Warum hält ein Kanal das Wasser?

Hallo, ein Kanal scheint ja etwas ganz Unkompliziertes zu sein: Rinne graben, Wasser rein, fertig.
Allerdings: Wenn wir selbst irgendwo Wasser ins Erdreich kippen, versickert das. Bei Kanälen passiert das nicht. Warum? Zwar gibt es zur Seite Spundwände aus Stahl, die wasserdicht sein dürften, aber wie ist das bei Kanälen ohne Stahlwände? Meines Wissens nach werden da auch keine Folien verlegt oder Abdichtungen aus Beton oder Lehmboden gelegt - das betrifft also alles auch den Kanalgrund.
Und vor allem: Wie war das in früheren Zeiten ohne große technische Hilfsmittel?
Warum also behält der Kanal sein Wasser?
Herzlichen Dank für die  Beantwortung mit dieser scheinbar trivialen Frage!
Amadeus74

Servus,

hier ist eine hübsche Darstellung vom BAW: http://www.baw.de/de/geotechnik/projekte/dichtungssy…

Der dort erwähnte Ton wurde übrigens bereits beim Bau des Canal du Midi eingesetzt; schon eine geringe Strömung reicht in kleineren Wasserbauten wie Mühlgräben und Bewässerungssystemen dafür aus, dass vorhandener Ton so gleichmäßig verlagert wird, dass sich der Graben „selbst abdichtet“, wenn er nicht grade durch puren Sand, Torf oder Schluff geführt ist. Lehm wird durch leichte Strömung in seine Fraktionen Sand, Schluff und Ton getrennt, so dass er binnen Kurzem so gut dichtet wie Ton.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Und außerdem, in Ergänzung zu Blumepeter, läuft an den Kanälen deren Niveau über der Umgebung verläuft, ein Auffanggraben entlang, der am Ende des Kanals bzw. des Kraftwerks in das Unterwasser geleitet wird.
Udo Becker

Das ist der Lauf der Natur. Die Kanäle dichten sich zum Großteil, allein durch die Masse, selber ab. Das Wasser sucht sich immer den Weg des geringsten Wiederstands. Wenn es dann doch an einer Stelle reichlich versickert, dann entsteht ein See. Dieser wird über die Jahre soweit ausgespült/versickern, bis das Wasser irgendwo wieder weiterläuft.
Durch die Zeit ist der Boden bis zu einem bestimmten Punkte mit Wasser gesätigt.  Das gilt für Seen, als auch für Flüsse.

Wenn Ihr selbst irgendwo Wasser im Überfluss hinkippt (Gartenschlauch), dann entsteht auch ein Kanal.

Chris

Wenn Du nach Griechenland fährst, wirst Du z.B. in Delphi sehen, dass man Rinnen aus Stein gefertigt hat, um Kanäle zur Oberflächenentwässerung (für z.B. Regenwasser) zu bekommen. Oder man fertigte Rinnen aus Ton oder sogar ganze Röhren aus Ton, um Abwässer aus den Latrinen (den öffentlichen Toiletten, die es in den Badeanstalten gab) zu entsorgen.

Das Prinzip ist relativ einfach und es ist egal, ob das Wasser an der Oberfläche oder tief im Boden fließt: Es wird so lange versickern, bis es auf eine wasserundurchlässige Schicht stößt. Das kann z.B. Stein/Fels (z.B. Granit) oder auch Lehm sein.

Um einen Kanal zu fertigen, der Wasser führen kann, ohne dass das Wasser versickert, organisiere Dir eine lehmhältige Erde.

Verwendest Du keine lehmhältige Erde, sondern nur Erde, wie Du sie auf der Wiese, am Feld vorfindest, wird die Menge an versickertem Wasser relativ groß sein. Kanäle, bei bzw. mit denen man Wasser über viele Kilometer z.B.zur Bewässerung leitet, sind betoniert. Die Technologie des „betonierens“ war schon in der Antike bekannt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Betonrohr

Beton kann heute mit Additiven (Zusatzstoffen) versehen werden, mit dem der Beton quasi wasserdicht wird. Diese Stoffe kann man auch einsetzen, um einen Keller wasserdicht zu machen, wenn das Haus in einem Gebiet steht, wo der Grundwasserspiegel hoch ist oder bei Regen so hoch steigt, dass das Niveau des Grundwasserspiegels höher ist, als der Boden des Kellers (wenn der Grundwasserspiegel höher ist, als der Boden des Kellers, wird bei normalem Beton das Wasser durch die Wände in den Kellerraum hineingedrückt und so der Kellerraum geflutet, bis der Wasserspiegel im Keller genau so hoch ist, wie der Grundwasserspiegel außerhalb).

Normale Kanäle haben kein Stahlwände, sondern betonierte Rinnen oder Rohre. Stahl würde verrosten/korrodieren - und das kann je nach Inhaltsstoffen im Wasser durchaus rasch gehen, hätte außerdem sehr hohe Instandhaltungskosten zur Folge.

Zusammengefasst:
Bereits sehr früh in der Menschheitsgeschichte wusste man, wie man Lehm/Ton einsetzen kann. Krüge aus Ton wurden schon sehr bald eingesetzt, um Flüssigkeiten zu transportieren (und sei es nur das Cervesa in einer römischen Kneipe gewesen).
Später kam die Technologie des betonierens dazu.

Weitere Infos findest Du zahlreich unter www.google.de

Vielen Dank für die Antwort! Amadeus74