen von vorne?
Auftragstaktik?
Stellung der Unteroffiziere?
Der (frühere) Generalstab?
Ergänzungen, Kommentare, Korrekturen herzlich willkommen!
Besten Dank sagt
Andreas
Vielleicht noch gleiche Verpflegung für alle.
Hallo Andreas
die von dir genannten Begriffe sind in der Gegenwart vielleicht kennzeichnend, zumindest in der Kombination. In anderer Kombination findet man sie auch sonstwo.
Ergänzen würde ich vielleicht noch dass Offiziere nicht in gesonderten Kadettenanstalten und Akademien herangezogen werden und daraus folgend eine relativ hohe Durchlässigkeit der Dienstgradgruppen nach oben. Allerdings ist auch dies in anderen Armeen zu finden.
Ob es so etwas wie den Wehrbeauftragten und das Beschwerdewesen der BW in anderen Armeen gibt weiß ich nicht, bezweifle es aber.
Historisch gesehen gibt es wahrscheinlich gar nichts typisches, weil das Militär ständigen Wandlungen unterworfen war und es das deutsche Militär ja die meiste Zeit gar nicht gab.
Gruß
Werner
Als einzige „typische deutsche“ Angelegenheit fällt mir da nur die „Übergebildetheit“ der deutschen Offiziere ein, sowie die Tatsache, daß Gewehre ausgeputzt werden bis zum Geht-nicht-mehr.
Zu 1: Die deutschen Offiziere waren viel zu gebildet und haben mit ihren Lateinkenntnissen dauernd versucht, Hannibals Cannae nachzustellen, auch noch im 1. und 2.WK. Heute noch werden antike Schlachten analysiert obwohl die Kenntnisse darüber dürftig sind (Gen. Reinhard z.B.).
Hallo,
Jedes Mitglied der deutschen Armee bezeichnet sich als Soldat - auch ein Herr General. Unterstrichen wird das auch durch das „gleiches Essen für alle“. Jetzt weiß ich aber nicht, ob die Trennung zwischen Offizieren und den unteren Dienstgraden zur Kaiserzeit nicht stärker und identitätsstiftend war.
Beste Grüße,
DaBenn
Auch die Soldaten anderer Armeen bezeichnet sich als Soldaten, das ist nicht typisch deutsch.
Es geht ja nicht um „identitätsstiftend“, sondern um „typisch deutsch“.
Wann war das denn?
Bei uns in der Kaserne war das Futter für >= Leutnant was ganz anderes als der „Trog“ für die Mannschaften…
G
Nick
Hallo,
bei der Wehrmacht wars noch so. Die Überlebenden des versenkten Hilfskreuzers Atlantis waren jedenfalls sehr erstaunt, dass auf den italienischen U-Booten, die sie aufgenommen hatten, Offiziere und Mannschaften unterschiedliche Verpflegung erhielten (s. „Atlantis“ von Mohr/Sellwood).
Gruß,
Markus
Hallo,
Bei uns in der Kaserne war das Futter für >= Leutnant was ganz
anderes als der „Trog“ für die Mannschaften…
Das ist aber ein altes Prinzip der Truppenverpflegung. Ich kann mir kaum vorstellen, dass das irgendwo anders gehandhabt wurde. Wahrscheinlich sah es nur anders aus, weil es in gehobenem Tafelgeschirr angerichtet und einzeln vorgelegt wird und nicht aus dem Trog auf den Teller gepappt wird.
Außerdem speisen die Offiziere ja oft im Offizierskasino, wo, wie im Mannschaftsheim, gegen Bezahlung andere Dinge sozusagen á la Carte, zu haben sind. Das hat dann aber mit der Truppenverpflegung nichts zu tun.
Gruß
Werner
Hi,
Da klingelts irgendwo im Hinterkopf.
Angerichtet auf Prozellan und serviert, aber die selben Gerichte.
Bin nächste Woche zum Schafkopfturnier mal wieder in der Kaserne, da werd ich nachfragen.
G
Nick
Nein, gleiches Essen für alle ist nicht typisch deutsch.
Napoleon aß ganz bewußt mit den einfachen Soldaten zusammen Eintopf.
Hallo,
Nein, gleiches Essen für alle ist nicht typisch deutsch.
Ich habe nicht behauptet dass dies typisch deutsch ist, sondern nur darauf hingewiesen, dass es in der deutsche Armee prinzipiell so ist.
Ich würde aber auch sagen, dass etwas typisches nicht unbedingt einzigartig sein muss.
Sauerkraut wird schießlich auch in Polen, Tschechien usw. gegessen trotzdem gilt es als typisch deutsch.
Napoleon aß ganz bewußt mit den einfachen Soldaten zusammen Eintopf.
Wie auch Caligula et al. Dass dies betont und überhaupt überliefert wird, ist doch ein starker Hinweis darauf, dass dies zu seiner Zeit nicht üblich war.
Heute würde man sich sehr wundern, wenn man sich sagen lassen müsste, dass General Schneiderhahn das gleiche isst wie seine Mannschaften.
Gruß
Werner
Na, ja, Caligula habe ich extra nicht genannt, da besteht ja immer starker Topos-Verdacht.
Hallo Werner,
Heute würde man sich sehr wundern, wenn man sich sagen lassen
müsste, dass General Schneiderhahn das gleiche isst wie seine
Mannschaften.
Dann wundere Dich mal; das ist nämlich so, wenn er dienstlich isst. Ich denke mal, diese Tradition rührt aus dem „Fronterlebnis“ im 1. Weltkrieg. Dazu gehört übrigens auch, dass im Feld die Mannschaften zuerst verpflegt werden, dann die Dienstgrade.
Gruß,
Andreas
Hallo Werner,
Dann wundere Dich mal; das ist nämlich so, …
Ich fürchte du hast den Sinn meiner Aussage im Kontrast zum vorhergehenden nicht verstanden.
Meiner Meinung nach würde man sich heute wundern, dass dies überhaupt erwähnt wird, weil es als selbstversändlich erachtet wird.
Im Gegensatz zur Zeit Napoleons, wo man sich über die Tatsache an sich wunderte.
Gruß
Werner
Hallo,
Führen von vorne?
Mmmjaaah…das machten manche wildgewordene US-Generäle auch. Und in der Wehrmacht war das m. W. nicht offiziell erwünscht.
Auftragstaktik?
Definitiv. Das wird heute von vielen Armeen kopiert.
Stellung der Unteroffiziere?
Was meinst du damit genau?
Der (frühere) Generalstab?
Wohl schon, sonst hätten ihn die Sieger nicht verboten…
Ergänzungen, Kommentare, Korrekturen herzlich willkommen!
Die strikte Betonung der Kameradschaft, die heute von den Militärhistorikern als ein wesentlicher Grund für die hohe Kampfmoral deutscher Soldaten angesehen wird. Das gemeinsame Essen/Feldbett gehört in diese Kategorie.
Gruß
smalbop
Bett teilen??? *g*
Hallo Smalpob,
Die strikte Betonung der Kameradschaft […] Das gemeinsame
[…] Feldbett gehört in diese Kategorie.
Bin ich froh, dass mir das erspart wurde!
Gruß,
Andreas
Verstanden. Ende. 
Hallo Andreas,
Die strikte Betonung der Kameradschaft […] Das gemeinsame
[…] Feldbett gehört in diese Kategorie.
Bin ich froh, dass mir das erspart wurde!
Muhaha! ,-)
…wobei ich nicht wissen möchte, was nach jahrelanger Zwangsenthaltsamkeit in den Unterständen so alles lief…
Gruß
smalbop